Menu Close

Haubentaucher /Bonnet divers

Vielleicht liegt es an der Vorweihnachtszeit, dass ich Lust bekommen Bücher für Andere zu kaufen. So bin ich bei meiner genüsslichen Fotonews-Lektüre über einen kleinen Artikel gestolpert, in dem das Buch `Haubentaucher´ vorgestellt wird. Die gezeigten Bilder sprechen mich sofort an und die Texte, das weiß ich sofort, werden meiner Schwester und ihren Mann gefallen, denn es geht ums `schrauben´ – genauer um Leute, die ihr Leben dem Erhalt und der Restauration von alten Autos widmen.  Das Problem ist, dass wir ausgemacht haben uns nichts zu Weihnachten zu schenken.  Wie kann ich das umgehen? Nun ich habe beschlossen das Buch für eine Rezension hier im Blog zu kaufen und es dann erst zu verschenken, am besten erst nach Weihnachten. Dann brauch ich keine Abmachungen zu brechen.

Die Photos von Marc Steffen Unger sind phantastisch atmosphärisch und vor allem zeigen Sie nicht nur die Autos, sondern vor allem  die Menschen, die sich um diese Autos kümmern. Das, was diese Menschen machen ist zwar von der Idee her durchaus ein Kampf gegen die Wegwerfmentalität unserer heutigen Zeit, gegen die Elektronifizierung und Computerisierung unseres mobilen Alltags. Es ist ein heroischer Kampf gegen den Verfall, vielleicht sogar gegen den Lauf der Zeit. Aber letztlich ist das alles weit weniger romantisch  als es auf den ersten Blick aussieht. Die Liebhaber, die diese Wägen fahren oder in ihren Garagen ausstellen haben nur selten die Zeit auch selber zu schrauben. Dafür gibt es diese Spezialisten, die irgendwann aus der Sphäre der reinen Liebhaberei in eine berufliche  um nicht zu sagen Lebensperspektive hereingerutscht sind, in der sich (fast) alles um alte Autos dreht. Dass sie auf diesem Weg eine eigene und nicht immer angepasste Persönlichkeit entwickelt haben, verwundert nicht sonderlich.

Selbst hab ich mich nie, über die Tatsache hinaus, dass man mit Ihnen von A nach B kommt, besonders für Autos interessiert. Meinen ersten Wagen hatte ich mit 27 oder 28 Jahren. Vorher bin ich bei Wind und Wetter und wenn es sein musste auch mal bei Schnee mit dem Mofa, Moped, Motorrad unterwegs gewesen. Dann habe ich konsequent nur Autos gekauft, die ich sozusagen zu Grabe gefahren habe. Gelegentlich fand ich es schade, dass die Karren dann in die Presse wandern mussten wie z. B. bei dem Ford Granada (Siehe Bild unten) in dem man ausgestreckt auf der Rückbank schlafen konnte oder dem treuen Volvo, der irgendwann auch nicht mehr wollte. Zu dieser Art von Autos gehörten die Hinterhofschrauber und zweifelhaften TÜV-Abnahmestellen dazu wie die Butter zum Brot. Und manch ein Gespräch zeigte den Mensch hinter dem Reparateur.

Jetzt fahre ich ein gesichtsloses schwarzes Etwas. Vertrödele meine Zeit im schnieken Empfangsraum des Autohändlers und ärgere mich darüber, dass ich alle diese unproduktiven Mitarbeiter mit dem überteuerten Kundendiensten mitbezahlen muss und dass ich nicht mehr in die Werkstatt vorgelassen werde, sondern brav mein Geld am Empfang  abliefern muss, damit ich meinen fahrbaren Untersatz wieder mitnehmen darf.

Das Buch ist neben den Bildern und Texten auch durchzogen von Zitaten dieser `Oldtimer-Menschen´. Am meisten hat mir der Spruch den Jürgen Becker seinem Vorwort voranstellt zu denken gegeben.

„Was du nicht reparieren kannst, gehört dir nicht“

Wenn man das bedenkt, wird einem erst klar in was für einer Welt wir inzwischen leben. Waren werden so gebaut, dass sie kurz nach Ablauf der Garantiezeit langsam anfangen kaputtzugehen, Haushaltsgeräte werden mit Spezialschrauben montiert oder gar gleich verschweißt, damit man ja nicht auf die Idee kommt sie reparieren zu wollen. Wir werden zunehmend zu Mietern in unserer eigenen Welt. Wir bezahlen für die Benutzung von Software oder für das Hören von Musik oder das Abspielen von Hörspielen ohne nachher irgendetwas in der Hand zu haben. Bald werden wir auch unsere Autos nur noch zur Benutzung überlassen bekommen. Die Modelle dafür sind schon geschmiedet.

Und was heißt das letztlich? Arbeiten um Geld zu verdienen. Das Geld wieder ausgeben, um nachher nichts zu haben. Die Erben werden sich freuen. Dann müssen Sie schon keinen Container bestellen.

Maybe it’s the pre-Christmas season that makes me want to buy books for others. While reading Fotonews, I stumbled across a small article presenting the book ‘Bonnet Divers’. The pictures shown immediately appealed to me and the texts, I knew immediately, would appeal to my sister and her husband, because it is about ‘screwing’ – more precisely about people who dedicate their lives to the preservation and restoration of old cars.  The problem is that we have agreed not to give each other anything for Christmas.  How can I get around that? Well, I decided to buy the book for a review here on the blog and then give it away, preferably after Christmas. Then I don’t have to break any agreements.

The photos by Marc Steffen Unger are fantastically atmospheric and above all they show not only the cars but also the people who look after them. What these people are doing is by all means a fight against the throwaway mentality of our time, against the electronification and computerization of our mobile everyday life. It is a heroic fight against decay, perhaps even against the passage of time. But in the end, it’s all far less romantic than it looks at first glance. The enthusiasts who drive these cars or display them in their garages rarely have the time to do any wrenching themselves. On the other hand, there are these specialists who have at some point left the sphere of pure hobbyism for a professional, not to say life perspective in which (almost) everything revolves around old cars. It is not surprising that they have developed their own personality along the way, which has not always been adapted.

I myself have never been particularly interested in cars, beyond the fact that you can get from A to B with them. I had my first car when I was 27 or 28. Before that, I rode a moped or motorbike in all weathers, even in the snow if I had to. Then I consistently only bought cars that I drove to the grave, so to speak. Occasionally I found it a pity that the cars then had to go into the press, like the Ford Granada (see picture below) in which you could sleep stretched out on the back seat, or the faithful Volvo, which at some point didn’t want to go any more mile. Backyard mechanics and dubious MOTs were as much a part of this type of car as butter was to bread. And many a conversation revealed the person behind the repairman.

Now I drive a faceless black something. I spend my time in the smart reception room of the car dealer and am annoyed that I have to pay all these unproductive employees with the overpriced customer services and that I am no longer allowed into the workshop, but have to dutifully hand over my money at reception so that I can take my vehicle back.

In addition to the pictures and texts, the book is also interspersed with quotes from these old-timer people. The saying that Jürgen Becker prefaces his foreword with gave me the most food for thought.

“What you can’t fix, doesn’t belong to you”.

When you think about that, you realize what kind of world we live in now. Goods are built in such a way that they slowly start to break shortly after the warranty period has expired, household appliances are assembled with special screws or even welded together so that no one gets the idea of wanting to repair them. We are increasingly becoming tenants in our own world. We pay for the use of software or for listening to music or playing radio plays without having anything in our hands afterwards. Soon we will also be given our cars just for use. The models for this have already been forged.

And what does that mean in the end? Working to earn money. Spending the money again to have nothing afterwards. The heirs will be happy. Then you won’t have to order a container.

Translated with the help of  www.DeepL.com/Translator

3 Comments

  1. Andreas

    Im Grunde ist das ja auch ehrlicher. Das Papier, auf dem ein Buch gedruckt ist, ist wenig wert, was zählt ist der Inhalt. Warum sollte man nicht (und auch jeder Leser, Benutzer, Hörer) dafür bezahlen? Ich lebe davon, dass mir jemand die Nutzungsrechte an meinen Texten bezahlt. Wenn ich ins Kino gehe, will ich hinterher auch nicht die Filmrolle oder die DVD mitnehmen, ähnliches gilt für Konzerte.

    Aber zurück zu den Autos. Mein erstes war ein vom Opa geerbtes Goggomobil Coupé, das es unter Raketenlärm und bergab auf 83 km/h brachte und eine Beschleunigung von 0 auf 50 von ca. 30 Sekunden hatte. Mein Daddy hatte Autoschlosser gelernt und liebte das Handwerk, dementsprechend war kaum noch ein Teil Original. Es war schon sehr witzig, wenn während der Fahrt plötzlich der Motor sprotzte, musste man sich nach hinten lehnen und den Benzinhahn (!) von normal auf Reserve drehen. Dann hatte man noch ein paar Liter Zweitaktgemisch zur Verfügung.

    Gerade heute habe ich noch an die Unterschiede gedacht, als ich mal eben 250 km “gecruised” bin, um Fotomotive auszuspähen. Früher wäre das tatsächlich eine kleine Weltreise gewesen.

    Guten Rutsch und danke für ein mitlesenswertes Jahr,

    Andreas

    • Rolf Noe

      Ja, diese Perspektive kann man auch einnehmen. Es entlastet auch nach der Nutzung das Genutzte nicht besitzen und damit letztlich auch nicht entsorgen zu müssen. Es geht mir z.B. auch mit dem Abo für Lightroom etc. so. Ich nutze es, und ich nutze es so, dass ich, wenn ich das Abo kündige (n muss), immer noch die Bilder in einer, vom Programm unabhängigen, Ordnung auf der Platte habe und
      die bearbeiteten Bilder alle als .jpg exportiert habe, um mich nicht in eine Abhängigkeit zu begeben, die bedeuten würde, dass ich das Abo nicht kündigen kann, weil ich sonst meine Bearbeitungen verliere.
      Danke für dein treues Mitlesen und kommentieren. Ich freue mich sehr, wenn ich Resonanz bekomme. Dir auch ein gutes 2021!!!

  2. morty2016

    Herzallerliebster Bruder,

    Danke für das überraschende Geschenk und dieses wunderschöne Buch. Du hast keine Regeln gebrochen, es kam ja vor Weihnachten 🙂 Wie du schon schreibst, es hat sofort unsere Lebensader getroffen. Die Konfrontation mit einem über 30 Jahre alten Foto hingegen hat zu einigen Lachfalten beigetragen.

    Frohe Weihnachten und lasse s dir gut gehen
    Ute & Thomas

Leave a Comment / Schreib einen Kommentar

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.