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Bilder als Projektionsfläche / Pictures as projection screen

Das hat mich doch nachdenklich gestimmt. Das Klaus in seinem Kommentar zu meiner Begeisterung für das Bild `Festungen, Fassaden und dem Raum dazwischen´ von ShivaK die Frage aufgeworfen hat, ob denn Fotos dazu da seien, wie bei einem Rorschach-Test seine Fantasien hinein zu projizieren? Das wirft weitere Fragen auf:

Was müssen Bilder mitbringen, um als Projektionsfläche dienen zu können? Es gibt ein paar einfache Antworten. Vom Rorschach her könnte man sagen Unbestimmtheit. Form ja, aber so dass sie viel Interpretationsspielraum lässt. Was aber heißt das für Fotos? es sind wohl die Anteile von Bildern die zwar etwas Konkretes darstellen aber etwas, dass sich verschiedenen vergleichbaren Dingen oder Situationen in Raum und Zeit zuordnen lässt. So erklärt sich auch, warum Bilder, wenn sie älter werden und ihren konkreten Bezug zu einer bestimmten Situation verlieren ikonisch werden können. Das passiert dann, wenn sie (wie z.b. bei der Migrant mother) dadurch frei werden für eine immer breitere Interpretation. Wenn sie einen Weg gehen von der Darstellung bestimmter Personen hin zu einer Darstellung der `Conditio humana´ an sich.

Der zweite Bereich an den man dabei denken kann, ist die Werbung. Wer kennt nicht die Bilder die so unbestimmt gehalten sind, dass sich in sie die Wünsche von Millionen ergießen können weil sie zwar etwas konkretes zeigen, das aber zugleich typisch und unbestimmt ist in dem Sinne, dass es nicht mehr bestimmten Personen oder Situationen zuordenbar ist. Lieferanten dieser Verführungsindustrie sind inzwischen weitgehend die Stock-Photo Plattformen, die ja geradezu eine Wissenschaft daraus machen, wie man Bilder macht, die sich so ziemlich für jeden Zweck hernehmen lassen.

„Sagt die Interpretation des Bildes also mehr über den Betrachter aus als über das Photographierte oder den Photographierenden?“ fragt Klaus provokant weiter. Nun, je offener das Bild ist, oder mit der Zeit wird, je mehr kann es sich der Betrachter aneignen und seine eigenen Anteile reinlegen. Ob das gut ist, dass es so ist, ist eine moralische Frage und interessiert mich insofern wenig.

Gibt es Möglichkeiten Bilder so eindeutig zu positionieren, dass es nicht mehr möglich ist hinein zu phantasieren? Es ist möglicherweise eine Frage der Verankerung der Bilder in Zeit und Raum die z.b. sehr effektiv mit den klassischen, in der Dokumentarfotografie üblichen, Ort/Zeit-Titeln bewerkstelligt werden kann. Wenn das Bild aus meinem Beitrag über Tiefe (siehe dort) z.B. „Tarragona, Spanien September 2015“ heißen würde hätte ich mich vielleicht mehr gescheut mein Innenleben hinein zu legen und es als dokumentarisch angenommen. Dann entscheidet das Interesse (Studium) und nicht die Emotion (punctum) darüber, ob ich mich länger damit beschäftige oder nicht.

It made me think. That Klaus in his commentary on my enthusiasm for the picture `Fortresses, Facades and the space in between´ by ShivaK has raised the question whether photos are made to project your fantasies into them like in a Rorschach test? This raises further questions:

What do pictures have to bring with them in order to serve as a projection surface? There are a few simple answers. From Rorschachs point of view one could say indeterminacy. Form yes, but so that it leaves much room for interpretation. But what does that mean for photos? They are probably that kind of pictures that represent something concrete but something that can be assigned to different comparable things or situations in space and time. This also explains why pictures can become iconic when they get older and lose their concrete reference to a certain situation. This happens when they (e.g. the migrant mother) become free for an ever broader interpretation. If they go all the way from the representation of certain persons to a representation of the `Conditio humana´ itself.

The second area, one can think of is advertising. Who doesn’t know the pictures which are held so indefinitely that the wishes of millions can pour into them because they show something concrete, but which is at the same time typical and indefinite in the sense that it can no longer be assigned to certain persons or situations. Suppliers of this seduction industry are now largely the stock photo platforms, which make a science out of how to make pictures that can be taken for pretty much any purpose.

“Does the interpretation of the picture say more about the viewer than about the person photographing or the person being photographed? Well, the more open the picture is, or becomes over time, the more it can be appropriated by the viewer and its own parts can be deceived. Whether it’s a good thing that it is like this is a moral question and therefore of little interest to me.

Are there possibilities to position pictures so clearly that it is no longer possible to fantasize into them? It is possibly a question of anchoring the pictures in time and space, which can be done very effectively with the classical place/time titles that are common in documentary photography. If the image from my contribution on depth (see there) was called e.g. “Tarragona, Spain September 2015” I might have been more afraid to put my inner life into it and might have accepted it as documentary. Then it is the interest (study) and not the emotion (punctum) that decides whether I spend more time on it or not.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Aufscheinend /emerging

Bilder, die ganz nebenbei entstanden sind während ich meine photographische Begeisterung ausgelebt habe.  In den Bilder scheint jetzt etwas auf, was ich bei ihrer Enstehung allenfalls geahnt haben kann.

Und jeder kann dazu noch reininterpretieren was ihm so auf der Seele liegt.

Pictures, which were created by the way while I lived out my photographic enthusiasm. Something now seems to be in the pictures, which at best I could have guessed at the time of its creation.

And everybody is invited to put into these pictures whatever dwells in his mind.

1 Comment

  1. Andreas

    Sehr schöne abstrakte Bilder!

    Ohne Frage kann man, finde ich, um bei Barthes zu bleiben, den “Tod des Autors” und die “Geburt des Lesers” auch auf die Fotografie übertragen. Der Fotograf ist tot, der Betrachter lebt. Allerdings ist ja ausgerechnet Barthes derjenige, der diese Gedanken in “S/Z” ad absurdum führt, indem er den Text besser erklärt als Balzac es je könnte.

    Ich persönlich bin ja in einem Spannungsfeld aus analytischer Beschreibung von Texten (oder beschreibender Analyse) und wertender Sinngebung (oder sinngebendem Werten) aufgewachsen und konnte mich bis heute nicht davon befreien … Ja, als Autor (oder als Fotograf) gebe ich meinem “Werk” Gedanken, Gefühle mit auf den Weg und harre des Lesers, der Betrachterin, die sie herauslesen.

    Ja, ich bin als Autor auch nur ein Betrachter/Leser unter vielen und sehe mein Werk aus einem (wenn auch relativ größeren) beschränkten Blickwinkel. Resultiert möglicherweise aus der Verengung des Blickwinkels eine höhere Exaktheit des Blicks, der dann eine (letztliche konkretere?) Genauigkeit der Botschaft hervorbringt? Oder führt die Verengung des Blickwinkels lediglich zu einer weiteren Iteration des Apfelmännchens, einem weiteren Ausfächern möglicher Botschaften, die eine nicht exakter gefasst werden kann als die andere.

    Für mich als Betrachter/Leser steht doch zunächst im Vordergrund, dem Autor zu folgen, “studium” zu betreiben, und dann kommen plötzlich diese “puncta” und zerren mich ganz woanders hin.

    Nervig wird es ja aber immer dann, wenn der Betrachter seine “puncta” in den Vordergrund rückt, ohne studia zu betreiben. Wenn er also aus seiner eigenen Arroganz heraus Bilder nicht nur interpretiert, sondern gleichzeitig wertet und — an folgender Stelle neige ich als Schöpfer dazu, beleidigt zu sein — abwertet.

    (Als Betrachter, muss ich leider zugeben, passiert mir manchmal Ähnliches.)

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