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21.lettres.a.la.photographie@gmx.de

Ausschnitt aus Brief Nr. 2 / Part of letter nr. 2 (2010)

Wenn die Subversion museumsfähig wird

Das Folkwang Museum in Essen geht mit seiner im Untergeschoss neu eingerichteten Photographie- Galerie einen Weg der durchaus diametral der im Erdgeschoss stattfindenden Keith Haring Ausstellung mit ihrer Publikumswirksamkeit entgegensteht.

Die berüchtigten 21 Briefe an die Fotografie sind nichts anders als höchstens DIN A4 Größe Einzelbilder oder kleiner Serien von Bildern die verschiedenen Institutionen der deutschsprachigen Photographie von 2010 bis 2018 zugeschickt wurden. Diese gehen einen ganz anderen Weg als der Blog “Wider die kommerzielle Verblödung der Fotografie”  der mit vielen (Schimpf)worten die Vermassung der Fotografie beklagt. Diese Briefe richten sich nicht an internetnutzende Amateure sondern an `Institutionen´ der Photowelt. Hier sind es Bilder, die in mehrfacher Hinsicht  gegen die Glorifizierung des Autors / Künstlers und die Hervorhebung künstlerisch „wertvoller“ Themen und Strategien angehen. Zum einen scheint es ein Kollektiv zu sein, also schon daher etwas das den Einzelautor in Frage stellt. Zum zweiten sind die Zusendungen anonym, verweigern sich also nochmal der Zuschreibung und zum dritten sind die Bilder so betont alltäglich, fast antikünstlerisch, dass man sie so kaum in den Kunstbetrieb integrieren kann. Sie sind aber auch nicht dokumentarisch im klassischen Sinne, abgetrennt vom Entstehungskontext und erläuternden Worten stehen sie einfach da und erwarten berücksichtigt oder verworfen zu werden. Ihren Wert erhalten sie im Nachhinein vor allem durch ihren Gestus des Protestes gegen die Etablierung und Glorifizierung der Photographie in der Kunst- Landschaft.

Was nicht so richtig rüberkommt ist, was für einen Impact die Briefe in der Photo- und Kunstwelt hatten? Wurden sie überhaupt beachtet? Haben sie wirklich provoziert?  Gut einer der Brief ist zerrissen. Da scheint zumindest der Empfänger Wut oder Missbilligung empfunden zu haben. Aber es kann auch ein schon vom Versender/ von den Versendern gesetztes Signal sein, das auf die Fähigkeit von Bilder hinweist Emotionen zu erwecken.

ich gebe es gleich zu, diese kleine Ausstellung im Keller des Folkwang-museums in Essen ließ mich, und lässt mich noch, ein wenig ratlos zurück. Fast zehn Jahre lang hat ” Jemand” diese Briefe ” ca. zweimal im Jahr an Foto-Redaktionen und -Kuratoren gesendet. Es ist nicht nur ein anonymer sondern auch ein wortloser Protest gegen die Entwicklung der Fotografie, gegen die Stars der Photokunstszene. Die Form mutet aus heutiger Sicht leicht antiquiert an. Ein gefaltetes Blatt DIN A4 mit schwarz-weiß Fotos bedruckt in einem Briefumschlag versehen mit einem farbigen Stempel. Eine E-Mail-Adresse: 21.lettres.a.la.photographie@gmx.de Also eine Provokation mit einer Einladung zur Reaktion?

Ich hab da mal ´ne mail hingeschickt und auch bald eine Antwort bekommen deren zentraler Satz die Hauptstoßrichtung der Briefe nochmal betont: „21. Lettres ist als Briefform angelegt und wird ohne Erklärung versendet. So wollen wir es auch beibehalten und sind gespannt, was Sie darin sehen.“

Es ist nicht offengelegt, ob das Folkwangmuseum die Sammlung von Jemandem erworben hat, der die Briefe gesammelt hat oder ob der Autor selbst sie nach dem 20. Brief versilbert hat. Zweiteres scheint mir wahrscheinlicher, da ja das Museum im ersten Fall kein Grund hätte ein Geheimnis daraus zu machen. Den Kuratoren der Ausstellung scheint immerhin klar geworden zu sein dass die unscheinbaren Briefchen so provokant sie auch seien nicht eine ganze Ausstellung tragen – so wurden sie durch Bilder ergänzt die ebenfalls vom Bild her Fragen an die allgemeine Bildproduktion stellen.

When Subversion becomes a museum piece

The Folkwang Museum in Essen, with its newly established photography gallery in the basement, is taking a path that is diametrically opposed to the Keith Haring exhibition on the ground floor, which has a public appeal.


The notorious 21 Letters to Photography are nothing more than single pictures or small series of pictures in DIN A4 size that were sent to various institutions of German-language photography from 2010 to 2018. These letters take a completely different approach than the blog “Wider die kommerzielle Verblödung der Fotografie” (Against the commercial stupidity of photography), which laments with many (insulting) words the mass of photography. These letters are not addressed to internet-using amateurs but to ‘institutions’ of the photographic world. Here they are pictures that in many ways oppose the glorification of the author / artist and the emphasis on artistically “valuable” themes and strategies. On the one hand it seems to be a collective, therefore something that questions the individual author. Secondly, the submissions are anonymous, i.e. they refuse to be ascribed, and thirdly, the pictures are so emphatically everyday, almost anti-artistic, that it is hardly possible to integrate them into the art world. But they are also not documentary in the classical sense, separated from the context of their creation and explanatory words they simply stand there and expect to be considered or rejected. In retrospect, they receive their value primarily through their gesture of protest against the establishment and glorification of photography in the art landscape.


What doesn’t really come across is what impact the letters had in the photographic and art world? Did they get any attention at all? Did they really provoke? Well one of the letters is torn. At least the recipient seems to have felt anger or disapproval. But it could also be a signal already set by the sender(s), indicating the ability of pictures to arouse emotions.


I’ll admit right away that this small exhibition in the cellar of the Folkwang Museum in Essen left me, and still leaves me a little perplexed. For almost ten years ” someone” sent these letters ” about twice a year to photo editors and curators. It is not only an anonymous but also a wordless protest against the development of photography, against the stars of the photo art scene. From today’s point of view, the form seems slightly antiquated. A folded sheet of DIN A4 with black and white photos printed in an envelope with a coloured stamp. An e-mail address: 21.lettres.a.la.photographie@gmx.de  So it’s a provocation with an invitation to react?


I sent a mail to that address and soon received a reply whose central sentence again emphasises the main thrust of the letters: “21st Lettres is designed as a letter and is sent without explanation. We want to keep it that way and are curious what you see in it.”


It is not disclosed whether the Folkwangmuseum acquired the collection from someone who collected the letters or whether the author himself silver-plated them after the 20th letter. The latter seems more likely to me, since in the first case the museum would have no reason to make a secret of it. The curators of the exhibition seem to have realised that the inconspicuous letters, as provocative as they may be, do not carry an entire exhibition – so they were supplemented by pictures that also pose wordless questions about the general production of images.

 Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

3 Comments

  1. Rolf Noe

    Gerne. Ich komm ja leider nicht überall hin wo ich gern hin würde. Sonst gäbs wahrscheinlich noch mehr Berichte.
    Mein `Urlaub im Ruhrgebiet´ war aber diesbezüglich recht ergiebig. Grüßle, Rolf

  2. Andreas

    Danke für den Beitrag und den Hinweis auf die Ausstellung. Klingt sehr interessant! Gruß, Andreas

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