Wegen des großen Erfolges bis November 2024 verlängert, die Ausstellung „When We See Us – 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei“ in Basel. Es war ursprünglich eine Idee von Matthias und ich bin froh, dass wir sie verwirklicht haben, nach Basel gefahren sind, um uns diese Bilder-Schau anzuschauen. Es war wirklich viel. Alle vier Stockwerke des „Kunstmuseums Basel Gegenwart“ voll mit bunten Bildern, voll mit Bildern von schwarzen Menschen. Mit Bildern von Lebensfreude, Sinnlichkeit und Kraft. Keines der Bilder hatten wir woanders schon gesehen – keinen der Künstlernamen irgendwo schon gehört. Aber auf jedem Stockwerk gab es mindestens zwei bis drei Bilder, die uns in ihren Bann gezogen haben, vor denen wir lange verweilen könnten.
Due to its great success, the exhibition ‘When We See Us – 100 Years of Pan-African Figurative Painting’ in Basel has been extended until November 2024. It was originally an idea of Matthias, and I’m glad that we realised it and went to Basel to see this exhibition of paintings. It really was a lot. All four floors of the ‘Kunstmuseum Basel Gegenwart’ were full of colourful pictures, full of pictures of black people. With pictures of joie de vivre, sensuality and power.
We hadn’t seen any of the pictures anywhere else – we hadn’t heard any of the artists’ names anywhere else. But on each floor there were at least two or three pictures that mesmerised us and that we could linger in front of for a long time.
Schwarze Kunst zu zeigen das klingt irgendwie pauschal und undifferenziert aber durch die Einschränkung auf figurative Malerei und die letzten 100 Jahre war es dann doch sehr instruktiv. Wir haben uns hinterher gefragt, ob Malerei denn wirklich eine genuin schwarze Kunst ist und wie weit die Einflüsse europäische Kunstgeschichte in die Werke mit eingegangen sind oder ob wir diese nur hineininterpretieren? Man kann sich auch fragen, was eigentlich der europäische (unseren) Blick auf die Art wie schwarze Menschen sich im Medium der Malerei darstellen in diese Werke sieht und was er übersieht. Möglicherweise ist dadurch, dass sich die schwarzen Künstler in einem Medium ausdrücken, dass uns Europäern geläufig ist, doch auch eine Art Brücke möglich, ein Einblick in andere Kulturen und vielleicht ein Einstieg in eine Beschäftigung mit den schwierigen Fragen der Kolonialgeschichte, den Unabhängigkeits- und Freiheitsbewegung und des Rassismus, der sich ja nicht zuletzt daraus speist, dass man wenig Einblick in die anderen Kulturen hat.
Showing black art sounds somehow generalised and undifferentiated, but by limiting it to figurative painting and the last 100 years, it was very instructive. Afterwards, we asked ourselves whether painting really is genuinely black art and to what extent the influences of European art history have been incorporated into the works or whether we are just interpreting them? We can also ask ourselves what the European (our) view of the way black people represent themselves in the medium of painting actually sees in these works and what it overlooks.
It is possible that the fact that black artists express themselves in a medium that we Europeans are familiar with also makes a kind of bridge possible, an insight into other cultures and perhaps an introduction to dealing with the difficult questions of colonial history, the independence and freedom movements and racism, which is fed not least by the fact that we have little insight into other cultures.
Bei einem Besuch in der Kunsthalle Basel habe ich eine Ausstellung gesehen, die ein wenig zusammenfasst, was ich in der Ausstellung im Kunstmuseum vermisst habe. Denn ich denke, wenn ich afrikanische Kunst höre, doch eher an Skulptur/Installation und Fotografie als ein Malerei. Sandra Mujinga zeigt beides. Ein Raum ist mit übermenschenhohen Gebilden ausgestattet, die an irgendetwas zwischen Riesen und Baumstümpfen denken lassen. Bänke laden dazu eine sich in diesem “Park” gemütlich zu machen und die Töne schweben, obwohl sie von menschlichen Stimmen stammen, irgendwie körperlos dazwischen im Raum. Das klingt irgendwie creepy, ist es aber nicht, eher angenehm, zumindest für mich. Im zweiten Raum hängen sechs rund gerahmte Portraits von Menschen mit schwarzer Haut und kurzen krausen Haaren. Auf den ersten Blick wirken sie eher weiblich. Man fragt sich, ob es sich um dieselbe Person handeln könnte, kommt aber schnell darauf, dass ein paar Details so überhaupt nicht zu dieser Hypothese passen wollen. Bei einem Porträt ist es ein dezenter, aber sichtbarer Schnurrbart, beim anderen ein auffälliger Haaransatz. Ähnlich ja, aber nicht identisch. Aus dem Programmheft, das in der Kunsthalle immer vorbildlich informativ ist, erfahren wir das Sarah Mujinga Portraits von Freunden und Bekannten so weit miteinander verschmolzen hat, dass nur noch minimale Details darauf hindeuten, dass es sich nicht um dieselbe Person handelt. Ein schönes Spiel mit meinen Sehgewohnheiten, die sich in der Regel schwer damit tun dunkelhäutige Menschen voneinander zu unterscheiden. Ein Wahrnehmungstraining. Im dunklen dritten Raum eine grün angestrahlte Figur, die einen gespenstischen Schatten an die Wand wirft und mit unserem Wunsch spielt Wahrnehmungen zu vereindeutlichen. Ein leichtes Unwohlsein angesichts der diffusen Formen verschwindet erst nach und nach beim Betrachten.
During a visit to the Kunsthalle Basel, I saw an exhibition that summarises a little of what I missed in the exhibition at the Kunstmuseum. Because when I hear African art, I tend to think of sculpture/installation and photography rather than painting. Sandra Mujinga shows both. One room is furnished with superhumanly tall structures reminiscent of something between giants and tree stumps. Benches invite you to make yourself comfortable in this ‘park’ and the sounds, although they come from human voices, somehow float disembodied in the space in between. It sounds kind of creepy, but it’s not, it’s rather pleasant, at least for me.
In the second room there are six round framed portraits of people with black skin and short frizzy hair. At first glance, they look rather feminine. You wonder whether they could be the same person, but quickly realise that a few details don’t fit this hypothesis at all. One portrait has a discreet but visible moustache, the other has a striking hairline. Similar yes, but not identical. From the programme booklet, which is always exemplarily informative in the Kunsthalle, we learn that Sarah Mujinga has merged portraits of friends and acquaintances to such an extent that only minimal details indicate that they are not the same person. A nice play with my viewing habits, which generally have difficulty distinguishing dark-skinned people from one another. Perception training.
In the dark third room, a figure illuminated in green that casts a ghostly shadow on the wall and plays with our desire to clarify our perceptions. A slight feeling of unease in the face of the diffuse shapes only gradually disappears as we look at them.