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Bilderserien zusammenstellen / Assemble Image Series

So lautete der Titel der Session, die ich im Rahmen des `fotocamp´ Pforzheim angeboten habe. In einem Fotoherbst-Jahr natürlich nicht ohne den Hintergedanken den/die Eine:n oder Andere:n zu einer Teilnahme am Wettbewerb anzuregen oder denjenigen, die das schon vorhaben einige Kriterien in die Hand zu geben anhand denen sie besser antizipieren können, was in der Vor-Jury als stimmige Serie durchgeht und was, zum Teil aufgrund von simplen Anfängernfehlern, schon im Vorfeld aussortiert wird.

Mir war schon klar, dass das nicht einfach werden würde, aber ich fühlte mich gut gerüstet, zum einen aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Teilnehmer an Juryentscheidungen in Schömberg zum Teil auch weil ich im Vorfeld  das Buch „Serien fotografieren“ von Éric Forey aus dem dpunkt.verlag durchgearbeitet hatte, das sehr gut strukturiert ist, und eine große Übereinstimmung seiner Erläuterungen zu Serien mit den Kriterien feststellen konnte die auch beim Fotoherbst zur Anwendung kamen und kommen.

Einleitend könnte ich eingehend auf die Fragen der Teilnehmer erläutern, was eine gute Serie ausmacht. Ein interessantes Thema, eine spannende Geschichte, die Dokumentation eines Vorgangs oder eine Entwicklung. Es ging auch darum klarzumachen, was eine Serie von einer Sammlung gleichartige gleichartiger Motive unterscheidet. Des Weiteren ging es darum, was eine Serie zusammenhält und was eine Serie sprengt, um formale Kriterien im Spannungsfeld zwischen Durchgängigkeit und Abwechslung, darum Ausrutscher sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht zu vermeiden, einen roten Faden zu finden, der die Serie zusammen hält, spannende Anfangsbilder, eine ansprechende Reihenfolge und ein starkes Abschlussbild zu finden.

Anhand einer Reihe von Bildern (s.o.), die Harald ausgedruckt mitgebracht hatte konnten wir dann praktisch nachvollziehen, wie man aus einer mittleren Auswahl von Bildern eine Serie mit einer begrenzten Anzahl (für den Fotoherbst z.B. acht bis zehn Bilder) herausfiltert. Das war auch für mich der spannendste Teil des Workshops.

Der Punkt, an dem das Buch von Éric Forey über darüber hinausgeht, aus einer Anzahl von Bildern eine Auswahl zum Beispiel für eine Ausstellung zu treffen, ist dass er sehr deutlich zeigt wie wichtig es ist schon beim Photographieren im Blick zu haben, dass man für eine Serie photographiert. Dann kann man schon wenn man unterwegs ist, darauf achten, dass die Perspektiven und Lichtstimmungen in den Bildern der Serie möglichst einheitlich sind aber auch dass die Motive nicht zu einheitlich sind sondern auch Abwechslung bieten. Ich denke, im Übrigen, dass das Eine das andere voraussetzt. Wenn ich mich nicht mit der Zusammenstellung von Serien beschäftigt habe, werde ich es auch beim Photographieren nicht schaffen auf all die Aspekte zu achten die zu einer guten Serie führen. Und wenn ich nicht bei meinen Touren Fehler in dieser Hinsicht gemacht habe, die ich dann am Bildschirm oder beim Aneinanderreihen von Ausdrucken erst entdecke werde ich nicht lernen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Um dahin zu kommen, dass man, wie Forey es vorschlägt, schon beim Photographieren in Serien denkt, muss man einen gewissen Übungsweg zurücklegen. Aber auch dafür ist das Buch ein guter Begleiter.

Ich hoffe, dass der Eine oder andere in dem Workshop etwas mitgenommen hat, und sei es nur den Buchtipp oder die Idee es mal mit Serien zu probieren. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt, denn am besten lernt man, wenn man gezwungen ist, anderen etwas zu erklären.

This was the title of the session I offered at the ‘photocamp’ Pforzheim. In a Fotoherbst year, of course, not without the ulterior motive of encouraging one or the other to participate in the competition or to give those who are already planning to do so some criteria in hand with which they can better anticipate what passes in the pre-jury as a coherent series and what, partly due to simple beginner’s mistakes, is already sorted out in advance.

I knew that this would not be easy, but I felt well prepared, partly because of my many years of experience as a participant in jury decisions in Schömberg and partly because I had worked through the book “Serien fotografieren” by Éric Forey from dpunkt.verlag, which is very well structured, and I could see a great correspondence between his explanations of series and the criteria that were and are also used at the Fotoherbst.

By way of introduction, I could explain in detail, in response to the questions of the participants, what makes a good series. An interesting theme, an exciting story, the documentation of a process or a development. It was also a matter of clarifying what distinguishes a series from a collection of similar subjects. Furthermore, it was about what holds a series together and what breaks a series, about formal criteria in the tension between continuity and variety, about avoiding slips both in content and form, about finding a red thread that holds the series together, exciting opening images, an appealing sequence, and a strong closing image.

Using a series of images (see above) that Harald had brought printed out, we were then able to practically understand how to filter out a series with a limited number (for the photo autumn, for example, eight to ten images) from a medium selection of images. This was also the most exciting part of the workshop for me.

The point where Éric Forey’s book goes beyond selecting from a number of images, for example for an exhibition, is that he shows very clearly how important it is to have in mind when photographing that you are photographing for a series. Then, when you are on the road, you can make sure that the perspectives and lighting moods in the pictures of the series are as uniform as possible, but also that the motifs are not too uniform but also offer variety. I think, by the way, that one presupposes the other. If I have not dealt with the composition of series, I will not manage to pay attention to all the aspects that lead to a good series. And if I have not made mistakes in this respect during my tours, which I then discover on the screen or when lining up prints, I will not learn to do it better the next time. To get to the point of thinking in series while photographing, as Forey suggests, requires a certain amount of practice. But the book is a good companion for that, too.

I hope that one or the other of you took something away from the workshop, even if it was just the book tip or the idea to try it with a series. I definitely learned a lot, because the best way to learn is to be forced to explain something to others.

6 Comments

  1. 6qsite

    Thank you very much for your contribution. I usually work under the format of series and your comments have interested me a lot.

  2. Stefan Brendle

    Gerade auch bei einer Fotoserie ist immer schon die „Verwendungsebene“ und nicht nur die „Darstellungsebene“ im Spiel, denn Fotos bilden ja nicht einfach von sich aus eine Serie, sondern werden als Serie verwendet. Und deine/eure Beschränkung auf Bewertungsaspekte, die wichtig erscheinen dafür, dass ein Rezipient die Verwendung bestimmter Fotos als Serie verstehen und goutieren kann: Dass sie der schon mehrfach besprochenen amateurfotografentypischen „Vernebelung des Bezugs auf Zwecke“ dient, dafür spricht für mich nicht zuletzt, dass du einen Rezipienten, der vor allem verstehen will, wie das Zeigen einer Fotoserie gemeint ist, zum „passiven Empfänger einer Botschaft“ erklärst; und ihn so dann von einem Rezipienten unterscheidest, der als „aktiver“ Quasi-Kreuzworträtsellöser zu einem Serien- und vielleicht auch noch zu einem darüber hinausgehenden „Irgendwie“-Verständnis des Gezeigten gelangt, was ihm dann eine „positive Empfindung“ als Belohnung bescheren soll.

  3. Stefan Brendle

    Beim Versuch der Bewertung von Bildserien (Fotoserien) und einer entsprechenden Bestimmung der Relevanz bestimmter Bewertungsaspekte wird man doch geradezu mit der Nase darauf gestoßen, wie wichtig hier die Reflexion auf kommunikative Zwecke ist: Und zwar gerade auch auf Zwecke, die man verfolgt oder verfolgen könnte, indem man mittels Zeigen einer Bildserie (Fotoserie) zum Beispiel ein bestimmtes Thema behandelt, eine bestimmte Geschichte erzählt oder einen Vorgang oder eine Entwicklung dokumentiert.

    • Rolf Noe

      Für einen Teil dessen, was m.E.n. eine gute Serie ausmacht, hast Du recht. Ein spannendes Thema, eine gute Story, eine wichtige Message sind grundlegend dafür, dass so eine Serie nicht ihren Zweck verfehlt bzw. die damit vollzogene Handlung erfolgreich ist. Aber es gibt eben noch eine andere Ebene, die möglicherweise auf das ästhetische Empfinden zielt und einen nicht geringen Anteil daran hat, ob so eine Serie positiv aufgenommen wird. Dazu gehört eine möglichst gute stilistische Durchgängigkeit, dazu gehört aber auch, dass die Serie abwechslungsreich ist, dazu gehört nicht zuletzt, dass die Bilder aufeinander eingehen, z. B. in der Art, wie sie angeordnet sind und wie Elemente aus der formalen Struktur Übergänge zwischen den Bildern ermöglichen. Auf dieser Ebene fällt es schwerer, das, was passiert, handlungstheoretisch zu erfassen. Man könnte aber von einer Handlung sprechen, die so ähnlich funktioniert wie ein Kreuzworträtsel oder ein Sudoku. Dabei ist der Rezipient nicht nur passiver Empfänger einer Botschaft, sondern er muss sich aktiv an deren Entschlüsselung beteiligen und wird so involviert. Gelingt ihm eine Entschlüsselung (die nicht unbedingt mit dem übereinstimmen muss, was der Produzent “sagen” wollte) wird er durch eine positive Empfindung für seine Mühe belohnt.

  4. Rolf Noe

    Ja, Hecke X durch die Tage oder Mücke Y durch die Stadien ihrer Entwicklung oder, oder… Allgemein wird angenommen, dass sich Macro-Photographie nicht gut für Serien eignet. Das denke ich nicht. Es gibt überall sinnstiftende Zusammenhänge. Man muss sich nur die Mühe machen, diese ansprechend zu präsentieren.

  5. kopfundgestalt

    Das Nachbereiten der Fotos unter dem Aspekt einer Serie lernt sicher einiges. Ganz sicher ist es noch besser, das Mindset schon beim Fotografieren dabei zu haben.

    Dasselbe findet ja auch beim Aktzeichnen oder Modellieren von konkreten Tonobjekten eine Rolle. Auch beim Nachspielen von aufgezeichneten Schachpartien.

    Vielleicht “zwingt” einen bei Makrofotografie der Serienanspekt dazu, zu einer ganz bestimmten Uhrzeit immer wieder eine bestimmte Hecke aufzusuchen und die Gäste dort, so sie Tag für Tag eintrudeln, aufzunehmen. Titel: “Hecke X durch die Tage.”

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