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Fragen zu Bildern in virtuellen Räumen / Questions about art in virtual spaces

Corona beschert dem Medium virtuelle Realität einen Aufschwung, wie Rolf in seinem schönen Beitrag über das Stattbad zeigt. Die geschlossenen Museen öffnen ihre virtuellen Pforten. Und eine Technik, die bisher überwiegend Gamer begeistert hat, erreicht nun auch kunstinteressierte Menschen.

Jens Alemann, ein befreundeter Fotograf in Pforzheim hat kürzlich eine Ausstellung im hiesigen Stadtmuseum digitalisiert und virtualisiert. Das Projekt „Ich hatte eine Wahl – starke Frauen in Pforzheim“ besteht aus Bildern des Fotografen Sebastian Seibel und Texten der Autorin Dr. Ana Kugli. Der virtuelle Rundgang ist ein wirklich multimediales Erlebnis. Man sieht nicht nur die Bilder, man hört auch Texte zu den Bildinhalten.

Culture-to-go ist eine Internet-Plattform, die gleich mehrere Museen und ihre virtuellen Konzepte vorstellt.

Bei aller Freude über solche Projekte (ist ja in diesen Zeiten besser als nichts… ) bleiben mir doch einige unbeantwortete Fragen. Wer besucht diese Bildräume? Wie viele Besucher kommen? Welche Erlebnisse haben sie? Kann der Besuch einer virtueller Ausstellung Ersatz für einen „Offline-Besuch“ sein?

Ein erfreulicher Aspekt dieser Ausstellungen: der Besuch ist kostenfrei. Aber würde jemand dafür bezahlen wollen, nur die Bilder von Bildern, und dann auch noch in relativ begrenzter Auflösung zu sehen? Es ist etwas Besonderes, wenn ein Museum es schafft, eine große Ausstellung von Bildern Karin Kneffels zusammenzubringen. Könnte es auch virtuelle „Blockbuster-Ausstellungen“ geben?

Und dann ist da noch die Frage, was macht das Medium mit mir, mit uns? Bringt solch eine virtuelle Ausstellung eine erweiterte Wahrnehmung oder verarmen die Sinne?

Man kann im virtuellen Raum verloren gehen. Das zeigen all die Hikkikomori, Leute, die sich von der realen Welt absondern und nur noch als virtuelle Existenzen mit anderen virtuellen Existenzen interagieren. Sie werden von der Simulation einer Phantasiewelt absorbiert. Die Simulation der Welt ist ja offenbar der Heilige Gral aller Bildmedien. Doch das Wort hat eine giftige Wurzel: Simulacrum bedeutet auf Latein Trugbild.

Das Thema der Welt-Simulation wurde 1964 literarisch vom US-amerikanischen Autor Daniel F. Galouye in seinem Buch Simulacron-3 aufgegriffen. Der Roman war Vorlage für eine Reihe von filmischen Adaptionen. Die bekannteste ist der Film „Matrix“, aber auch „Welt am Draht“, ein Fassbender-Film aus dem Jahr 1973 oder der US-Film „Tron“ von 1982 spielen in virtuellen Welten.

Sowohl das Buch als auch die Filme zeigen die simulierte Welt als bedrückend und bedrohlich. Die herrschenden Algorithmen streben darin stets nach der absoluten Macht und dulden keine Opposition.

Und noch ein weiterer Aspekt der Simulation stimmt mich nachdenklich. Wie der Kulturwissenschaftler Heinrich Kittler eindrücklich zeigt, bedeutet eine gelungene Simulation schließlich auch, dass das Original obsolet wird…

Corona gives the medium of virtual reality a boost, as Rolf shows in his beautiful article about the Stattbad. The closed museums open their virtual gates. What up to now has mainly inspired gamers, is now also being tried by people interested in art.

A photographer friend in Pforzheim recently digitalized and virtualized an exhibition in the local city museum. The project “I had a choice – strong women in Pforzheim” consists of pictures by photographer Sebastian Seibel and texts by author Dr. Ana Kugli. The virtual tour is a truly multimedia experience. You not only see the pictures, you also hear texts about the contents of the pictures.

Culture-to-go is an internet platform that presents several museums and their virtual concepts.

Despite all the joy about such projects (it’s better than nothing…) I still have some unanswered questions. Who visits these picture spaces? How many visitors come? What experiences do they have? Can visiting a virtual exhibition be a substitute for an “offline visit”?

A pleasant aspect of these exhibitions: the visit is free of charge. But would anyone want to pay to see only the images of pictures, and then in relatively limited resolution? It is something special when a museum manages to bring together a large exhibition of Karin Kneffel’s pictures. Could there also be virtual “blockbuster exhibitions”?

And then there is the question of what the medium does with me, with us? Does such a virtual exhibition bring about an expansion of perception or an impoverishment of the senses?

One can get lost in virtual space. This is shown by all the Hikkikomori, people who isolate themselves from the real world and only interact virtually with other virtual existences. They are absorbed by the simulation of a fantasy world. The simulation of the world is obviously the holy grail of all visual media. But the word has a poisonous root: Simulacrum means illusion in Latin.

The theme of the world simulation was taken up in 1964 by the American author Daniel F. Galouye in his book Simulacron-3. The novel was the basis for a series of film adaptations. The most famous is the film “Matrix”, but also “World on the Wire”, a Fassbender film from 1973 or the US film “Tron” from 1982 play in virtual worlds.

Both the book and the films show the simulated world as oppressive and threatening. The ruling algorithms always strive for absolute power and do not tolerate any opposition.

And another aspect of the simulation makes me think. As the cultural scientist Heinrich Kittler impressively shows, simulation ultimately also means that the original becomes obsolete.

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

1 Comment

  1. Rolf Noe

    Die Ambivalenz dieser virtuellen Präsentationen hast Du gut herausgearbeitet. Sie spiegelt sich auch in meinem Empfinden beim Besuch solcher Räume. Begeistert hat mich neulich ein Rundgang durch die Höhlen von Lascaux.
    https://archeologie.culture.fr/lascaux/fr/visiter-grotte-lascaux
    Der Lustgewinn für mich war, dass man ganz alleine dort durch kann. Wenn man real dorthin fährt wird man von den Massen an Mitmenschen am Genuss gestört. Bei einer virtuellen Fotoausstellung ging es mir so, dass ich mir beim ersten Besuch recht verloren vorkam. Beim zweiten Mal als ich nach einem bestimmten Bild suchen wollte, war es hingegen spannend.

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