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Erinnerungen / Memories

” Dein Geist kann die Gegenwart – die einzige Zeit, die es gibt – nicht erfassen”

>>Ein Kurs in Wundern<<

Diesen Winter bin ich auf die verrückte Idee gekommen, anzufangen meine Kisten mit analogen Bildern und Negativen zu sichten zu sortieren, soweit sie es noch nicht sind, und die wichtigsten Bilder ins digitale Zeitalter rüber zu retten, soweit das noch nicht geschehen ist. Spannend ist schon mal zu beobachten wie weit meine Erwartungen an die gemachten Bilder zwischen den analogen und der digitalen Zeit (ab ca 2004-2005) auseinanderklaffen. Alles vor 2005 (aber kaum mehr Etwas seit 2010) ist allein der Erinnerung gewidmet.

Im Analogen bin ich 100% in die Fußstapfen meines Vaters getreten und habe wie er treu die Familie bzw. der Familien dokumentiert. Im Gegensatz zu meinem Vater, der seit 65 Jahren mit der gleichen Frau verheiratet ist, gab es bei mir da Brüche – aber nicht in dem Bestreben die jeweilige Familie und vor allem die Kinder in ihrer Entwicklung festzuhalten. Die Bilder zeigen also über die Jahre hinweg konstant die gleiche Verteilung. Die Filme häufen sich an Weihnachten, zu den Geburtstagen und ganz besonders in den Ferien. Und manchmal zu anderen besonderen Unternehmungen.

Gut, wenn man die Aufnahmen mit Jenen meines Vaters vergleicht, wo ich selbst als Kind drauf bin, sind meine deutlich weniger ritualisiert. Der Anteil der `Schnappschüsse´ ist höher und alles ist bunter, aber ansonsten ist es, was Fotografie in einem bestimmten Rahmen immer schon war. Knipsen um der Erinnerung willen. Es ist relativ unerheblich ob man sich die Bilder später wirklich noch mal anschaut. Es sind nicht so viele wie es heute vielleicht wären, aber Sie nehmen deutlich mehr Platz ein. Alle 15 Kisten würden locker auf eine kleine Festplatte drauf passen.

Aber was ist passiert, dass ich diese doch recht stabile und weitgehend überschaubare Plattform nach und nach verlassen habe und sie heute sozusagen im Gestern wieder entdecken muss. Zum einen hat die Bedeutung der Familie nachgelassen. Wenn die Kinder größer werden reicht es ein oder zweimal im Jahr so nebenher ein paar Aufnahmen zu machen. Zum anderen ist die digitale Revolution über uns hinweggefegt und hat die Anzahl der Bilder vervielfältigt. Und selbst wenn ich wollte und genauso viele Erinnerungsbilder machen würde wie früher müsste ich sie unter abertausend der Ästhetik gewidmeten Bildern, die meine ca. 5 Terabyte Festplattenspeicher füllen, mit der Lupe suchen.

Im analogen Zeitalter war es die Ausnahme, wenn ich am Wegesrand ein hübsches Blümchen gesehen und mich entschlossen habe das für die Ewigkeit festzuhalten. Noch eine größere Ausnahme war es, wenn ich mit der Kamera ein Projekt verfolgt habe. Eigentlich kann ich mich nur an ein Projekt aus dieser Zeit erinnern. Das war die Dokumentation des Lebens und Sterbens eines Apfelbaumes. Mein Freund der Baum. Oder, aber das könnte der erste Schritt aus der Welt des Familienknipsens heraus gewesen sein, meine Teilnahme am 4ten Schömberger Fotoherbst 2001 mit der Serie „Große Marken im Nordschwarzwald“ wo ich Müll im Wald fotografiert habe und in der Tankstelle ausgestellt wurde (siehe unten).

Irgendwann mit aufkommen der digitalen Möglichkeiten kam der Zeitpunkt als ich das Photographieren zum Hobby erklärt habe. Seither hab ich versucht auf ganz verschiedenen Ebenen sowas wie ein Werk aufzubauen. Letztlich ein vom Kommerz getriebenes Unternehmen, das verzweifelt versucht die Originalität dessen zu kopieren was in der Kunstszene scheinbar wichtig ist. Ein Thema zu verfolgen, ein Projekt durchzuziehen, etwas Einzigartiges einzufangen. Lehr und Wanderjahre, die mich dann irgendwann dahin gebracht haben wo ich heute versuche kreativ zu sein.

This winter I got the crazy idea to start sorting my boxes of analog pictures and negatives, as far as they are not yet sorted, and to save the most important pictures into the digital age, as far as that has not yet happened. It’s exciting to see how far my expectations of the pictures I took diverge between the analogue and the digital age (from 2004-2005). Everything before 2005 (but hardly anything since 2010) is dedicated to memory alone.

In the analog world I followed my father’s footsteps 100% and, like him, I have faithfully documented the family or families. In contrast to my father, who has been married to the same woman for 65 years, there have been breaks in my life – but not in the attempt to record the respective family and especially the children in their development. So the pictures show the same distribution constantly over the years. The films accumulate at Christmas, on birthdays and especially during the holidays. And sometimes on other special occasions.

Well, if you compare the pictures with those of my father, where I was a child myself, mine are much less ritualized. The percentage of ‘snapshots’ is higher and everything is more colourful, but otherwise it is what photography in a certain frame has always been. Snapshots for memory’s sake. It is relatively unimportant whether you really look at the pictures again later. They are not as many as they might be today, but they take up much more space. All 15 boxes would easily fit on a small hard disk.

But what happened, that I left this quite stable and largely manageable platform bit by bit and today I have to rediscover it in yesterday, so to speak. For one thing, the importance of the family has decreased. When the children grow up it is enough to take a few pictures once or twice a year. On the other hand, the digital revolution has swept over us and has multiplied the number of pictures. And even if I wanted to take just as many souvenir pictures as before, I would have to search for them with a magnifying glass among the thousands of aesthetic images that fill my 5 terabytes of hard disk space.

In the analog age, it was the exception when I saw a pretty little flower by the side of the road and decided to record it for eternity. An even bigger exception was when I was following a project with my camera. Actually I can only remember one project from that time. It was the documentation of the life and death of an apple tree. My friend the tree. Or, but this could have been the first step out of the world of family photography, my participation in the 4th Schömberger Fotoherbst 2001 with the series “Große Marken im Nordschwarzwald” where I photographed garbage in the forest and was exhibited in the gas station (see below).

With the advent of the digital possibilities came the time when I declared photography to be a hobby. Since then I have tried to create something like a work on different levels. Ultimately a commercial enterprise, desperately trying to copy the originality of what seems to be important in the art scene. To pursue a theme, to carry out a project, to capture something unique. Years of apprenticeship and travel, which at some point brought me to where I am trying to be creative today.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

2 Comments

  1. Harald S.

    Die Digitalisierung hat einen Menschentyp hervorgebracht, den der amerikanische Zukunftsforscher Alvin Toffler “Prosumer” nannte (https://de.wikipedia.org/wiki/Alvin_Toffler). Der Mensch wurde vom rein passiven Konsumenten gleichzeitig zum aktiven Produzenten. Und damit wurde er noch intensiver von Industrie und Handel vereinnahmt.

    • Rolf Noe

      Byung Chul Han geht in seinem kleinen Büchlein “im Schwarm-Ansichten des Digitalen” noch einen Schritt weiter und kennzeichent dies als ein Symptom des Machtzerfalls: ” Die digitale Vernetzung begünstigt die symmetrische Kommunikation. Die Kommunikationsteinehmer konsumieren die Informationen heute nicht einfach nur passiv, sondern generieren Sie selbst aktiv. Keine eindeutige Hierarchie trennt den Sender vom Empfänger. Jeder ist Sender und Empänger, Konsument und Produzent zugleich. Eine solche Symmetrie ist aber der Macht abträglich. Die Machtkommunikation verläuft in einen Richtung, nämlich von oben nach unten. Der kommunikative Reflux zerstört die Ordnung der Macht.”

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