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B-Sides & New Topographics

Wahrscheinlich kommt diese neue Blickrichtung von den amerikanischen Fotografen aus der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts her, die aufgehört haben dem Schönen oder dem Interessanten hinterherzurennen und sich den Motiven ihres Alltags zugewandt haben. Plötzlich werden Tankstellen, Straßenkreuzungen, Hinterhöfe und Brandmauern fotografiert. Zwar nicht mehr für Zeitung oder Zeitschrift sondern für Ausstellungen und  Photobücher. Was den Motiven an Attraktivität fehlt wurde durch ungewöhnliche Komposition und interessante Präsentation ausgeglichen. Diese Richtung wird als `new topographic movement´ bezeichnet, wobei nicht klar ist worauf sich das `new´ bezieht. Wahrscheinlich auf die Landschaftsphotographie oder `topographic photography´ des 19ten und 20ten  Jahrhunderts, die nicht zuletzt durch Künstler wie Ansel Adams und Edward Weston verkörpert wurde. Neu daran war, und das wurde schon in der initialen Ausstellung mit dem Untertitel klargemacht, dass diese Fotografien nicht die unberührte sondern die durch den Menschen veränderte Landschaft in den Blick genommen haben. Bei dieser ersten Ausstellung in Rochester 1975 bis 76 waren neben Lewis Waltz, Stephen Shore und Robert Adams auch Hilla und Bernd Becher dabei, obwohl ihre Fotografien letztlich vom Konzept, her über die Darstellung der von Menschen gemachten Landschaft hinausgingen und der Dokumentation von verschwindenden Industrielandschaften dienen sollten.

In meiner eigenen Photo-Biografie taucht das Thema erst in den letzten Jahren auf, seit ich nicht mehr versuche das Schöne in der Natur und das Interessante in den Städten zu finden, sondern eigentlich überall, wo ich mit der Kamera unterwegs bin Ecken finde, die interessant sind oder sich interessant in Szene setzen lassen (siehe unten).

Pforzheim ist ein gutes Übungsfeld für solche Streifzüge. Harald hat neben seinem Versuch die schönen Seiten Pforzheim zu zeigen  auf seinem Flickr Account wunderschöne Beispiele für die B-Seiten Pforzheim, die Einfahrten, die Hinterhöfe und Rückwände, oftmals Überbleibsel aus der großen Zeit der boomenden Schmuckindustrie, die ihre ursprüngliche Funktion inzwischen weitgehend verloren haben.

Für diejenigen die noch auf Facebook unterwegs sind hier noch zwei Tipps für Gruppen in denen diese Art Fotografie gepflegt wird. Das Niveau ist erstaunlich hoch und es macht richtig Spaß hier Bilder anzuschauen, was man nicht unbedingt von allen Facebook Gruppen behaupten kann. Die Gruppen heißen: `The New Topographic Movement´, `The B-sides of Architecture´ und `A Man Altered Landscape´.

Schließlich noch ein Photokünstler, der sich dieses Themas auch angenommen hat und, da sich Harald und ich uns einig, es meisterhaft in Szene zu setzen versteht. Es ist Markus Lehr und dies ist seine homepage.

Natürlich reicht es nicht diese vergessenen Ecken einfach abzufotografieren. Je unspektakulärer die Szenen desto mehr muss man in die Komposition und Inszenierung investieren. Die langweilige Ecke langweilig zu fotografieren ist …nun ja, langweilig.

 

Probably this new perspective comes from the American photographers of the second half of the 20th century, who stopped running after the beautiful or the interesting and turned to the motifs of their everyday life. Suddenly gas stations, road crossings, backyards and firewalls are photographed. No longer for newspapers or magazines but for exhibitions and photo books. What the motifs lack in attractiveness was compensated by unusual composition and interesting presentation. This direction is called ‘new topographic movement’, although it is not clear what the ‘new’ refers to. Probably landscape photography or ‘topographic photography’ of the 19th and 20th century, which was embodied by artists like Ansel Adams and Edward Weston. What was new about it, and this was already made clear in the initial exhibition with the subtitle, was that these photographs did not focus on the untouched landscape but on the landscape changed by man. At this first exhibition in Rochester 1975 to 76 Hilla and Bernd Becher were also present, along with Lewis Waltz, Stephen Shore and Robert Adams, although their photographs ultimately went beyond the concept of depicting man-made landscapes and were intended to document disappearing industrial landscapes.
In my own photo-biography the topic has only appeared in recent years, since I no longer try to find the beautiful in nature and the interesting in the cities, but rather everywhere I go with my camera to find corners that are interesting or can be interestingly staged (see below).
Pforzheim is a good training ground for such expeditions. Harald has besides his attempt to show the beautiful sides of Pforzheim on his Flickr account shows beautiful examples of the B-sides Pforzheim, the driveways, the backyards and back walls, often remnants from the great times of the booming jewelry industry, which have lost their original function to a large extent in the meantime.
For those who are still on Facebook, here are two more tips for groups in which this kind of photography is cultivated. The level is amazingly high and it is really fun to look at pictures here, which is not necessarily true for all Facebook groups. The groups are called: ‘The New Topographic Movement’, ‘The B-sides of Architecture‘ and ‘A Man Altered Landscape’.
Finally, a photo artist who has also taken up this topic and, as Harald and I agree, knows how to stage it masterfully. It is Markus Lehr and this is his homepage.
Of course it is not enough to simply photograph these forgotten corners. The more unspectacular the scenes, the more you have to invest in the composition and staging. To photograph the boring corner boring is …well, boring.

Translated with the help of www.DeepL.com

2 Comments

  1. Klaus

    Markus schafft es, seine Objekte “schön” zu fotografieren und erzeugt so eine eigenartige, spannungsgeladene Atmosphäre, sehr beeindruckend!
    Ich bin sehr gespannt, was von dir noch an B-sides kommt! Und wie in der Musik sind B-Seiten doch auch immer wieder A-Seiten!

    Ich bin zumeist fotografisch im konventionell Schönen stecken geblieben.

    • Rolf Noe

      Du bist beim Schönen geblieben und hast es raffiniert. Du stemmst dich zudem gegen den Bilderstrom und zeigst nur etwas, wenn es auch des Zeigens wert ist. Ich schwimme eher mit oder besser ich flattere rum und riech an jedem Blümchen. Daher ist es auch schwer zu sagen wie lange ich dem Thema der B-Seiten treu bleiben werde. Wenn man genau überlegt ist die Unterscheidung von menschengemachten Landschaften und natürlichen Landschaften eh hinfällig. Selbst die Gebiete, die sich selbst überlassen werden, wie einige Bannwälder oder Sumpfgebiete hier in der Gegend, sind davon abhängig, dass der Mensch sie verschont. Und wie schon der saure Regen und der Schwefel in der Luft gezeigt haben können wir auch die Urwälder nicht mehr wirklich unberührt lassen.

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