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Im Turm / In the Tower

Aus Elfenbein ist er nicht und war er auch noch nie. Der Hölderlin-Turm in Tübingen. Aber aus fast jeder Perspektive ein Postkarten Motiv und wahrscheinlich das meistfotografierte Gebäude der Universitätsstadt. Mit dem lieben Hölderlin selbst habe ich so meine Schwierigkeiten. Aber ich war ja auch nicht auf dem humanistischen Gymnasium in der Stadt, sondern auf dem Arbeiter- und Bauern-Gümmy auf der Wiese. Folglich kein Griechisch und Latein erst im Crashkurs an der Uni. Dafür Französisch, was zugegebenermaßen praktischer ist. Böll und Dürrenmatt statt Hölderlin und Schiller. Auch beim Nebenfachstudium Philosophie in der nahen Burse bin ich dem Turm nicht wirklich näher gekommen- zwar nahe dran aber doch vorbei. Noch nicht mal zu einem Zitat in meiner psycholinguistischen Magisterarbeit über das Denken von Schizophren hat es gereicht, obwohl man für die zweite Hälfte von Hölderlins Leben im Turm diese Diagnose post mortem durchaus stellen könnte. Das belegen schön, eindrückliche Tagebuch-Aufzeichnung von Menschen, die ihn im Turm besucht haben. Nochen ein Berührungspunkt gibt es während meines Zivildienstes. In der psychiatrischen Tagesklinik in Tübingen könnte ich in der Mittagspause oft auf dem nahen Friedhof gehen, um am Grabe des Poeten meinen Gedanken nachzugehen oder mein `Vesper´ zu verzehren.

Aber genug der Abschweifungen in die Vergangenheit. Grund meiner erneuten Beschäftigung mit dem Manne Hölderlin ist ein Besuch, den ich zusammen mit meiner Schwester neulich im Turm gemacht habe. Dort wurden nämlich zum zweiten Mal (das Hölderlinjahr 2020 war ja erst mal ein Schlag ins Wasser des Neckars) Bilder von Barbara Klemm gezeigt. Und diesmal hat es geklappt mit dem Besuch. “Hölderlins Orte” – Poesie und Photographie, das war immerhin spannend genug um mich mal wieder nach Tübingen zu locken. Schön verteilt zwischen den Exponaten der Dauer-Ausstellung im Turm, die im Übrigen sehenswert ist, sind ihre in schwarz-weiß gehaltenen Landschaftsaufnahmen, die die Landschaften und Sehnsuchtsorte aus Hölderlins Leben und Wirken zeitlos ins Bild setzen.

Den aktivsten Teil seines Lebens hat Hölderlin, immer zu Fuß unterwegs, am Neckar, Main und Rhein sowie am Bodensee und in der Schweiz gewandert. Seine längste Wanderung führte ihn bis nach Bordeaux. Nach seiner Zeit im Tübinger Stift die er zusammen mit Hegel und Fichte verbrachte hatte, begann dieses unstete Wanderleben. Bis dahin war alles glatt gelaufen. Der harte evangelische Bildungsweg führte über Deckenpfronn und Maulbronn, von dem keiner der schwäbischen Dichter etwas Gutes zu berichten hat, nach Tübingen. Hätte alles gut gehen können, wenn “der gute Hölder” dem Wunsch seiner Mutter nachgekommen und Pfarrer geworden wäre. So wurde er erst Dichter und später verrückt.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Bilder, die allesamt sehr poetisch wirken auf jemanden der sich mit Hölderlin besser auskennt bzw. sich im näher fühlt noch stärker wirken als sie es bei mir geschafft haben. Ich kann leider auch nicht sagen, ob die Ausstellung die Mitte Juni in Tübingen schließt, noch anderswo gezeigt wird, aber man kann sich auch das Buch kaufen. Darin sind die Bilder auch sehr schön und mit den passenden Gedichten präsentiert. Oder die digitale Sonderausstellung  auf der Hölderlin-Turm-Seite anschauen, die hoffentlich noch lange dort verbleibt.

It is not made of ivory and never has been. The Hölderlin Tower in Tübingen. But from almost every perspective a postcard motif and probably the most photographed building of the university town. With the dear Hölderlin himself I have so my difficulties. But I was not at the humanistic high school in the city, but at the workers and peasants Gümmy on the meadow. Consequently, no Greek and Latin only in the crash course at the university. Instead, French, which is admittedly more practical. Böll and Dürrenmatt instead of Hölderlin and Schiller. Even when I studied philosophy as a minor in the nearby Burse, I didn’t really get any closer to the tower – I was close, but I missed it. It was not even enough for a citation in my psycholinguistic master’s thesis on the thinking of schizophrenics, although one could certainly make this diagnosis post mortem for the second half of Hölderlin’s life in the tower. That prove beautifully, impressive diary record of people who visited him in the tower. Nochen a point of contact exists during my civilian service. In the psychiatric day clinic in Tübingen, I could often go to the nearby cemetery during my lunch break to pursue my thoughts at the poet’s grave or to eat my ‘vespers’.

But enough of digressions into the past. The reason for my renewed preoccupation with the man Hölderlin is a visit I recently made to the tower together with my sister. There, for the second time (the Hölderlin year 2020 was a blow to the Neckar), pictures by Barbara Klemm were shown. And this time it worked out with the visit. “Hölderlins Orte” – poetry and photography, that was at least exciting enough to lure me back to Tübingen. Nicely distributed among the exhibits of the permanent exhibition in the tower, which by the way is worth seeing, are their landscape photographs in black and white, which put the landscapes and places of longing from Hölderlin’s life and work timelessly into the picture.

Hölderlin spent the most active part of his life walking, always on foot, along the Neckar, Main and Rhine rivers, as well as Lake Constance and Switzerland. His longest hike took him as far as Bordeaux. After his time at the Tübingen Stift, which he spent together with Hegel and Fichte, this restless wandering life began. Until then everything had gone smoothly. The hard Protestant educational path led to Tübingen via Deckenpfronn and Maulbronn, of which none of the Swabian poets has anything good to report. Everything could have gone well if “the good Hölder” had followed his mother’s wish and become a pastor. So he first became a poet and later crazy.

I can imagine that these pictures, which all seem very poetic, have an even stronger effect on someone who knows Hölderlin better or feels closer to him than they did on me. Unfortunately, I can not say whether the exhibition that closes in mid-June in Tübingen, is shown elsewhere, but you can also buy the book. In it the pictures are also presented very nicely and with the matching poems. Or look at the digital special exhibition  on the Hölderlin Tower page, which will hopefully remain there for a long time.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Tübingen Postcards

3 Comments

  1. NN

    Ein schöner Bericht über einen sehr schönen Ort, der auch Jedermann begeistern kann 🙂
    Danke für den schönen gemeinsamen Besuch im Turm der Türme.

  2. Andreas

    Danke für den schönen Bericht über Hölderlin und dich und für den Hinweis auf die Internetausstellung, die habe ich sehr genossen! Wenn man deine Postcards und die Klemm-Bilder vergleicht, ist man schon gleich wieder in dem Thema, das Harald vor einer Woche angesprochen hat. Ich glaube, Poesie (im allgemeinen Sinne, nicht als Dichtkunst) war immer das, was ich in der Fotografie gesucht habe. Barbara Klemm setzt das faszinierend um.

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