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Die Erben der Bechers / The heirs of Hilla and Bernd Becher

Die Fotografen Bernd und Hilla Becher begründeten in den späten 1970er Jahren die so genannte Düsseldorfer Schule der Photographie. Bernd Becher hatte an der Düsseldorfer Kunstakademie, von 1976 bis 1996 eine Professorenstelle für Photographie. Zu seinen Schülern zählen so bekannte Fotografen wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Boris Becker, Thomas Ruff oder Axel Hütte.

Bernd und Hilla Bechers Bilder orientierten sich am Stil der neuen Sachlichkeit aus der Zeit vor dem 2.Weltkrieg. Ihre Arbeiten knüpften bei Photographen wie August Sander oder Albert Renger-Patzsch an.

Der streng formale Stil mit dem sie überwiegend  Industriebauten und Industrielandschaften fotografierten ist einprägsam. Ihr Anliegen war zunächst nicht künstlerischer Art. Die Schwerindustrie war ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts einem massiven Strukturwandel unterworfen. Viele der Zechen, Eisenwerke und andere Einrichtungen standen kurz vor dem Abriss. Die Bechers wollten die Gebäude dokumentieren, bevor sie demontiert wurden.

Obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie keine künstlerischen Absichten hatten und alle oberflächlichen Effekte mieden, kommt in ihren Werken eine eindrückliche Schönheit zutage. Die Zweckbauten der Industrie wirken auf den Bildern der Bechers wie Kathedralen, Skulpturen, Kunstwerke.

Der Einfluss der Düsseldorfer Schule geht weit über die direkten Schüler der Bechers hinaus. Weltweit orientieren sich Photographen an ihr. Wer genau hinschaut, findet die Erben der Bechers auch auf Fotoplattformen wie Flickr.

Der Franzose Jean-Claude Liehn veröffentlicht auf Flickr Bilder aus den östlichen Pyrenäen.

Joseph Vavak aus Omaha dokumentiert die Veränderungen in seinem Heimatstaat Nebraska.

Die Bilder von Epha – so der Flickr-Name der deutschen Photographin – zeigen Städte und Urlaubsorte, wie man sie normalerweise nicht fotografiert.

Anliegen des Australiers Warren Kirk ist es, die im Schwinden begriffene soziale Landschaft der nördlichen Vororte Melbournes festzuhalten.

Bart van Damme, studierte zunächst Malerei, bevor er sich der Photographie zuwandte. Eines seiner Themen ist das Rotterdamer Hafen- und Industriegebiet Maasvlakte.

Darius Urbanek nutzt für seine stillen Aufnahmen eine analoge Mittelformatkamera.

derkleinekönig herrscht über das riesige Reich des Ungesehenen und Übersehenen.

All diesen Photographen ist eine gewisse formale Strenge gemeinsam und oft auch ein starke Bindung zu einem persönlichen Thema. Sie alle fotografieren dokumentarisch – und schaffen damit auch ein Stück Kunst.

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Bernd and Hilla Becher are the founders of the so called Düsseldorfer Schule. Bernd Becher had become professor for Photography at the Academy of fine Arts at Düsseldorf in the late 70ties. Among his pupils are todays star photographers like Andreas Gursky, Candida Höfer, Boris Becker, Thomas Ruff or Axel Hütte.

Bernd and Hilla Becher’s style was related to the Neue Sachlichkeit which came up in the early 30ties. Their pictures remind us of works by August Sander or Albert Renger-Patzsch.

The style was very formal as they made impressive pictures of industrial buildings and landscapes. Their object was mainly documentary, not artistic. Heavy Industry was going down in the second half of the 20th century. Many of the defunct blast furnaces, water towers and mine headframes were about to be demolished. Bernd and Hilla Becher wanted to preserve these monuments of bygone industry in their images.

Even though (or perhaps because) they had no artistic ambitions their pictures express an acute sense of beauty. Profane buildings, designed only for practical purposes, resemble cathedrals, sculptures and look like pure art.

The Düsseldorfer Schule had great influence on modern photography, way beyond the direct students of Bernd and Hilla Becher. If you look closely, you can detect such photographers even on Flickr.

Jean-Claude Liehn from France publishes pictures of his home area in the Eastern Pyrenees.

Joseph Vavak lives in Omaha. He documents the changes his home state Nebraska is undergoing.

A German photographer with the Flickr Name Epha shows towns in her homeland  and holyday resorts in the Mediterranean in a way normally not seen.

Warren Kirk‘s aim is to keep record of the the fading ‘social landscape’ of the western and north-western suburbs of Melbourne, and the western arc of country Victoria, Australia.

The Dutch artist Bart van Damme roams the plains of the  industrial area Maasvlakte outside Rotterdam.

Darius Urbanek is using an analog Mamya camera. It gives his pictures a beautiful aura of stillness.

The Little King (derkleinekönig) rules the vast Empire of the unseen and unrecognized.

All these photographers share a certain formal rigor. And in many cases they have a strong attachment to a personal theme. They all work in a documentary way – and by doing so they also create art.

6 Comments

  1. Harald S.

    Dokumentarisch ist es, weil die Grube Göttelborn – wie alle Gruben im Saarland – inzwischen geschlossen ist. Der Förderturm über Schacht vier war der letzte, der im Saarland errichtete wurde. Er war super modern und ist auch heute noch schön anzusehen. Er war allerdings nur zwei Jahre in Betrieb, bevor das Bergwerk geschlossen wurde. Und das Thema hat etwas mit mir zu tun. Ich bin im Saarland geboren und teilweise dort aufgewachsen. Meine Erinerung ist voller Bilder, Geräusche und Gerüche der Schwerindustrie in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Meine Verwandten arbeiteten in Eisenhütten und Bergwerken.

  2. Harald S.

    Da habe ich nichts dagegen einzuwenden, Jede Fotografie ist ja ein Eingriff. Durch den Standpunkt, die Ausrüstung und das verwendete Material greift der Fotograf ins das Bild ein, bzw, er schafft es damit erst. Ich habe einmal den schönen Satz gehört, wer dokumentiert, ist der Wahrheit verpflichtet, nicht der Wirklichkeit. Es wäre zu fragen, ob es Fotografie ohne Einflussnahme überhaupt geben kann.
    Zum verwendeten Bild. Es ist von mir mit einer einfachen Digitalkamera vom Stativ aufgenommen. Ich habe es in Photoshop entsättigt und etwas am den Lichtern und Tefen geschraubt.

  3. JOHNDOE

    Mit diesem Kommentar möchte ich auf den Beitrag “Gegen die kommerzielle Verblödung der Fotografie” zurück kommen. Ich habe dort in Kommentaren geschrieben, dass auch eine Bildbearbeitung in dokumetarischen Fotos notwendig ist. Eigentlich ist das obige Bild auch bearbeitet. Normalerweise sehen wir Menschen in Farbe und nicht schwarz-weiß. Dem obigen Bild wurde die Farbe entzogen, ob durch die Verwendung einen Schwarzweißfilmes oder durch Entsättigung. Dadurch wird der Blick auf die Formen und Konturen gelenkt. Es ist immer noch ein dokumentarisches Bild. Daher bin ich der Meinung, dass solche Bildbearbeitungen (nicht Manipulationen !!!) auch bei dokumetarischen Bildern notwendig und zulässig sind.

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