Zum Filmstart hatte ich keine Zeit, aber schon eine Woche später hatte ich den Film gesehen. Der traditionell unglücklich gewählte deutsche Titel “die Fotografin”, der an die unterhaltsame Bücherreihe erinnert konnte mich nicht abhalten. Ich wusste, dass es um Lee Miller geht und das war Motivation genug. Der Film hat mich nicht enttäuscht. Natürlich könnte man noch mehr über die Millers Zeit als Modell und Muse im Kreis der Surrealisten oder ihrem Verhältnis zu Man Ray sagen, aber der Film hat das mit ein paar skizzenhaften Szenen gut angedeutet. Und dann beginnt die eigentliche Geschichte. Ja auch die obligatorische Liebesgeschichte mit dem Briten Roland Penrose, aber vor allem die unglaubliche intensive Zeit die Lee Miller zusammen mit David Scherman in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs und sozusagen als fotografische Begleiterin des Siegeszuges der Alliierten in Deutschland verbracht hat.
I didn’t have time for the movie release, but a week later I had already seen the film. The traditionally unfortunate German title “die Fotografin”, which is reminiscent of the entertaining german book series, couldn’t stop me. I knew it was about Lee Miller and that was motivation enough. The movie did not disappoint me. Of course, more could be said about Miller’s time as a model and muse in the surrealist circle or her relationship with Man Ray, but the movie did a good job of hinting at that with a few sketchy scenes. And then the real story begins. Yes, the obligatory love story with the British Roland Penrose, but above all the incredibly intense time that Lee Miller spent together with David Scherman in the last months of the Second World War and, so to speak, as a photographic companion of the Allied victory march in Germany.
Ich habe mir, kaum war ich daheim, das Buch “Lee Miller Deutschland 1945“ (Greven Verlag, Köln) aus dem Regal geholt dabei ist mir noch mal deutlicher geworden, was ich aufgrund der Geschichte mit Hitlers Badewanne schon geahnt hatte. Jede Szene in dem Film läuft auf ein oder mehrere ikonische Bilder von Lee Miller hinaus. Noch während ich den Film sah, fragte ich mich wie der Film die Geschichte von der Badewanne erzählen würde und siehe da man hat das recht locker inszeniert und hat über ein paar Fragen, wieso, was überhaupt möglich gewesen sein kann einfach hinwegerzählt. Nach diesem Strickmuster sind auch andere Szenen des Films entstanden. Zum Beispiel ist es klar, dass in dem Foto “amerikanisch Soldaten schauen in einen Eisenbahnwagon mit Leichen von KZ-Häftlingen” aus dem Wagon heraus photographiert wurde. Also zeigt uns der Film wie die Protagonistin in den Leichenwagon steigt, um diese Bilder zu bekommen. Was man in dem Film nicht so gut sieht, ist z.B., dass im Büro des stellvertretenden Bürgermeisters von Leipzig der mit seiner Familie Zyanid geschluckt hatte außer David Scherman und Lee Miller noch drei andere Fotografen zugange waren unter anderem Robert Capa.
Insgesamt also ein spannendes “making of” der Kriegsende-Bilder von Miller und natürlich auch eine heutzutage nicht überflüssige Erinnerung daran, was das Ergebnis ist wenn Ideologien hemmungslos ausgelebt werden.
As soon as I got home, I took the book “Lee Miller Deutschland 1945” (Greven Verlag, Cologne) off the shelf, and it became even clearer to me what I had already suspected from the story of Hitler’s bathtub. Every scene in the movie is based on one or more iconic images by Lee Miller. While I was still watching the movie, I wondered how the movie would tell the story of the bathtub and lo and behold, it was staged quite loosely and a few questions about why, what could have been possible at all were simply ignored. Other scenes in the movie also followed this pattern. For example, it is clear that in the photo “American soldiers look into a railroad wagon with corpses of concentration camp prisoners” was photographed from the wagon. So the movie shows us how the protagonist climbs into the corpse wagon to get this picture. What you don’t see so well in the film, for example, is that in the office of the deputy mayor of Leipzig, who had swallowed cyanide with his family, there were three other photographers in addition to David Scherman and Lee Miller, including Robert Capa.
All in all, an exciting “making of” of Miller’s end-of-war pictures and, of course, a reminder, not superfluous today, of what the result is when ideologies are lived out without restraint.
Was mich erstaunt hat, war, dass mein Bücherregal außer dem Lee Müller Buch noch zwei andere Bücher zum Kriegsende ausgespuckt hat. Einmal, noch aus dem Bestand meiner Ex-Frau, Tony Vaccaro “Entering Germany 1944-1949” (Taschen), der diese Zeit sehr stark aus der Sicht der GIs zeigt. Er war der Soldat mit der Kamera und wurde dadurch zum wichtigsten wichtigen Zeitzeugen aus der Anfangszeit der Besatzung im amerikanischen Sektor.
What surprised me was that my bookshelf had two other books on the end of the war besides the Lee Müller book. One, still from my ex-wife’s collection, is Tony Vaccaro’s “Entering Germany 1944-1949” (Taschen), which shows this period very much from the perspective of the GIs. He was the soldier with the camera and thus became an important contemporary witness of the early days of the occupation in the American sector.
Ganz anders Herbert List in “Memento 1945 – Münchner Ruinen“ (Schirmer/Mosel), der einen mehr gestalterischen Blick auf das zerstörte Münchner eröffnet, indem er sich auf die beschädigten Skulpturen und übrigen architektonische Strukturen fokussiert und so eher symbolische als dokumentarische Bilder in dem Buch versammelt. Er zeigt die Ruinen fast schon im Stil römischer oder griechische Bau-Formen stilisiert. Vielleicht so etwas wie ein Blick von innen, der gleichzeitig ein Blick nach innen ist, ein stilles Verweilen zwischen Zerstörung und Wiederaufbau.
Herbert List is quite different in “Memento 1945 – Munich Ruins”, (Schirmer/Mosel) where he takes a more creative look at the ruins of Munich by focusing on the damaged sculptures and other architectural structures and thus assembling symbolic rather than documentary images in the book. He shows the ruins almost stylized in the style of Roman or Greek building forms. Perhaps something like a view from the inside that is also a view inwards, a silent lingering between destruction and reconstruction.