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Fotokunst auf dem flachen Land / Photo art in the plains

Manchmal muss der Zufall zur Hilfe kommen, damit man mitbekommt, was im unmittelbaren Umfeld so alles läuft. So auch mit dem KUNSTWERK in Eberdingen-Nussdorf, der Sammlung Klein und dem Stiftungspreis Fotokunst – der immerhin schon seit 2009 vergeben und zum zehnjährigen Jubiläum des KUNSTWERKS 2017 erneut ausgestellt wurde – ohne dass sich auch nur das geringste davon mitbekommen habe. Dabei ist das gar nicht so kleine Kunstmuseum keine 50 km von meinem Wohnort entfernt, und es gibt Fotofreunde die ein Dorf weiter wohnen, aber nie davon gesprochen haben, dass es sowas gibt. Das ist sowieso gerade eine Frage, die ich mir stelle: warum versuchen Hobbyfotografen nicht von der Ideenfülle in der Kunstfotografie zu profitieren? Warum ist ihr Tun so wenig von der Kunst beeinflusst?

Unser Besuch (Harald und ich haben uns natürlich sofort auf die Socken gemacht) hat sich nämlich mehr als gelohnt. Die zehn meist jungen Künstler, die mit jeweils einem Projekt zum Thema “Gegenwart | Erinnerung” zu sehen sind, eröffnen ein ganzes Spektrum der Auseinandersetzung mit Vergangenheit oder Gewordensein, sowohl was Menschen als auch was Dinge betrifft.

Gleich nachdem man die erste Ebene des architektonisch spannenden Museumsbaus betreten hat, begegnet man Bildern von Nina Röder. In ihrer Serie „Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben“ inszeniert Sie mit ihrer Mutter und ihrer Cousine Alltagsgegenstände aus dem Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf eine so erfrischend spielerische Art und Weise, dass selbst eigenartige altmodische Gegenstände wieder interessant werden. »Diese Arbeit untersucht also nicht nur die ästhetische Pluralität von gesammelten Objekten meiner Großeltern, sondern zeigt mit dem Stilmittel der Absurdität eine mögliche Herangehensweise mit Verlust, Trauer und Erinnerung umzugehen.« sagt Nina Röder selbst zum Konzept dieser Serie. Ein Bild hängt nicht sondern steht von der Wand ab und zeigt dieselbe perlenbehangene Person von vorne und auf der Rückseite von hinten.

Marie Zbikowska und Louisa Clement zeigen beide auf sehr unterschiedliche Art und Weise, was der Photographie vorausgeht. So zeigen beide Gussformen, die darin gegossenen Körper und die Photographien, die Sie von diesen Körpern gemacht haben. Bei der Gursky-Schülerin Louisa Clement sind es Avatare, gesichtslose Schaufenterpuppen aus Kunstharz die als Modells auftreten, teils als Portrais, teils auch in erstaunlich sinnlichen Begegnungen.

Sabrina Jung macht für mich irgendwie verstörende Bilder aus angeeignetem Material. Monochrome Bilder aus den zwanziger und Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts bekommen eine Art timelift mit Gesichtern aus zeitgenössischen Modezeitschriften. Oder sie schminkt männlich wirkende Frauenportraits mit die Weiblichkeit betonendem Makeup. Als ob die Genderfrage nicht auch so schon verwirrend genug wäre. Berührend sind ihre Portraits von Toten, die scheinbar die Spuren einer letzten Berührung zeigen.

Ich kann und möchte auch nicht alle Künstler hier vorstellen. Schließlich muss ja auch noch etwas zum entdecken übrig bleiben. Abschließend also nur noch zwei Serien, die mich beeindruckt haben.

Zum einen die Serie `The Mechanism´ von Mårten Lange, die es auch als Buch von 2017 gibt. Sie zeigt eine Welt in der sich der Mensch – wenn überhaupt – nur noch in einer sehr peripheren Rolle  behaupten kann. Zum anderen die Bilder von Morgaine Schäfer in denen Sie sich selbst in gestellt anmutenden Positionen mit Diapositiven in den Händen ablichtet, diese Diapositive von Familienbildern dann mit Texten konfrontiert/kommentiert und dadurch Stoff fürs Nachdenken über die Medialität unserer Erinnerungen bietet.

Überhaupt sind alle Arbeiten anregend und ästhetisch ansprechend in Szene gesetzt. Eine gelungene Präsentation von Photokunst auf der Höhe der Zeit.

And the winner is Andrea Grützner. Ihre Arbeit habe ich hier nicht vorgestellt, wer also wissen will, wie man gegen das von mir vorgestellte starke Feld den Preis erringen kann, muss halt mal die Reise nach Eberdingen-Nussdorf auf sich nehmen.

Sometimes chance has to come to the rescue so that you can see what is going on in your immediate environment. This was the case with the KUNSTWERK in Eberdingen-Nussdorf, the Klein Collection and the Foundation Prize for Photographic Art, which has been awarded since 2009 and was exhibited again on the occasion of the tenth anniversary of the KUNSTWERK in 2017 without me even noticing the slightest thing. But the not really small art museum is not even 50 km away from my home and there are photo friends who live one village away but have never talked about the fact that such a thing exists.

Anyway, that’s a question I recently ask myself: why don’t amateur photographers try to profit from the wealth of ideas in art photography? Why is their work so little influenced by art?

Because our visit (Harald and I of course went for it immediately) was more than worth it. The ten mostly young artists, each with a project on the theme of Present | Memory, open up a whole spectrum of engagement with the past or `having become what we are´, both in terms of people and things.

Immediately after entering the first level of the architecturally exciting museum building, one encounters pictures by Nina Röder. In her series “Wenn du gehen musst willst du doch auch bleiben” (If you have to go you want to stay too) she and her mother and a cousin stage everyday objects from her deceased grandparents’ house in such a refreshingly playful way that even strange old-fashioned objects become interesting again. “So this work not only examines the aesthetic plurality of my grandparents’ collected objects, but also uses the stylistic device of absurdity to show a possible approach to dealing with loss, mourning and memory,” says Nina Röder herself about the concept of this series. A picture does not hang but stands on the wall and shows the same beaded person from the front and on the back from behind.

Marie Zbikowska and Louisa Clement both show in very different ways what precedes photography. So both show the moulds, the bodies cast in them and the photographs they have taken of these bodies. In the case of the Gursky student Louisa Clement, it is avatars, faceless mannequins made of synthetic resin that appear as models, sometimes as portraits, sometimes in amazingly sensual encounters.

Sabrina Jung makes for me somehow disturbing pictures from appropriated material. Monochrome pictures from the twenties and sixties of the last century get a kind of timelift with faces from contemporary fashion magazines. Or she makes up male looking portraits of women with make-up that emphasizes the femininity. As if the gender question wasn’t already confusing enough. Touching are her portraits of the dead, which seem to show the traces of a last touch.

I cannot and do not want to introduce all the artists here. After all, there must be something left to discover. So finally, only two series that impressed me.

One is the series ‘The Mechanism’ by Mårten Lange, which is also available as a book from 2017. It shows a world in which man can only hold his own in a very peripheral role, if at all. On the other hand, there are the pictures by Morgaine Schäfer, in which she takes pictures of herself in seemingly posed positions with slides in her hands, confronts/comments these slides of family pictures with texts and thus provides material for thinking about the mediality of our memories.

In general, all works are stimulating and aesthetically pleasing. A successful presentation of photo art at the cutting edge of time.

And the winner is Andrea Grützner. I have not presented her work here, so if you want to know, how you can win the prize against the strong field I have presented, you will have to make the journey to Eberdingen-Nussdorf.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

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