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Es war / Ça-a-été / It was

“Irgendwann werden alle Bilder, die bis heute gemacht wurden, Bilder von Toten sein.” 

„Was hat er denn?“ wird der Eine oder Andere fragen. Warum dieses Thema? Nun, einmal aus einem Widerstand heraus, weil wir sonst nichts lieber machen als die Frage nach dem Tod auszublenden. Und andererseits, weil ich kürzlich auf einer Beerdigung war. Der einzige wirkliche Philosoph, den ich je persönlich kannte, ist “ins Licht gegangen”. Sein Körper ruht jetzt 2 m unter der Oberfläche auf einem kleinen Friedhof mit wunderbarer Sicht über die Universitätsstadt, in der er gelehrt hat.

Vor vielen Jahren, als ein Onkel von mir starb, habe ich mich furchtbar aufgeregt, dass bei der Trauerfeier gesagt wurde, er sei überraschend gestorben. Ich dachte bei mir, dass es bei dem Übergewicht und bei dem Alkoholkonsum alles andere als überraschend war. Heute weiß ich, dass der Tod immer überraschend kommt.  Obwohl auch dieser Gestorbene auf die 90 zuging als er seinen Körper aufgab, kam auch dieser Tod überraschend. Es war ein friedvoller Übergang, glaubt man den Hinterbliebenen, und es war letztlich absehbar, waren doch die letzten 10 Jahre schon gesundheitlich ein langer Weg in Richtung Bettlägerigkeit. Und trotzdem hat es immer noch ein Schock-Element, wenn es dann so weit ist. Niemand möchte gerne daran erinnert werden, dass es für Jeden jederzeit zu Ende sein kann.

Ich frage mich, ob es leichter ist, wenn man zu Lebzeiten schon die Existenz einer geistigen Welt anerkennt. Nicht Seelenwanderung oder Reinkarnationsketten, die immer noch davon ausgehen, dass irgendeine Form von Identität erhalten bleibt, sondern eher ein Aufgehen im buddhistischen Nirvana, dem Nichts, aus dem Alles entsteht oder dem mystischen Allumfassenden, aus dem einen der irrige Gedanke in dieses Leben hat treten lassen, man könne hier was erleben.

Aber Stopp, möglicherweise ist auch das nur ein großer Trost-Gedanke und nur dadurch, dass ich ihn favorisiere kein bisschen besser als andere billigere Tröstungen. Es ändert sich, mit oder ohne Trost, etwas an der zeitlichen Perspektive der Überlebenden. Was diese verstorbene Person angeht gibt es plötzlich kein Jetzt und kein Morgen mehr, sondern nur noch Vergangenheit, Spuren, Überreste. In diesem Fall bedeuten die Spuren ein umfassendes, wenn auch nicht in allen Teilen zu Ende geführtes philosophisches Lebenswerk – von dem ich, im Übrigen, wenig wirklich gelesen habe. Was bleibt sind Erinnerungen, Bilder (auch photographische). Die Treppe zum altehrwürdigen Gebäude der philosophischen Fakultät, das Haus in H., die Familie, die Liebe und die Wohngemeinschaft, die Seminare in Philosophie und in Selbsterfahrung, das Tanzen und Feiern, bewegte Meditationen, die Bibliothek, der Innenhof mit seinen Rhododendren, Frühstück auf der Terrasse, ein Kurs in Wundern…

All dies vom Tod noch ein wenig mehr in die Sphäre der des Vergangenen gerückt, weil es Einen weniger gibt, mit dem man diese Vergangenheit teilen und somit ein wenig gegenwärtiger machen kann.

“At some point, all the pictures that have been taken up to now will be pictures of dead people.”

“What’s wrong with him?” one or the other will ask. Why this theme? Well, on the one hand out of a resistance, because otherwise we like nothing better than to blank out the question of death. And on the other hand, because I was recently at a funeral. The only real philosopher I ever knew personally has “gone into the light”. His body now rests 2 m below the surface in a small cemetery with a wonderful view over the university town where he taught.

Many years ago, when an uncle of mine died, I was terribly upset that at the funeral service they said he had died unexpectedly. I thought to myself that with him being overweight and drinking so much alcohol, it was anything but surprising. Today I know that death always comes as a surprise. Although this deceased was approaching 90 when he gave up his body, this death also came as a surprise. It was a peaceful transition, if you believe the surviving relatives, and it was ultimately foreseeable, since the last 10 years had already been a long road towards bedriddenness. And yet there is still an element of shock when the time comes. No one likes to be reminded that it can end for anyone at any time.

I wonder if it’s easier if you acknowledge the existence of a spiritual world while you’re still alive. Not transmigration or chains of reincarnation, which still assume that some form of identity remains, but rather an absorption in Buddhist nirvana, the nothingness from which everything arises or the mystical all-encompassing, from which the mistaken thought has made us enter this life that one can experience something here.

But stop, perhaps this too is only a great consolation thought and only because I favour it not a bit better than other cheaper consolations. It does, with or without consolation, change something about the survivor’s temporal perspective. As far as this deceased person is concerned, suddenly there is no now and no tomorrow, but only past, traces, remains. In this case, the traces mean a comprehensive, if not in all parts completed, philosophical life’s work – of which, incidentally, I have read little really. What remains are memories, images (also photographic). The stairs to the venerable building of the philosophical faculty, the house in H., the family, the love and the residential community, the seminars in philosophy and in self-awareness, the dancing and celebrating, moving meditations, the library, the inner courtyard with its rhododendrons, breakfast on the terrace, a course in miracles….

All this is moved a little more into the sphere of the past by death, because there is One less with whom to share this past and thus make it a little more present.

 

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Nach dem Begräbnis / After the funeral

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