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Gedanken zur Wirkung von Fotografien in verschiedenen Medien /Thoughts on the effect of photographs in various media

Das Bild hängt bis 25. Januar 2020 in der Ausstellung “Warten” in der Raphael-Kirche Pforzheim

Neulich war ich auf Twitter unterwegs, um zu sehen, was die Leute so machen, denen ich folge. Es sind eine Reihe von Fotografinnen und Fotografen dabei, die ich für mich in die Kategorie Fotokünstler einordne.

Bei meinem Blättern in Flickr ist mir aufgefallen, dass der holländische Fotograf Bart van Damme eine Fotoserie begonnen hat, die er Ponderings nennt. Es sind Aufnahmen von Wasseroberflächen, mit Reflexionen, Wasserpflanzen und teilweise mit herbstlichen Blättern. Die Bilder wirken wie abstrakte Gemälde. Aber, und das fand ich zunächst seltsam, sie verwirrten mich eher, als dass sie mich interessierten. Ich war irritiert, denn an und für sich sprachen mich die Bilder von Bart van Damme immer sehr stark an.

Nun ja, dachte ich, Bart hat die ausgetretenen Pfade verlassen. Vielleicht sind dort zwischen zu viele Leute unterwegs. Und wenn man neue Wege betritt, kann man sich auch schon einmal ein wenig verlaufen… Ein wenig schlechtes Gewissen mischte sich unter meine Überlegungen. Auch ich habe in letzter Zeit viele urbane und industrielle Fotos auf meinem Flickr Account geladen…

Ich rief das Profil von Bart van Damme auf und klickte auf den Link zu seiner Homepage. Hier herrscht nicht die oberflächliche Hektik von Flickr. Ich sah mir die Diashows seiner Bilderserien an, als letztes das Projekt Ponderings, und da vor allem das Buch, in dem er diese Serie präsentiert. Und dabei passiert etwas Seltsames. Die Bilder begannen optisch zu „singen“ – es war wie Musik für meine Augen. Mir war, als öffne sich eine weitere Dimension. Lange betrachtete ich die prachtvollen Bilder.

Durch dieses Erlebnis wurde mir wieder einmal bewusst, die üblichen Fotoplattformen verhindern den Zweck der Bilder, die man auf ihnen einstellt. Fotos sind dort nur Treibstoff für das Medium selbst. Sie werden gewissermaßen verheizt…

Flickr & Co. haben einen gewissen Spaßfaktor und sind eine Möglichkeit, sich zu präsentieren und sich über die aktuellen Arbeiten von Kolleginnen und Kollegen zu informieren. Den Fotos selbst aber tun die Fotoplattformen nicht gut.

Es gibt bessere Medien für Fotos.

Wer seine Bilder auf einer eigenen Website präsentiert, hat deutlich mehr Möglichkeiten, seinen Fotos Raum zu geben. Die Bilder werden nicht zufällig gefunden, sondern gezielt ausgewählt. Fotogalerien und/oder eingebaute Diashows zeigen die Bilder im Zusammenhang eines Projekts oder einer Serie. Besucher/Innen einer Fotografen-Website lernen den Autor besser kennen und haben eine größere Chance, seine Intentionen und Ziele zu verstehen.

In einem Buch entfalten Fotos eine völlig andere Wirkung. Es ist ein Rahmen, welcher dem Wesen der Fotografie entgegenkommt. Sie sind dort nicht Mittel zu einem Zweck, sondern das Buch ist das Mittel zu ihrem Zweck.

Noch stärker können sich Fotografien in einer sorgfältig kuratierten und gut gehängten Ausstellung entfalten. Die Bilder treten in Beziehung zueinander, beleuchten ein Thema von unterschiedlichen Gesichtspunkten und schaffen eine übergeordnete Ebene höherer Realität.

Gewisse Bilder wirken auch über die Größe, und manche Motive verlangen große Formate. Ausstellungen ermöglichen jedes erdenkliche Format. Die meisten elektronischen Medien bieten nur relativ kleine Formate oder aber schlechte Auflösung an (Beamer, 3D-Brille).

Ein weiterer Vorteil des Mediums Ausstellung: die Betrachtenden sind nicht abgelenkt und in der Regel nicht unter Zeitdruck. Sie können in den inneren Dialog mit dem Bild treten.

The other day I was on Twitter to see what the people I am following were doing. Among them are a number of photographers that I classify as photo artists.

While leafing through Flickr, I noticed that Dutch photographer Bart van Damme had started a series of photos he calls ponderings. They are pictures of water surfaces, with reflections, water plants and partly with autumn leaves. The pictures seem like abstract paintings. But, and I found this strange at first, they rather confused than interested me. I was irritated, because Bart van Damme’s pictures always appealed to me very strongly.

Well, I thought, Bart has left the beaten paths. Maybe there are too many people there by now. And when you break new ground, you can get lost a bit… A little bad conscience mixed under my considerations. I have also uploaded many urban and industrial photos to my Flickr account lately…

I called up the profile of Bart van Damme and clicked on the link to his homepage. Here is not the superficial hectic of Flickr. I looked at the slideshows of his picture series, the last being the Ponderings project, and especially the book in which he presents this series. And something strange happens. The pictures began to “sing” optically – it was like music for my eyes. I felt as if another dimension was opening up. For a long time I looked at the magnificent pictures.

Through this experience I once again became aware that the usual photo platforms prevent the purpose of the pictures that you set on them. Photos there are only fuel for the medium itself. In a way they are burned…

Flickr & Co. have a certain fun factor and are an opportunity to present oneself and inform oneself about the current work of colleagues. But the photo platforms are not good for the photos themselves.

There are better media for photos.

Those who present their pictures on their own website have considerably more possibilities to give their photos space. The pictures are not found by chance, but are selected specifically. Photo galleries and/or built-in slide shows show the images in the context of a project or series. Visitors to a photographer’s website get to know the author better and have a better chance of understanding his or her intentions and goals.

In a book, photos unfold a completely different effect. It is a framework that accommodates the essence of photography. There they are not a means to an end, but the book is the means to their end.

Photographs can unfold even more strongly in a carefully curated and well-hung exhibition. The images relate to each other, illuminate a theme from different points of view and create a level of higher reality.

Some images also work through size, and some motifs require large formats. Exhibitions make every conceivable format possible. Most electronic media only offer relatively small formats or poor resolution (beamer, 3D glasses).

Another advantage of the medium exhibition: the viewers are not distracted and usually are not under time pressure. They can enter into an inner dialogue with the image.

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

Weinbergpfirsiche 2

4 Comments

  1. gkazakou

    interessant. Ja, der Kontext macht’s. , “Spaßfaktor” und “sich informieren” und “präsentieren” als positives Potential, “verheizen” und “Treibstoff für das Medium selbst” als negative Wirkung der großen Platformen – das ist überzeugend. Ganz zu vermeiden ist die negative Wirkung auch bei eigener Website nicht, denn sie steht in Konkurrenz zu unendlich vielen anderen, und es bedarf einer inneren Sammlung und Entschlossenheit, um sich auf eine einzulassen. Dein Pfirsich-Foto hätte es verdient, ihm gesammelte Aufmerksamkeit zu schenken – aber schon verlasse ich deine Seite und gehe weiter. …. (doch etwas bleibt. Es ist ein sehr schönes Foto, das ein wenig nachwirken wird).

    • Harald S.

      Vielen Dank gkazakou für den Kommentar. Die elektronischen Medien haben den Begriff Masse in neue Dimensionen gehoben. Der gegen unendlich gehende Multiplikationsfaktor virtueller “Dinge” bringt eine eigentümliche neue Mathematik mit sich. Es gilt das Gesetz der möglichst großen Zahl. Alles was sich unterhalb einer gewissen Masse bewegt, erreicht in der Regel nicht die allgemeine Wahrnehmungsschwelle. Dieser reisige Bereich der “Unsichtbaren” ist eben jener Treibstoff, den ich meine.

      • gkazakou

        danke, ja, das hab ich schon verstanden. Nun hat aber dein Foto mich doch erreicht – eins zu eins. Ich habe darauf in meiner heutigen “täglichen Zeichnung” referiert. Gerda K

        • Rolf Noe

          Ah, da ist ja sogar eine kleine transmediale Geschichte draus geworden. Um so eine Wirkung zu erzielen müsssen Bilder schon etwas länger betrachtet werden. Oder Sie berühren ganz unmittelbar…

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