„Die Welt erstickt am Wissen und es gibt kein Ohr, das ihr zuhört“
Warum mich ein halb überhörter Rundfunkbeitrag bewogen hat spontan diese DVD zu kaufen, kann ich nicht sagen. Abgesehen davon, dass der Kauf von DVDs ja schon eine Art anachronistische Akt ist heutzutage kommt noch dazu, dass ich selber selten Filme anschaue und eigentlich so gut wie nie den Fernseher anschalte.
Um es kurz zu sagen dieser Film ist ja auch gar kein Film sondern wie der Titel schon sagt ein Bilderbuch. Nein ein Bild-Buch (der Titel spricht von Bild nicht von Bildern) Godard macht in diesem Alterswerk (er ist schon fast Neunzig) etwas, was in seiner Radikalität kaum zu übertreffen ist. Er schneidet ein Film zusammen aus Szenen die er selbst gedreht hat, aus Auszügen aus anderen Filmen (aus Europa und aus dem Maghreb, aus dem Kino und aus den Nachrichten), aus Stand-Bildern aus Filmen, aus Texten und Text-Fragmenten, Photos und Gemälden und entstehenden Gemälden und verfremdeten Tableaus. Er schneidet Musik, Sprache, Geräusche zusammen und untermalt sie mit dem gemurmelten Kommentar eines alten Mannes, der der ja ist. Es ist nur schwer auszuhalten das jedes Bild, jede Szene, jeder Satzfetzen eine eigene Intensität entwickelt, die einem Schlag um Schlag um die Ohren und in die Augen gedroschen wird.
Er verweigert dem Zuschauer alles was Hollywood ihm verspricht. Angefangen mit dem Happyend oder um es noch allgemeiner zu sagen überhaupt jeglicher Art von Plot. Der Text passt nicht zu den Bildern. Szenen, Standbilder, stille und bewegte Bilder wechseln sich ab mit zuckenden, zitternden Standbildern. Es gibt keinen einheitlichen Look, schwarz-weiß folgt auf grelle Farben, angedeutete Erotik auf Gewalt, verfremdete Naturszenen auf Explosionen und zwischendurch ein paar aufdringlichen Blümchen. Filmmusik wechselt sich ab mit Gemurmel und Geschrei. Gewalt ist allgegenwärtig. Dies ist offenbar auch eine der Botschaften des Films wenn man so will. Gewalt als Bedrohung, als die Gewalt der Gesetze, Gewalt als Möglichkeit der Revolte, der Revolution.
Eine Bild-Orgie, die es immer wieder schafft dem Film die Intensität des Bildes zu entreißen eine Intensität die vor allem darauf beruht dass das Bild autark ist und nicht in eine Geschichte eingebunden sein muss um zu wirken. Irgendwie ein Film der auf radikale Weise das Recht des Bildes gegen den Film verteidigt.
“The world suffocates in knowledge and there is no ear to listen to”
I can’t say why I spontaneously decided to buy this DVD after listening to a half overheard radio report. Apart from the fact that the purchase of DVDs is already a kind of anachronistic act nowadays, I rarely watch films myself and never actually turn on the television.
To put it briefly, this film is not a film at all, but as the title says a picture book. No a picture book (the title speaks of picture not of pictures) Godard does something in this age work (he is already nearly ninety), which can hardly be surpassed in its radicality. He cuts a film together from scenes he has shot himself, from excerpts from other films (from Europe and from the Maghreb, from the cinema and from the news), from stills from films, from texts and text fragments, photos and paintings and resulting paintings and alienated tableaux. He cuts music, language, sounds together and accompanies them with the muttered commentary of an old man who is the yes. It is hard to bear that every picture, every scene, every fragment of sentence develops its own intensity, which is threshed into the ears and eyes blow after blow.
He denies the viewer everything Hollywood promises him. Starting with the happy ending or, to put it more general, any kind of plot at all. The text doesn’t match the pictures. Scenes, still images, still and moving images alternate with twitching, trembling still images. There is no uniform look, black and white follows bright colours, implied eroticism follows violence, alienated nature scenes follow explosions and in between a few intrusive flowers. Film music alternates with murmuring and screaming. Violence is omnipresent. This is obviously also one of the messages of the film, if you will. Violence as a threat, as the violence of laws, violence as a possibility of revolt, of revolution.
An orgy of images that manages again and again to wrest the intensity of the image from the film, an intensity that is based above all on the fact that the image is self-sufficient and does not have to be integrated into a story in order to have an effect. Somehow a film that radically defends the right of the image against the film.
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