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Bilder und Daten / Images and data

„Die digitale Fotografie stellt die Wahrheit der Fotografie radikal infrage. Sie beendet die Zeit der Repräsentation endgültig.  Sie markiert das Ende des Realen. In ihr ist kein Verweis auf den realen Referenten mehr enthalten.“

“Digital photography radically questions the truth of photography. It puts a definitive end to the era of representation.  It marks the end of the real. It no longer contains any link to the real referent.”

Byung-Chul Han

“Was ist das überhaupt? Ich kann das im Netz nicht finden.” so oder so ähnlich klang die Antwort auf eine Einladung zu einer Vernissage meines Freundes Malcolm Brook. Zugegeben seine Homepage  ist nicht leicht zu finden da sie nicht seinen Namen trägt. Was mich aber wirklich erschreckt hat, ist der Gedanke, dass in der Wahrnehmung von Zeitgenossen etwas nur dann existiert wenn es sich im Netz spiegelt oder wie Byung-chul Han es in seinem sehr lesenswerten und lesbaren Buch “Im Schwarm-Ansichten des Digitalen” ausdrückt:  “Was keine Information ist,  ist nicht”

Der Trend ist, dass heute alles in Information umgewandelt wird. Alles wird digitalisiert und damit zu Daten. Ich kann mich noch ganz lebhaft an meinem Schreck erinnern als im Zusammenhang mit der DSGVO davon gesprochen wurde, dass Bilder ja auch Daten sind. Hä? Sie sind im digitalen Format tatsächlich Daten und transportieren zudem auch noch Daten über ihre Herstellung. Nicht umsonst werden analoge Bilder von dieser Verordnung ausgenommen. Inzwischen kann ich ein Lied davon singen, weil bei der Digitalisierung meiner analogen Photokisten eine der größten Schwierigkeiten darin bestand,  die “losen”  Bilder zu datieren. Mein Vater hat glücklicherweise bei seinen Bildern die “Metadaten” immer hinten auf das Papierbild draufgeschrieben. So konnte ich an der Größe der Kinder oder deren Kleidung die anderen Bilder zumindest einem Jahr zuordnen.

Die Heimat des analogen Bildes ist eigentlich nicht die Kiste sondern das Fotoalbum. Das Album ordnet die Bilder zu einer Erzählung und diese Erzählung verortet dann den Einzelnen im Verbund der Familie oder der Freunde und  Arbeitskollegen, manchmal auch der Mitbürger etcetera.

Das digitale Bild hat diese Heimat in einer Erzählung verloren. Der Preis den es dafür zahlen muss, dass es überall hin verschickt werden kann ist, dass es mit seinem Köfferchen von Metadaten heimatlos geworden ist. Das digitale Bild wird zum Nomaden wenn nicht gar zum Gespenst, da es körperlos umherirrt um auf Wunsch auf jeder leuchtenden Oberfläche beschworen werden zu können. Dafür lässt es sich leichter ordnen in Datums- oder Inhaltsgeordnete Schubladen packen und dort leicht wieder auffinden.

Wo bleibt aber die Geschichte die die Bilder früher erzählen konnten? Wenn wir wieder Geschichten hören und sehen wollen müssen wir Serien bilden, Diashows erstellen oder ganz neue Wege finden die Bilder in Narrative einzubinden. Ein Weg den wir hier gehen und den auch viele andere gehen, die auf das Erzählen von Geschichten Wert legen, ist das Einbinden von Bildern in ihren Blog oder auch andersrum das erzählen von kleinen Geschichten zu den gezeigten Bildern. Durch meine Einbindung in die wordpresss-community lerne ich immer mehr solche Menschen kennen und schätzen.  Davon vielleicht ein andermal mehr.

Und ja, das ist glaube ich nicht das erste Mal, dass wir bei diesem Ergebnis landen, nicht wahr Harald?

“What is this anyway? I can’t find it on the net” sounded like this or something similar to the answer to an invitation to a vernissage of my friend Malcolm Brook. Admittedly his homepage is not easy to find because it does not bear his name. But what really scared me was the thought that in the perception of contemporaries something only exists when it is reflected in the net or as Byung-chul Han expresses it in his very readable book “Im Schwarm-Ansichten des Digitalen”: “What is not information is not”.

The trend is that today everything is transformed into information. Everything is being digitalized and thus turned into data. I can still vividly remember my shock when it was said in connection with the DSGVO that pictures are also data. Eh? In the digital format they are actually data and in addition they also transport data about their production. It is not for nothing that analogue pictures are excluded from this regulation. In the meantime, I can tell you a thing or two about it, because one of the biggest difficulties in digitising my analogue photo boxes was to date the “loose” pictures. Fortunately, my father always wrote the “metadata” on the back of the paper image for his pictures. This way I was able to assign the other pictures to at least one year based on the size of the children or their clothes.

The home of the analog picture is actually not the box but the photo album. The album arranges the pictures into a narrative and this narrative then locates the individual in the group of family or friends and work colleagues, sometimes also fellow citizens etc.

The digital image has lost this home in a narrative. The price it has to pay for the fact that it can be sent anywhere is that it has become homeless with its little case of metadata. The digital image becomes a nomad if not even a ghost, as it wanders disembodied in order to be conjured up on any shiny surface if desired. On the other hand, it is easier to arrange it in date or content arranged drawers, where it can be easily found again.

But where is the story that the pictures could tell before? If we want to hear and see stories again, we have to create series, slide shows or find completely new ways to integrate the pictures into narratives. One way we are going here and many others who are interested in storytelling is to integrate pictures into their blog or the other way round, to tell little stories about the pictures shown. Through my involvement in the wordpresss community I get to know and appreciate more and more such people.  Maybe more of this another time.

And yes, I don’t think this is the first time that we have reached this result, isn’t it Harald?

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator  

8 Comments

  1. Klaus

    Da stimme ich dir völlig zu, Harald. Wir werden dann zu Kohlenstoffeinheiten mit mehr oder weniger effektiver Datenverarbeitung.

  2. Klaus

    Sie stellt eine nicht, oder noch nie existierende Wahrheit der Fotografie radikaler und perfekter in Frage. Sie markiert vielleicht das Ende des Realen aber nicht der Wirklichkeit. Der Verweis ist noch enthalten, aber wird bedeutungslos.

    Die Ausführungen von Lunefeld : Digitale Fotografie. Das dubitative Bild (2004) fand ich interessant. “Mit dieser Unterordnung [Unterordnung des Fotos unter die Grafik] verändert sich unser Verständnis des Bildes sowohl hinsichtlich der Art, wie wir das Bild als Zeichen lesen, d. h. der Position, die es innerhalb einer Semiotik einnimmt, als auch hinsichtlich der Art, in der wir es innerhalb von Kontexten sehen, d.h. der Position, die es in der Kunstgeschichte einnimmt.”

    Als alter Mann seh ich es änlich wie du: Fluch und Segen. Aber wenn sich unser Denken an die neue Welt angepasst hat verschwinden alle Widersprüche, wir haben dann die Bildverbesserungsalgorithmen im Kopf und auch die faltigsten Sachverhalte werden geglättet. Dann wird das Verschwinden von Wirklichkeit zur Realität. 😉

    • Rolf Noe

      Danke für den Lese-Tipp. Das ist wirklich ein sehr erhellender Essay an der Quelle der digitalen Flut.
      Hat ein bisschen gedauert, bis ich dazu gekommen bin, ihn zu lesen. Lag auch daran, dass er für den Bildschirm
      ein wenig zu lang ist. Auch wieder alter Mann, musste das Ding erst mal audrucken, um es mir ihn Ruhe zu Gemüte führen zu können.
      Werde demnächst ein paar Bemerkungen dazu hier vom Stapel lassen. Grüße

  3. Harald S.

    Ja, Rolf, da bin ich ganz Deiner Meinung, mit beidem. Die Digitalisierung macht vor dem Menschen nicht halt. Er selbst wird mehr und mehr zu einem Datensatz, wenn er nicht aufpasst. Das, was meiner Meinung den Menschen ausmacht, droht zu verschwinden. Vielleicht sind es ja die Geschichten, die unser Leben zusammenhalten.

    • Rolf Noe

      Was ich noch nicht so genau weiß ist, wie man es schaffen kann das zu sehen und zu sagen ohne als übertrieben kulturkritisch rüber zu kommen.
      Oder gar als alter Mann (der ich ja bin oder zumindest zunehmend werde), der sich darüber beschwert, dass seine Welt verschwindet und nicht so ganz versteht, was an der `Schönen Neuen Welt´
      denn verkehrt sein soll. Z.B. sind die Digitalen Kommunikationsmöglichkeiten in der derzeitigen Krise ein wahrer Segen. Und trotzdem ist zu fürchten, dass gerade die Krise uns noch weiter in diese
      sinnesarme Welt hineintreibt.

  4. gkazakou

    gefällt mir , kann ich nachvollziehen, weil ich es selbst so mache: “Wenn wir wieder Geschichten hören und sehen wollen müssen wir … Wege finden, die Bilder in Narrative einzubinden”.

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