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Bildbeschreibung, die Zweite / Picture description, the second one

Rolf:

Die Autorin des Bildes hat es geschafft, in der doch weitgehend aufgrund von Gefälligkeitsaustausch funktionierenden, deutschsprachigen “fotocommunity” eine Schar von Fotografen um sich zu scharen, die bereit und willens sind, ihre Bilder zu kommentieren und ihre Gedanken zum Bild zum Ausdruck zu bringen. Dass dem so ist, liegt aber vielleicht auch an der Fähigkeit dieser Fotografin, “sprechende” Bilder zu produzieren.

Zuerst also die Bildbeschreibung. Hier bietet es sich förmlich an, von Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund als horizontal strukturierenden Elementen auszugehen. Diese fallen zusammen mit dem diesseitigen Ufer, dem Fluss selbst und dem jenseitigen Ufer des Flusses, von dem wir aufgrund der Ortsangabe “Gernsheim” wissen, dass es sich um den Rhein handelt.

Im Vordergrund sehen wir ganz links den Rücken eines auf einer Bank sitzenden Mannes in blauer Fleece-Jacke mit seinem (?) Hund, der rechts davon neben der Bank sitzt und im Profil zu sehen ist. Das nächste Bildelement ist ein an einem grauen Mast hängender grüner und mit einer blauen Plastiktüte ordnungsgemäß bestückter, nicht überquellender Mülleimer. Danach kommt ein Grasbüschel, das mit seinem natürlichen Grün den Plastik-Mülleimer erst recht künstlich erscheinen lässt. Rechts wird das Bild durch einen weiteren grauen Mast ohne Mülleimer begrenzt. Dieser ergibt mit dem mittleren Mast und dem sichtbaren tragenden Pfosten der Bank links eine vertikale Teilung des Bildes in drei Abschnitte. Neben diesem rechten Masten sieht man am Boden noch ein nicht genau bestimmbares weißes Etwas. Weiter flusswärts kann man einen schmalen Asphaltweg ahnen, mehr dadurch, dass diesseits und vor allem jenseits dieses Streifens hohes Gras wächst. Dieser Vordergrund ist scharf dargestellt, während schon ab der Mitte des Flusses die Tiefenschärfe in Unschärfe übergeht.

Auf dem Fluss sieht man eine Rheinfähre, wahrscheinlich handelt es sich um “Helene”. Dass sie mit 62,8 m die längste Rheinfähre ist, sieht man auf dem Bild nicht, da sie von schräg hinten aufgenommen ist und man ihre linke Flanke somit verkürzt wahrnimmt. Sie dürfte sich ungefähr in der Mitte des Flusses befinden und fährt von einer rechts des Bildes liegenden, nicht sichtbaren Anlegestelle diagonal durch das Bild zur jenseits des Flusses links oben teilweise zu sehenden Anlegestelle: Sie ist nicht voll besetzt, aber man sieht mittig das Heck mindestens eines PKWs.

Das andere Ufer, das schon beginnt, in der Unschärfe zu versinken, ist rechts bis zur Mitte, abgesehen von einem steinigen Ufer, mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Ab der Mitte schiebt sich eine Rasenfläche zwischen Fluss und Bäume. Diese wird diagonal von einer Rampe gekreuzt, die die Fahrtrichtung der Fähre ins Ufer hinein verlängert. Ganz links dann ein paar Häuser und die Zufahrt zur Fähranlegestelle. Dazwischen kann man PKWs und einen rot-weißen Schlagbaum gerade noch erahnen.

So weit so gut. Keine besonders aufregende Situation, eher ein Bild der Ruhe und Kontemplation, das durch die Symmetrie der Bildaufteilung unterstützt wird. Die drei oder – wenn man den recht langweiligen Himmel ganz im Hintergrund extra betrachten will – vier horizontalen Zonen zusammen mit den drei oder – wenn man die Ränder noch dazu rechnen will – fünf vertikalen durch die Pfosten und den Mann eingeteilten Bereiche geben dem Bild etwas Statisches. Die Diagonale aus Fahrtrichtung der Fähre und Uferrampe zu den Häusern, die die obere Bildhälfte quert, bringt etwas Dynamik rein, die aber auch wieder in eine Symmetrie mit der Blickrichtung des Mannes zu bringen ist, der zur Fähre schaut und mit seinem Blick zur Gegendiagonale von links nach rechts beiträgt.

Worüber wird meditiert? Es mag vielleicht ein wenig gewagt sein, aber man kann den zentralen Mülleimer schon auch als ein Vanitas-Motiv (Vergänglichkeit des kohlenstoffbasierten Lebens) verstehen. Die Ideale und Idole, die weiter oben am Mast in Form von Stickern (z.B. Herz und Wappen) angebracht sind, gehen oft den Weg alles Zeitlichen und landen im Mülleimer. Auch der Mann, der sich definitiv in der zweiten Lebenshälfte befindet, könnte über seine Vergänglichkeit nachdenken. Da braucht man nicht mal die griechische Mythologie zu bemühen, in der Charon die Seelen der Verstorbenen über den Styx rudert, und auch nicht die ganzen anderen Fährmann-Mythen bis hin zu Chris de Burgh mit seinem „Don´t Pay The Ferryman“. Noch ist alles im Lot und das Hündchen schaut treu zu seinem Herren, die Fähre fährt alle drei Stunden in beide Richtungen und die städtischen Mitarbeiter sorgen dafür, dass der Müll nicht überquillt, aber …

Ich sprach eingangs davon, dass ShivaK sprechende Bilder zu präsentieren versteht. Das heißt nicht, dass man versteht, was sie damit sagen will. Das heißt (und das sieht man an den Kommentaren zum Bild), dass ihre Bilder vielen etwas sagen, aber eben jedem etwas anderes.

Bernhard:

Von 100 auf 0. Vor zwei Jahren beruflich Richtung Pfalz unterwegs. Ab Stuttgart Stoßstange an Stoßstange, Baustelle an Baustelle. Ab Karlsruhe verlasse ich mich auf die Navi, der Verkehr wird weniger, die Straßen enger, die Landschaft weiter. Bin rechtzeitig gestartet. Deshalb: kein Zeitdruck. Dann ein Schild – über den Fluss gelange ich nur per Fähre. Tja, wird wohl der kürzeste, aber nicht schnellste Weg zum Zielort werden!

Das Sedierende der damaligen Situation empfinde ich wieder, wenn ich dieses Foto betrachte. 

In einer sonnenbeschienenen Flusslandschaft sitzt ein Mann auf einer Bank, mit Fleecepulli gewappnet gegen frischere, frühherbstliche Temperaturen. Er beobachtet die mit mindestens einem Pkw beladene Fähre, die von seinem Ufer aus den von links nach rechts fließenden Fluss quert, um demnächst auf der gegenüberliegenden Seite, in Sichtweite einer nahen Ortschaft anzulegen. Der Rauhaardackel neben dem Mann blickt in die entgegengesetzte Richtung.

Die Bank ist tipptopp, sehr solide obendrein, keine Spuren von Vandalismus, auch der grüne Abfallbehälter präsentiert sich makellos und innen fein säuberlich mit einer noch genug Platz bietenden Plastiktüte ausgekleidet. Im Übrigen ist der Behälter nicht zum Gassisystem mit Beutelhalter fürs Hundegeschäft erweitert – ein Indiz, dass der Uferweg häufiger etwa von Anglern als von Hundehaltern oder sonstigen Passanten und Verweilenden frequentiert wird? Proper auch der frisch weiß gestrichene Festmacher-Poller, der zum Sichern kleinerer Boote dienen mag, und sich auf diese Weise optimal bemerkbar macht. Keine Frage, die Gemeinde hält ihre öffentlichen Anlagen in Schuss, und schmückt den schlanken, stählernen Pfahl denn auch stolz mit ihrem Wappen.

Eigentlich sollte dieser senkrecht stehende Pfahl das Bild in zwei Hälften zerfallen lassen, doch bewirkt wird eher das Gegenteil. Kühn, ein solches, eher unfotogenes Element zum tragenden Thema einer – im Grunde genommen strengen – Komposition zu machen!

Flankiert wird der zentrale Pfahl von einem weiteren, am rechten Bildrand angeordneten – wohl zur besseren Verortung des Pollers dienenden – Pfosten sowie von einer optischen Linie, die das rechte Bein der Bank mit dem Scheitel des Sitzenden verbindet. Diese drei im identischen Abstand zueinander verlaufenden Parallelen finden eine um 90 Grad gedrehte Ergänzung in den beiden dies- und jenseitigen Uferlinien. Das sich ergebende, statisch-rechtwinklige Konstrukt wird überlagert und durchdrungen von einer dynamisierenden elliptischen Figur – wer sie nicht gleich erkennt, verbinde in Gedanken den Kopf des Sitzenden mit dem Dackel, dem unteren Ende des mittleren Pfahls und dem Poller, führe den Blick alsdann ein Stück weit entlang des rechten Pfahls nach oben, von Heck zu Bug des Boots, um die Form letztlich mit der jenseitigen Küstenlinie und dem Ausgangspunkt zu schließen.

Zwei weitere ellipsenartige Formen bilden die optische Mitte des Fotos: der signalgrüne Kunststoffbehälter und dessen tiefschwarze Öffnung. Wie eine Zielscheibe steht der kreisrunde, weiße „Saubermännchen“-Aufkleber quasi im Epizentrum des Geschehens. Tatsächlich liegt auf der Ebene dieses Piktogramms (und des Mannes, des Hundes etc.) auch die Kernschärfe des Motivs: Die diesseitige Uferböschung rückt schon leicht in die Unschärfe, und die Häuser auf der anderen Seite des Flusses wirken bereits deutlich verschwommen.

Das Foto ist, wie gesagt, äußerst bewusst gestaltet und in Szene gesetzt. Nachdem die Autorin den mittleren Pfahl exakt en face ins Visier genommen, und – vielleicht via Zoomoptik – den gewünschten Bildausschnitt im Sucher gewählt hatte, wartete sie mit dem Auslösen, bis sich das Schiff gemäß ihrer Antizipation an der gewünschten Stelle befand. Möglich, dass sie den (ihr bekannten?) Mann zuvor auf seine Position dirigiert hat, möglich aber auch, dass sie sich das Motiv in aller Ruhe und sozusagen aus anonymer Distanz erarbeitete.

Absichtlich und mit Mitteln des Surrealismus konterkariert sie dabei das immanent Romantische der Szenerie und triggert fast beiläufig das Unterbewusste des Betrachters: Der profane Plastikbehälter entwickelt – verstärkt durch seine Positionierung vor der Wasserfläche – ein mysteriöses Eigenleben; er mutiert vom amphiben Wesen zum Periskop, geriert sich synästhetisch als Klangkörper oder schickt sich an, alles und damit auch sich selber zu verschlingen.

Rolf:

The author of the picture has managed to gather a flock of photographers around her in the German-language “fotocommunity”, which functions largely on the basis of favor exchange, who are ready and willing to comment on her pictures and express their thoughts on the picture. That this is so is perhaps also due to the ability of this photographer to produce “talking” pictures.

So, first the picture description. Here, it makes sense to start with foreground, middle ground and background as horizontally structuring elements. These coincide with the bank on this side of the river, the river itself, and the bank on the other side of the river, which we know to be the Rhine because of the place is named in the caption: “Gernsheim”.

In the foreground we see, on the far left, the back of a man in a blue fleece jacket sitting on a bench with his (?) dog, who is sitting next to the bench on the right and can be seen in profile. The next picture element is a green garbage can hanging from a gray pole and properly filled with a blue plastic bag, which does not overflow. Next comes a tuft of grass, which with its natural green makes the plastic trash can appear even more artificial. On the right, the picture is bordered by another grey pole without a trash can. Together with the middle pole and the visible supporting post of the bench on the left, this divides the picture vertically into three sections. Next to this right pole, one can see a white something on the ground which cannot be determined exactly. Further down the river, one can sense a narrow asphalt path, more so because high grass grows on this side and especially on the other side of this strip. This foreground is sharp, while already from the middle of the river the depth of field changes into blur.

On the river one sees a Rhine ferry, probably it called Helene.  That it is with 62.8 m the longest Rhine ferry, one does not see on the picture, since it is taken from diagonally behind and one perceives its left flank thus shortened. It might be approximately in the middle of the river and drives from one landing stage on the right of the picture, not visible diagonally through the picture to the landing stage which can be seen partly beyond the river left above: It is not fully occupied, but one sees in the middle the tail of at least one passenger car.

The other bank, which is already beginning to sink into the blur, is covered with trees and bushes to the right up to the middle, apart from a stony bank. From the middle, a lawn slides between the river and the trees. This is crossed diagonally by a ramp that extends the direction of the ferry into the bank. On the far left are a few houses and the access road to the ferry pier. In between you can just about see cars and a red and white barrier.

So far so good. Not a particularly exciting situation, but rather a picture of peace and contemplation, which is supported by the symmetry of the picture layout. The three or – if one wants to look at the rather boring sky in the background separately – four horizontal zones together with the three or – if one wants to add the edges – five vertical zones divided by the posts and the man give the picture something static. The diagonal from the direction of travel of the ferry and the bank ramp to the houses, which crosses the upper half of the picture, brings some dynamics into it, but it can also be brought back into symmetry with the line of sight of the man looking towards the ferry and contributing with his gaze to the opposite diagonal from left to right.

What is meditated on? It may be a bit daring, but the central garbage can can also be understood as a vanitas motif (the transience of carbon-based life). The ideals and idols, which are attached further up the pole in the form of stickers (e.g. heart and coat of arms), often go the way of everything temporal and end up in the trash can. Even the man, who is definitely in the second half of life, might reflect on his transience. You don’t even need to bother with Greek mythology, in which Charon rows the souls of the deceased across the Styx, nor with all the other ferryman myths up to Chris de Burgh with his “Don’t Pay The Ferryman”. Everything is still in order and the little dog looks faithfully to its master, the ferry goes every three hours in both directions and the city employees make sure that the garbage doesn’t overflow, but …

I mentioned at the beginning that ShivaK knows how to present speaking pictures. This does not mean that one understands what she is trying to say. It means (and you can see this from the comments on the picture) that her pictures say something to many, but something different to everyone.

Bernhard:

From 100 to 0. Two years ago he was on the way to the Palatinate on business. From Stuttgart bumper to bumper, building site to building site. From Karlsruhe I rely on the navigation system, the traffic is less, the roads narrower, the landscape wider. I started in time. Therefore: no time pressure. Then a sign – I can only cross the river by ferry. Well, it will probably be the shortest, but not the fastest way to my destination!

I feel the sedation of the situation at that time again when I look at this photo. 

In a sunlit river landscape a man sits on a bench, wearing a fleece jumper, armed against the fresher, early autumn temperatures. He is watching the ferry, loaded with at least one car, crossing the river flowing from left to right from his bank, to soon dock on the opposite side, within sight of a nearby village. The rough-haired dachshund next to the man looks in the opposite direction.

The bench is tiptop, very solid on top of that, no traces of vandalism, even the green litter bin presents itself immaculate and inside neatly lined with a plastic bag that still offers enough space. Incidentally, the container has not been extended to a pedestrian system with bag holder for the dog business – an indication that the riverside path is more frequently used by anglers than by dog owners or other passers-by and those who linger? The freshly white-painted mooring bollard, which may be used to secure smaller boats, is also a good idea, and thus makes itself perfectly visible. There is no question that the municipality keeps its public facilities in good order and proudly decorates the slender steel pole with its coat of arms.

This vertical pole was supposed to break the image in half, but the effect is quite the opposite. Bold to make such a rather unphotogenic element the main theme of a – basically strict – composition!

The central pole is flanked by a further pole on the right-hand side of the picture – probably to help locate the bollard – and by a visual line connecting the right leg of the bench with the vertex of the person sitting. These three parallels running at an identical distance from each other are complemented by the two shorelines on this side and the other side, rotated by 90 degrees. The resulting static right-angled construct is overlaid and penetrated by a dynamising elliptical figure – those who do not recognise it immediately connect in their thoughts the head of the sitter with the dachshund, the lower end of the central pole and the bollard, then lead the gaze upwards along the right pole, from stern to bow of the boat, to finally close the form with the other side shore line and the starting point.

Two other ellipse-like shapes form the optical centre of the photo: the signal green plastic container and its deep black opening. Like a target, the circular, white “Saubermännchen” sticker stands virtually at the epicentre of the action. In fact, it is on the level of this pictogram (and of the man, the dog, etc.) that the core sharpness of the motif lies: the embankment on this side of the river is already slightly blurred, and the houses on the other side of the river already appear clearly blurred.

The photo is, as already mentioned, extremely deliberately designed and staged. After the author had targeted the central pole exactly en face and – perhaps using a zoom lens – selected the desired image section in the viewfinder, she waited with the release until the ship was at the desired location according to her anticipation. It is possible that she had directed the man (whom she knew?) to his position beforehand, but it is also possible that she took her time to work on the motif from an anonymous distance, so to speak.

Deliberately and by means of surrealism, she counteracts the immanent romanticism of the scenery and triggers the subconscious of the viewer almost casually: the profane plastic container develops a mysterious life of its own – intensified by its positioning in front of the water surface; it mutates from an amphibian being to a periscope, becomes a synaesthetic sounding body or prepares to devour everything and thus also itself.

Stefan:

Präsentiert wird uns diesmal nicht nur ein Bild (Foto), sondern eine Bild(Foto)-Text-Koordination und man könnte sagen: Es handelt sich um einen kommunikativen Bild(Foto)-Text-Beitrag.

Was gezeigt zu werden scheint: Foto (Bild), das zwar bestimmte Gegenstände (und deren Beziehungen), aber keine “singulären Geschehnisse” darstellt. (Im Einzelnen scheinen sich auf dem Foto vor allem dargestellt zu finden: ein öffentlicher Abfallbehälter an einem Metallmasten im Zentrum des Bildes; links von Abfallbehälter/Masten ein Mann mit dem Rücken zum Betrachter auf einer Bank; zwischen Mann/Bank und Abfallbehälter/Masten ein Hund auf dem Boden; rechts vom Abfallbehälter/Masten eine Fähre beim Überqueren des Flusses, an dessen Ufer sich Mann/Bank, Hund und Abfallbehälter/Masten befinden. Was sich also im Einzelnen vor allem dargestellt zu finden scheint, sind ein (als solcher handlungs- und willensfreier) Mensch, ein vom Menschen gehaltenes Haustier und mehrere von Menschen ziel- und zweckbezogen hergestellte und verwendete Gegenstände (Bank, Abfallbehälter/Masten, Fähre).)

Was gesagt zu werden scheint: Dass es sich bei den auf dem Foto dargestellten Gegenständen (den sich im Einzelnen vor allem dargestellt zu finden scheinenden Gegenständen) nicht nur um Dinge handelt, die nichts miteinander zu tun haben, sondern um “singuläre Geschehnisse”: “der Mann, sein Hund und weitere singuläre Geschehnisse”

Nimmt man an, dass die Fotografin/Präsentatorin ihrer Bild(Foto)-Text-Koordination annimmt,

– dass der mögliche Rezipient die auf dem Foto dargestellte Szene (und nicht zuletzt qua präsentierter Bild(Foto)-Text-Koordination) ohne große Mühe als anschauliches Beispiel für das uns als normal erscheinende soziale Leben versteht, in welchem das eine mit dem anderen nichts zu tun haben scheint und zudem alles – ob nun Mensch oder Tier oder Bank oder Abfallbehälter/Masten oder Fahrzeug (Fähre) – als jeweils “singuläres Geschehnis” anmutet, sprich: als vereinzelt auftretendes “Naturereignis”, das nach Gesetzen abläuft, auf die man keinen Einfluss hat, und

– dass der mögliche Rezipient zugleich sehen kann, dass es sich bei den auf dem Foto (vor allem) abgebildeten Gegenständen nicht wie qua Text gesagt um “singuläre Geschehnisse” handelt, sondern um einen (als solchen handlungs- und willensfreien) Menschen, ein vom Menschen gehaltenes Haustier und mehrere von Menschen ziel- und zweckbezogen hergestellte und verwendete Gegenstände (Bank, Abfallbehälter/Masten, Fähre),

und dass sie zudem annimmt,

– dass der mögliche Rezipient annimmt, dass sie dies annimmt,

dann könnte man ihren kommunikativen Bild(Foto)-Text-Beitrag wie folgt verstehen:

Die Fotografin/Präsentatorin ihrer Bild(Foto)-Text-Koordination bietet dem möglichen Rezipienten nicht nur ein anschauliches Beispiel  für das uns als normal erscheinende soziale Leben, sondern übt zugleich Kritik an diesem sozialen Leben, indem sie deutlich macht, dass dieses soziale Leben zuerst und zuletzt von (handlungs- und willensfreien) Menschen bestimmt wird und entsprechend auch von diesen verändert werden kann, indem sie das Foto zeigt, das zwar bestimmte Gegenstände (und deren Beziehungen), aber keine “singulären Geschehnisse” darstellt, und mittels koordiniertem Text sagt, dass es sich bei den auf dem Foto (vor allem) dargestellten Gegenständen nicht nur um Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, sondern um “singuläre Geschehnisse” handelt.

Stefan:

This time we are not only presented a picture (photo), but a picture (photo)-text coordination and one could say: It is a communicative picture (photo)-text contribution.

What seems to be shown: photo (picture), which represents certain objects (and their relations), but not “singular events”. (In detail, the photo seems to show mainly: a public litter bin on a metal pole in the centre of the picture; to the left of litter bin/masts a man on a bench with his back to the viewer; between man/bench and litter bin/masts a dog on the ground; to the right of litter bin/masts a ferry crossing the river with man/bench, dog and litter bin/masts on its banks. So what seems to be depicted in detail are above all a man (as such free of action and will), a pet kept by man and several objects (bank, litter bins/poles, ferry) produced and used by man for a specific purpose).

What seems to be said: That the objects depicted in the photo (the objects that seem to be mainly represented in detail) are not only things that have nothing to do with each other but “singular events”: “the man, his dog and other singular events”.

Assuming that the photographer/presenter accepts her image (photo)-text coordination,

– that the possible recipient can easily understand the scene depicted in the photo (and not least the image (photo)-text coordination presented) as a vivid example of social life that seems normal to us, in which the one seems to have nothing to do with the other and, moreover, everything – whether human or animal or bank or litter bins/poles or vehicle (ferry) – appears to be a “singular event”, i.e: as an isolated “natural event” that occurs according to laws over which one has no influence, and

– that the possible recipient can see at the same time that the objects shown on the photo (above all) are not, as qua text says, “singular events”, but rather one (as such free of action and will) human being, a pet kept by humans and several objects (bench, litter bins/poles, ferry) produced and used by humans for a specific purpose,

and that it also accepts,

– that the potential recipient assumes that she does,

then one could understand their communicative image (photo)-text contribution as follows:

The photographer/presenter of her image (photo)-text coordination offers the possible recipient not only a vivid example of the social life that seems normal to us, but at the same time criticises this social life by making it clear that this social life is first and foremost determined by people (free of action and will) and can be changed accordingly, by showing the photograph, which shows certain objects (and their relationships) but not “singular events”, and by using coordinated text to say that the objects shown in the photograph (mainly) are not just things that have nothing to do with each other, but “singular events”.

 

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

 

2 Comments

  1. gkazakou

    Ich finde diese eure Bildbeschreibungsdialoge sehr gedankenanregend. Das Bild regt mich zu einem eigenen Kommentar an. Darf ich? Also: für mich ist es ein durch und durch deutsches Bild – und ich käme niemals auf die Idee, es woanders zu lokalisieren als eben in Deutschland: a) Sauberkeit (Abfalleimer im Zentrum, die neue deutsche Religion), b) Pünktlichkeit (Fähre) c) Solidität (funktionale Fähre, stabile rostfreie Pfähle, solide Bank) d) Hund d) Mensch – in dieser Reihenfolge. Die Anordnung (über die ihr ja bereits viel geschrieben habt) unterstützt den Eindruck des Statisch-Soliden einerseits und die Bedeutungslosigkeit des Menschen andererseits, der grad mal so viel Raum einnimmt wie der Abfalleimer, und zwar am Bildrand. Er ist das unwichtigste Element in dieser deutschen Gesellschaft (Vordergrund). er weiß das, vermutlich billigt er es auch, daher seine zusammengenommene Haltung: starrer Nacken, vermutlich vor der Brust verschränkte Arme, übereinander geschlagene Beine – solide, kompakt, bewegungslos, allein. Auch die Farben von Jacke und Hose, der Schnitt des Haars zeigen Unauffälligkeit, Solidität, einen guten Friseur. Der Mensch ist so sachlich wie die Sachen. Etwas Kontrolliertes, Kaltes weht mich aus dem Bild an – obgleich es eine Idylle abbildet. Nur der Hund, der wohlerzogen daliegt, brav wartend, spricht mir zum Herzen.
    Die Fotografin hat die Ambivalenz der gut funktionierenden “Idylle Deutschland” meisterhaft ins Bild gebracht. Wobei mir klar ist, dass diese Einschätzung womöglich vor allem Ausfluss meiner eigenen ambivalenten Haltung zu Deutschland ist. Beste Grüße aus Griechenland.

    • Rolf Noe

      Danke für das Sahnehäubchen (wahrscheinlich auch so was Deutsches). Da is was dran…

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