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WTC smoking (cc) 2001 Michael Foran .

Folgt man den Ausführungen des populären Historikers Juval Harari, wird die Weltgeschichte weit weniger von Kontinuitäten bestimmt als von Brüchen, von teilweise brutalen Ereignissen die auf einen Schlag die Richtung der Entwicklung ändern. Gerne würde ich wissen, wohin die Entwicklung nach oder mit der aktuellen Virus-Pandemie gehen wird. Da dies aber nicht möglich ist halte ich mich an ein Ereignis, das schon fast 20 Jahre zurückliegt und deswegen auch schon in seinen Auswirkungen in den Blick genommen werden kann. `Nine/eleven´ oder die `Zerstörung der Twin-Towers´. Die politischen Auswirkungen und den in der Folge tobenden `Kampf gegen den Terrorismus´ möchte ich nicht nochmal durchkauen. Die Folgen für Freiheit und Bürgerrechte sind hinlänglich bekannt.

Die Auswirkungen in der Kunst sind es weniger. In seinem Roman “The bleeding Edge” spielt Thomas Pynchon die verwirrenden Gedankenspiele durch, die das Ereignis in den Köpfen der Zeitgenossen ausgelöst hat. Ergebnis dieser Verwirrung sind unzählige Theorien über die Hintergründe des Ereignisses, die ich hier nicht aufzählen möchte. Auch weil eine Beschäftigung damit ihnen mehr `Realität´ verleiht als Sie verdienen.

Auch aus der bildenden Kunst ist mir, sogar hier in der Region ein imposantes Beispiel über den Weg gelaufen. Im Schauwerk in Sindelfingen  steht im Rahmen der Ausstellung mit Werken von Tom Sachs (die im übrigen bis zum 2.8.2020 verlängert wurde) auch ein zweieinhalb Stockwerke hohes Modell der Türme (siehe Bild unten) Es zeigt ganz handgreiflich wie tief der Künstler betroffen war, dass er sich entschlossen hat die Türme in diesem gigantischen Maßstab nachzubauen.

Das monumentalste Beispiel aus der Fotografie (auch im Schauwerk bis 25.4.2021) sind die großformatigen Panoramen von Wim Wenders von den Aufräumarbeiten in New York (ein paar Eindrücke davon hier). Es sind wirklich überwältigende Bilder. Warum fragt man sich unwillkürlich, scheint die Sonne so schön zwischen die Trümmer hinein? Warum geben Reste von Morgennebel dem Bild etwas Träumerisches, wo es doch um unvorstellbare Zerstörung geht? Vielleicht weil die Bilder von einem Filmregisseur und nicht von einem Presse- oder Dokumentar-Photographen aufgenommen wurden?

Auf den Bildern von Steve McCurry (siehe das Kapitel `September 11th´ im Buch `Untold´) sehen die Trümmer deutlich trister aus. Die Bilder, die mich am meisten ansprechen und berühren sind diejenigen, die aus der Distanz aufgenommen sind und uns zeigen, dass dieses Ereignis nicht singulär ist sondern inmitten der Normalität ein Riesenloch gerissen hat. Bei McCurry sind ist die Bilder, wo man ihn auf einer Dach-Terrasse fotografieren sieht, auf der Umrandung sind friedlich seine Objektive aufgereiht, im Hintergrund aber rauchen die Trümmer.

Oder noch mehr das Bild von Alex Webb, auf dem man, auch auf einer Dachterrasse, eine Mutter mit ihrem Kind sieht im Hintergrund den Rauch der zerstörten Twintowers. Ich würde das Bild gerne zeigen fürchte aber auch mit einem Bild aus der Ausstellung in Wetzlar  gegen Urheberrecht zu verstoßen.

Wahrscheinlich hat jeder seine ganz persönlichen Bilder und Geschichten zu diesem Ereignis neben den ikonischen kurzen Videosequenzen mit dem Flugzeug die jeder kennt. Was wir aus `nine/eleven´ für die Corona Krise lernen können ist, denke ich, dass immer in Ausnahme-Zuständen die Regierenden dazu neigen, unliebsame Freiheiten der Bürger einzuschränken und ihre Macht auszubauen. Giorgio Agamben geht in seinem Buch `Ausnahmezustand´ sogar so weit zu behaupten, dass die Krisen und Ausnahmezustände überhaupt erst ermöglichen die Macht der Regierungen aufrecht zu erhalten. Wendet man unter diesen Aspekten den Blick noch einmal zurück auf die letzten 20 Jahre kann man sehen, dass eine Krise die Nächste jagt und die Verschnaufpausen dazwischen kaum reichen um Luft zu holen.

According to the popular historian Juval Harari, world history is determined far less by continuities than by ruptures, by sometimes brutal events that change the direction of development at a stroke. I would like to know where the development will go after or with the current virus pandemic. But since this is not possible, I am sticking to an event that took place almost 20 years ago and therefore its effects can already be seen. ‘Nine/eleven’ or the ‘destruction of the Twin Towers’. I do not want to go over the political implications and the subsequent raging ‘war on terrorism’ again. The consequences for freedom and civil rights are sufficiently well known.

The effects in art are less so. In his novel “The bleeding Edge” Thomas Pynchon plays through the confusing thought games that the event triggered in the minds of his contemporaries. The result of this confusion are countless theories about the background of the event, which I will not list here. Also because dealing with it gives you more ‘reality’ than they deserve.

I have also come across an impressive example from the visual arts, even here in the region. In the exhibition of works by Tom Sachs (which, incidentally, has been extended until August 2, 2020), a two-and-a-half-floor model of the towers (see picture below) is  on display in the Schauwerk in Sindelfingen. It shows quite palpably how deeply the artist was affected that he decided to reconstruct the towers on this gigantic scale.

The most monumental example from photography (also in the Schauwerk until 25.4.2021) are the large-format panoramas by Wim Wenders of the clean-up work in New York (a few impressions here). They are really overwhelming pictures. One involuntarily ask oneself, why the sun shines so beautifully between the rubble? Why do remains of morning fog give the picture something dreamy when it is about unimaginable destruction? Maybe because the pictures were taken by a film director and not by a press or documentary photographer?

In the pictures of Steve McCurry (see the chapter ‘September 11th’ in the book ‘Untold’ ) the debris looks much more dreary. The pictures that appeal and touch me the most are those taken from a distance and show us that this event is not singular but has torn a huge hole in the middle of normality. In McCurry’s case, the pictures are where you see him photographing on a roof terrace, his lenses peacefully lined up on the perimeter, but in the background the debris is smoking.

Or even more the picture of Alex Webb, where you see, also on a roof terrace, a mother with her child in the background, the smoke of the destroyed Twintowers. I would like to show the picture but I am afraid to violate copyright law with a picture from the exhibition in Wetzlar.

Probably everyone has his own personal pictures and stories about this event besides the iconic short video sequences with the plane that everyone knows. What we can learn from ‘nine/eleven’ for the Corona crisis is, I think, that always in states of emergency the rulers tend to restrict unwanted freedoms of the citizens and to increase their power. Giorgio Agamben in his book ‘Exceptional State’ even goes so far as to claim that the crises and states of emergency are the only way to maintain the power of governments. Looking back over the last 20 years, one can see that one crisis hunts the next and the breaks in between are hardly enough to catch one’s breath. 

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

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