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Die Tischtennisplatten von Neu-Ehrenfeld / Table tennis in Neu-Ehrenfeld

Bilder von Andreas Helweg in der Gast-Galerie

Pictures by Andreas Helweg in the Guest-gallery

Stolz präsentieren wir einen neuen Gast in unserer Gastgalerie. Andreas Helweg habe ich erst durch diesen blog kennen gelernt. Er hat einen Artikel kommentiert, ich habe mir seine homepage angeschaut und war sofort begeistert über seine Art sich seinem Umfeld mit der Kamera anzunähern. Der Rest war mit ein paar mails geklärt. In der Folge einige  wenige Erklärungen zu seinem konzeptionellen  Hintergrund vom Photographen selbst verfasst:

„To function at all as documents they (die Fotos, A.H.) must first persuade us that they describe their subject accurately and objectively“ schreibt Lewis Baltz in seinem Essay über Robert Adams‘ The New West. Das ist ein Satz, an dem ich mich gern reibe. Obwohl ich die zurzeit die neutralen Darstellungsweisen der Architekturfotografie auch in der Landschaftsfotografie bevorzuge, tendiere ich dazu, eine Genauigkeit zu definieren, die man nicht wiedererkennt, und eine Objektivität anzustreben, die das Subjektive hervorhebt.

Baltz fährt in seinem Essay fort, dass Adams in seinen Bildern den „decisive moment“ konterkariert, indem er Szenen festhält, wie sie jeden Tag passieren, wie sie praktisch jederzeit wieder fotografiert werden können. Ich habe mir da im Grunde eine andere Attitüde angewöhnt: den nicht-entscheidenden Zeitraum. Ich stelle die Kamera aufs Stativ, öffne den Verschluss und überlasse es der Welt, das Bild zu machen.

„The ideal photographic document would appear to be without author or art“, schreibt Baltz weiter, und „but photographs  … are abstractions; their information is selective and incomplete.“ Und nicht nur das: Robert Adams suchte durchaus die Schönheit im Alltäglichen. Seine Bilder sollen uns ja das, was wir direkt vor der Nase haben, ästhetisch erfahrbar machen.

Und so nehme ich mir die Freiheit, Schönheit mit allen Tricks und Effekten in die Bilder zu zaubern, obwohl ich eigentlich doch meistens nur das Allerlei vor der Linse habe, und Reales bemühe ich mich nach Kräften, in Surreales zu verwandeln.

Die Mini-Serie „Die Tischtennisplatten von Neu-Ehrenfeld“ entstand für eine kleine Ausstellung im „Wicleff“, einer unserer Veedelskneipen. Die Tischtennisplatten stehen dort eigentlich schon immer, doch mit der neuen „Draußen-Sport-Begeisterung“ werden sie bemerkenswert häufig benutzt. Der Hintergrund der drei TT-Platten, die ich aufgetrieben habe, gab zudem einen schönen Überblick über die Architektur, die im Viertel vorherrscht, Gründerzeitbauten für die besser Betuchten und dann ab den 30er-Jahren Reihenhäuser für Gutverdiener.

Ich ergänze das Ganze mit Bildern aus der Serie: „A 57. Fotografische Selbstgespräche.“ Die A57 begrenzt Neu-Ehrenfeld an einer Seite und führt fast bis in die Kölner Innenstadt. Wie ein breiter Fluss zieht sie sich durch die Stadt und ist nur über Brücken zu überqueren. Mir erscheint sie manchmal genauso trennend wie der Rhein, der das linksrheinische vom rechtsrheinischen Köln trennt.

Alle Bilder sind zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 entstanden.

www.andreas-helweg.de

We proudly present a new guest in our guest gallery. I first met Andreas Helweg through this blog. He commented on an article, I looked at his homepage and was immediately impressed by his way of approaching his surroundings with the camera. The rest was settled  with a few mails. In the following a few explanations of his conceptual background written by the photographer himself:

„To function at all as documents they (the pictures, A.H.) must first persuade us that they describe their subject accurately and objectively“ Lewis Baltz writes in his essay on Robert Adams  `The New West´. That’s a sentence I like to rub myself against. Although I prefer the currently neutral representations of architectural photography in landscape photography as well, I tend to define an accuracy that one does not recognize and to strive for objectivity that emphasizes the subjective. 

Baltz continues in his essay that Adams counteracts the “decisive moment” in his pictures by capturing scenes that happen every day, and can be photographed practically at any time. I basically got used to a different attitude: the non-decisive period. I put the camera on the tripod, open the shutter and leave it to the world to take the picture.

“The ideal photographic document would appear to be without an author or art,” writes Baltz, and continues “but photographs … are abstractions; their information is selective and incomplete. “And not only that: Robert Adams was looking for beauty in everyday life. His pictures are supposed to give us an aesthetic experience of what we have right under our noses.

And so I take the liberty to conjure beauty in the pictures with all the tricks and effects, although I usually only have quite usual things in front of the lens, and I try my best to transform these real things, into surreal ones.

The mini-series “The tennis tables of Neu-Ehrenfeld” was created for a small exhibition in “Wicleff”, one of our Veedels bars. The tennis tables have always been there, but with the new `outdoor sports enthusiasm´ they are remarkably frequently used. The background of the three TT plates, which I have found, also gave a nice overview of the architecture that prevails in the district, Gründerzeitbauten for the better-off and then from the 30s, terraced houses for good earners.

I complete the whole set with pictures from the series: “A 57th Photographic self-talk.” The A57 limits Neu-Ehrenfeld on one side and leads almost to the center of Cologne. Like a wide river, it runs through the city and can only be crossed over bridges. It sometimes seems as divisive to me as the Rhine, which separates the left bank of the Rhine from the right bank of Cologne.

All the pictures were taken between autumn 2018 and spring 2019.

www.andreas-helweg.de

 

2 Comments

  1. Harald S.

    Lieber Andreas, Dein Text und Deine Bilder gefallen mir ausnehmend gut. Deine Aussage: “Reales bemühe ich mich nach Kräften, in Surreales zu verwandeln” möchte ich dahingehend verschärfen, dass das Reale oft das Surreale ist, wenn man nur lange und genau hinschaut.

    • Andreas

      Vielen Dank, Harald, für deine freundlichen Worte. Natürlich kann man Reales und Surreales kaum unterscheiden, denn Realität ist ja auch nur eine Konstruktion unter vielen …

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