Atlas ist eines meiner ältesten additiven Themen. Schon vor Jahren habe ich auf flickr die Gruppe „Atlas working overtime“ aufgemacht. Oft ist bei solchen Sammlungen der Hintergrund nicht so entscheidend. Dabei ist die Frage, warum diese Säulenheiligen in der Architektur auftreten sehr interessant. Die Herkunft vom griechischen Titanen Atlas, der für alle Ewigkeit die Himmel tragen muss ist den meisten bekannt. Dass die Römer Telamon, einen der Argonauten, auch mit dieser Aufgabe betrauten schon weniger. Und dass schon die alten Griechen Frauen für diesen Job eingesetzt und sie Karyatiden genannt haben dürfte kaum jemand wissen. Bei meinen Suchbewegungen hat sich gezeigt, dass die Geste des Tragens nicht nur im klassischen europäischen Raum verbreitet ist, sondern, dass auch in Asien Figuren auftauchen die die Arme heben um Dach oder Balken zu tragen. Man könnte schon fast von einem Archetyp reden, der ähnlich wie Sisyphus, aber heroischer, die Mühsal des Lebens zum Ausdruck bringt. Seit der Renaissance vornehmlich im Barock und Klassizismus tauchen die tragenden Figuren vor allem an Schlössern und Palästen auf. So erklärt sich auch ihre Häufung in Residenz-Städten von Fürsten und Monarchen. Am eindrücklichsten und letztlich auch mein Einstieg ins Thema sind die zehn die titanischen Atlanten an der Eremitage in St. Petersburg. So ehrfurchtgebietend, dass selbst die Kommunisten, die ja sonst feudalen Einrichtung nicht gerade freundlich gegenüber standen, sich nicht getraut haben ihnen etwas anzutun. Angefangen hat die Sammelleidenschaft also mit meiner Reise nach St. Petersburg. Da war ich eigentlich beruflich unterwegs, hatte aber doch einige Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen und abzulichten. Das Projekt, das ich damals besucht und beraten habe heißt Perspektiven und es ist immer noch aktiv. Es wird versucht mit Spendengeldern in den Lücken des russischen Systems Angebote für behinderte Menschen zu machen. Diese Menschen wurden in Russland zwar versorgt aber nicht gefördert. Über Peter Dammann , der unter anderem auch dieses Projekt dokumentiert hat habe ich ja schon einen Artikel geschrieben.
Was die Atlanten angeht war nicht nur St. Petersburg reich davon, auf meinen weiteren Reisen traf ich bald überall Atlas an. In München, Berlin, London und Paris. Nur Wien fehlt mir noch. Ich fragte mich, wie diese Häufung in den Metropolen zustande kommt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Fürstenhäuser sich die Architekten sozusagen ausgeliehen haben. Wenn irgendwo was Repräsentatives gebaut wurde, wollten die anderen Fürsten natürlich auch so was haben.
Es ist sicher einer der „Verdienste“ der Bauhaus –Architektur, dass diese Verschnörkelungen und Verzierungen im 2oten Jahrhundert dann völlig verschwunden sind.
Einen der bekanntesten Atlas-Darstellungen als Skuptur im Hof des Rockefeller Center in New York hab ich leider nie besuchen können. Er ist seit über siebzig Jahren sehr tapfer aber ab und zu muss auch er baden.
Warum fasziniert mich dieser Träger aller Himmel so. Es ist so ein Bild, wie man sich als Mann gerne sieht. Man trägt die Familie und im Beruf die Verantwortung und man trägt natürlich schwer an seinem Schicksal. Zumindest sagt das das Selbstbild.
Nicht umsonst wurde Atas auch zu Symbol für den Mann der sich überschätzt, überarbeitet ist oder keine Lust mehr hat die Verantwortung zu tragen. Ayn Rand hat in ihrem Roman `Atlas wirft die Welt ab´ ein solches Szenario entworfen, in dem Atlas mit den Schultern zuckt statt damit die Welt zu tragen. Die letzte deutsche Übersetzung des Werke heißt somit auch konsequent `Der Streik´.
Aber ist es denn überhaupt so, dass die Last der Welt von den Männern getragen wird? Und nicht vielmehr so, wie ich es schon vor vielen Jahren im Titel eines in St.Petersburg aufgenommenen Photos angedeutet habe „ Who the fuck is Atlas, women are carrying the world“?
Atlas is one of my oldest additive topics. Years ago I started the group “Atlas working overtime” on flickr. Often with such collections the background is not so important. But the question why these column saints appear in architecture is very interesting. The origin of the Greek titan Atlas, who must carry the heavens for all eternity, is known to most people. The fact that the Romans entrusted Telamon, one of the Argonauts, with this task is already less known. And that even the ancient Greeks used women for this job and called them caryatids, hardly anyone knows. During my searches I found out that the gesture of carrying is not only common in classical Europe, but that also in Asia there are figures, who lift their arms to carry roofs or beams. One could almost speak of an archetype, similar to Sisyphus, but more heroic, expressing the hardships of life. Since the Renaissance, mainly in the Baroque and Classicism, the supporting figures appear mainly at castles and palaces. This also explains their accumulation in the residence cities of princes and monarchs. The most impressive and ultimately my introduction to the theme are the ten titanic atlases at the Hermitage in St. Petersburg. So awe-inspiring that even the Communists, who were not exactly friendly towards feudal institutions, did not dare to harm them. So the passion for collecting began with my trip to St. Petersburg. There I was actually travelling on business, but I had a few opportunities to visit the sights of the city and to take pictures. The project I visited and advised at that time is called Perspectives and it is still active. It is tried to make offers for disabled people with donations in the gaps of the Russian system. These people were cared for in Russia but not supported. I have already written an article about Peter Dammann, who among other things has documented this project.
Concerning the atlases not only St. Petersburg was rich of them, on my further journeys I soon found atlases everywhere. In Munich, Berlin, London and Paris. Only Vienna is still missing. I wondered how this accumulation in the metropolises came about. It is probably because the royal houses have borrowed the architects, so to speak. If something representative was built somewhere, the other princes naturally wanted to have something like it.
It is certainly one of the “merits” of Bauhaus architecture that these ornaments and decorations disappeared completely in the 20th century.
Unfortunately, I was never able to visit one of the most famous atlas depictions as a sculpture in the courtyard of the Rockefeller Center in New York. He has been very brave for more than seventy years but now and then he has to take a bath.
Why I am so fascinated by this carrier of all the heavens. It’s such a picture of how a man likes to see himself. You carry the family and in your job you are responsible and of course you carry a heavy burden on your destiny. At least that is, what the self-image says.
It is not without reason that Atlas became a symbol for the man who overestimates himself, is overworked or no longer feels like taking responsibility. Ayn Rand has created such a scenario in her novel ‘Atlas shrugged’ in which Atlas shrugs his shoulders instead of carrying the world with him. The last German translation of the work is therefore also consistently called ‘The Strike’.
But is it really true that the burden of the world is carried by men? And not rather in the way I indicated many years ago in the title of a photo taken in St.Petersburg ” Who the fuck is Atlas, women are carrying the world”?
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Hätte nicht gedacht, dass es von denen wimmelt!