Menu Close

Besuch in Büdelsdorf / NORDART Visit

`Futuroscopes´ von Léonie Young

Wo steht Photographie im Reigen der Künste? Spielt sie überhaupt noch eine Rolle? Wo könnte man so einer Frage besser nachgehen als auf einer so umfassenden Kunstausstellung wie der NORDART in Büdelsdorf bei Rendsburg.

Erste Beobachtung: die Fotografie spielt keine sehr große Rolle. Die Stars kommen aus der 3D Kunst, Skulpturen und  Installationen. Das kommt natürlich auch daher dass dafür entsprechend viel Platz zur Verfügung steht. Zu erwähnen wäre der wirklich hohe Babylonische Turm von Xi Jianjun aus China  oder die drei von der Decke in die Halle einschwebenden überlebensgroßen geflügelten Hirsche von Michael Gabriel, die sich zudem noch ich einem großen Wasserbecken spiegeln. Mein Liebling in Sachen Skulpturen und Objekte ist definitiv David Cerný aus der Tschechei.

Zweite Beobachtung: `size matters´. Die meisten Objekte, Photographien und Installationen sind in großem  Maßstab ausgeführte, allein schon durch ihre Ausmaße beeindruckende Objekte. Das leergeräumte Stahlwerk in Büdelsdorf mit seinem großen `outdoor´-Areal bietet dafür eben auch ideale Bedingungen.  Kleinere Bilder, die durchaus auch ausgestellt sind schaffen es kaum sich Geltung zu verschaffen. Die wahrscheinlich größten Bilder sind eine Serie von Klaus G. Kohn namens `Credo´, acht überlebensgroße Rumpfbilder von Menschen zeigt, die ihre Gesinnung auf dem T-shirt oder sogar auf der Haut tragen.

Dritte Beobachtung:  Fotografien funktionieren in Serie. Die Art der Serien ist sehr unterschiedlich; additive Serien (etwas die inszenierten Serien `Yuko´ von Ulrich Heemann aus Deutschland, ´Zweiraumwohnung´ von Katherina Belkina aus Russland/Deutschland und `Natura morte´von Evangelos Koukouwitakis aus Griechenland/Deutschland),  narrative Serien, allen voran die Bildergeschichte `Hotel Medusa I-VII´ von Pawel Sadaj  aus Polen, Serien, die Diversität zum Ausdruck bringen. Hier hat mir besonders die Serie `Futuroscopes´ (Siehe oben) von Léonie Young gefallen. Ein Beispiel, wo neben dem Inhalt auch über Format und Hängung Unterschiede zum Ausdruck gebracht werden. Dazu Serien, die versuchen durch sehr kleine Formate Aufmerksamkeit zu erwecken und Serien, die durch unterschiedliche Rahmungen und Rahmen-Effekte eine zusätzliche Ebene öffnen.

Vierte Beobachtung: die Fotografie geht jede nur erdenkliche Kombination mit anderen Medien und Künsten ein. Viele Maler verwenden Fotografie als Vorlage für Malerei (`Smartphone Light 5´ von Ivan Milenkovic aus Serbien), für Gobelinweberei (Jenny Ymker aus den Niederlanden, für  in Rastertechnik ausgeführte Portraits (Zhang Dali aus China oder  verwenden Fotomaterial als Ausgangsmaterial für ihre Collagen (Dayoung Jeong aus Südkorea/Frankreich. Die Fotografie kopiert und persifliert anderseits Werke der Malerei, zitiert Malerei ( Filipp Rabachev aus Russland und lädt zu zum fröhlichen Ratespiel ein. Fotografie tritt aber auch in Dialog mit anderen Medien wie z.b. mit Videoinstallationen.

Fünfte Beobachtung: es gibt keine durchgehende Tendenz in den fotografischen Werken, die auf der NordArt zu sehen sind. Die Diversität ist hoch die unterschiedlichsten Formate, Sujets, Techniken werden eingesetzt. Es wird in die unterschiedlichsten Richtungen experimentiert und soziale Gewohnheiten wie das verfertigen von Selfies werden integriert so z.b. in dem Werk des Künstlers Michael Bachhofer aus Österreich, der ein paar menschenhohe Schmetterlingsflügel an die Wand geheftet hat zwischen die sich man sich stellen und fotografieren lassen kann. Ein anderes Werk von demselben Künstler zeigt eine Wand aus Strohhalmen. Eine Installation, die versucht den fragmentierten Blick von Insekten nachzuvollziehen. Ebenfalls funktioniert diese Installation nur wenn man sich dahinter stellt und sich sozusagen hinter dieser Wand anschauen oder fotografieren lässt. Viel experimentelles also spielerisch aber nicht verspielt.

Wer das noch alles schnell anschauen möchte ist wahrscheinlich schon zu spät, denn die Ausstellung schließt am 13.10. Aber nach der NORDART ist vor der NORDART. Die Auswahl für 2020 beginnt im November und nächsten Sommer gibt’s wieder Kunst zu sehen.

Where is photography in the dance of the arts? Does she play any role at all? Where could one pursue such a question better than at such a comprehensive art exhibition as NORDART in Büdelsdorf near Rendsburg.

First observation: photography does not play a big role. The stars come from 3D art, sculptures and installations. Of course, this is also because there is plenty of space available. Worth mentioning is the really high Babylonian Tower of Xi Jianjun from China or the three larger than life winged deer floating of the ceiling in the hall made by Michael Gabriel , which also reflect in a large pool of water. My favorite in sculpture and objects is definitely David Cerný from the Czech Republic.

Second observation: `size matters’. Most objects, photographs, and installations are executed on a large scale, objects that are impressive in their dimensions alone. The empty steelfactory in Büdelsdorf with its large ‘outdoor’ area offers ideal conditions for this as well. Smaller pictures, which are also issued, hardly manage to make themselves seen. Probably the largest images are a series by Klaus G. Kohn called ‘Credo’, showing eight larger-than-life hull images of people expressing their sentiments on the T-shirt wear or even on the skin.

Third observation: photographs work in series. The type of series is very different; additive series (f.e. the staged series `Yuko’ by Ulrich Heemann  from Germany, ‘Zweiraumwohnung’ by Katherina Belkina from Russia / Germany and `Natura morte’ by Evangelos Koukouwitakis from Greece / Germany), narrative series, especially the picture story` Hotel Medusa I-VII’ by Pawel Sadaj  from Poland. From the series that express variety I especially liked the `Futuroscopes’ series (see above) by Léonie Young. An example where, in addition to the content, differences in format and hanging are also expressed. There are also series, that try to attract attention through very small formats and series that open up an additional layer through different framing and frame effects. Fourth observation: photography enters into every imaginable combination with other media and arts. Many painters use photography as a template for painting (`Smartphone Light 5′ by Ivan Milenkovic from Serbia), for tapestry weaving (Jenny Ymker from the Netherlands, for rastered portraits (Zhang Dali from China or use photo material as raw material for their collages (Dayoung Jeong from South Korea / France. On the other hand, photography copies and satirizes works of painting, cites painting (f.e. Filipp Rabachev from Russia and invites to a happy guessing game. But photography also enters into dialogue with other media, such as with video installations.

Fifth observation: there is no consistent tendency in the photographic works seen on the NORDART. The diversity is high the most different formats, subjects, techniques are used. It experiments in different directions and social habits like making selfies are integrated like in the work of the artist Michael Bachhofer from Austria, who has attached a few humanhigh butterfly wings to the wall between which one can pose and be photographed. Another work by the same artist shows a wall of straws. An installation that tries to understand the fragmented view of insects. Also, this installation works only if you are behind this wall to look at or be photographed. Much experimental playing but not just playful. Who wants to see this fair quickly is probably already too late, because the exhibition closes on October 13th. But after NORDART is before NORDART. The selection for 2020 starts in November and next summer’s there will again be art to look at.

Leave a Comment / Schreib einen Kommentar

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.