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In das Bild einsteigen / Walk into the picture

`Infinity room´, Refik Anadol 2015

Immersive Kunst und wie es dazu kam

Wenn man sich mal anschaut, wohin der Trend bei den darstellenden Medien geht, wird man feststellen dass die klassische Photographie zwar quantitativ stark vertreten ist aber zu einer `Allerweltsbetätigung´ `verkommen´ ist. Wir lassen hier mal den ganzen Bereich der bewegten Bilder weg, der über Kino, Video hin zu Streaming,  You Tube & co seinen eigenen Weg, weg vom Standbild, gemacht hat. Auch das Revival der Diashow in den Kurzfilmchen der sogenannten `Stories´ in den sozialen Medien müssen wir an anderer Stelle betrachten.  Über die Verwendung von Bildern in Multimedia Präsentationen hat Harald ja schon geschrieben.

Beim gerahmten Bild wie bei der Bühne als feststehendem Rahmen mit darin sich abspielender Handlung geht der Trend zur Immersion. Das heißt, man möchte den Standpunkt des Betrachters verlassen und in das Bild einsteigen.  Das beginnt mit Yadegar Asisi, der angefangen hat  Bilder um den Zuschauer herum anzuordnen und in aufgelassenen Gastanks Inszenierungen zeigt, die in der Regel als eine Form von Zeitreise wahrgenommen werden. Inzwischen ist diese Form soweit im Mainstream angekommen, dass die Berliner Niederlassung, direkt an der Museumsinsel angedockt, möglicherweise mehr Zuschauer anlockt als die klassischen Museen.

Ich selbst habe dieses Eintreten in Bilder zum ersten Mal in Paris im `Atelier des lumieres ´ erlebt. Hier kann man ungezwungen in einer alten Fabrikhalle schlendernd in die dekorativen Bilder von Hundertwasser, Klimt oder aktueller VanGogh und Japanischen Holzschnitten eintauchen. Man wird Teil des Kunstwerkes, da auch die Personen in die Farben der Künstler eingetaucht werden.

Man muss noch nicht mal seinen Computer verlassen um in virtuelle Welten einzutauchen. Google street view ist letztlich nichts anderes als eine Abfolge von Kugelpanoramen in die eingetaucht, man die Welt erkundet. Nicht wenige Museen aber auch Makler geben solche virtuellen Rundgänge durch ihre Ware in Auftrag. Inzwischen kann man mit etwas technischer Ausstattung sowas auch schon gut selbst erstellen.  Auf dem Bildschirm gelingt die Illusion noch nicht ganz so gut aber mit Hilfe einer  VR-Brille ist das Eintauchen perfekt.  Diese virtuellen Rundgänge durch Gebäude und Museen sind ja auch nicht mehr ungewöhnlich. Ein aktuelles Beispiel aus Pforzheim ist die Möglichkeit, das, wegen der schlechte Statik geschlossene, Jugendstilbad „Emma Jäger-Bad“ mit trockenem Hintern einen virtuellen Besuch abzustatten.

Ich stelle mal die gewagte Hypothese auf dass all diese populären Formen letztlich Erben dessen sind, was in der Kunstwelt als Installationen seit dem 2oten Jahrhundert Räume zu Kunsterlebnisräumen macht. Wie sich die Rauminstallation letztlich aus der Skulptur entwickelt hat zeigt zur Zeit eine wunderbare Ausstellung im ZKM in Karlsruhe

Bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war in der Skulptur genauso wie in der Malerei und frühen Photographie die Darstellung von Menschen und Dingen im Mittelpunkt. Parallel zur abstrakten Malerei, hat sich auch in der Skulptur die Perspektive insofern verschoben als dass man den Raum dazwischen (wie Adolf Hölzel es nannte) in den Blick nahm und damit experimentierte.  Auch die Experimente in der Photographie z.B. zur Bauhauszeit gehen diesen Weg, der uns dahin führt, wo wir heute stehen.

In der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts kommen Installationen dazu, wo der Betrachter nicht mehr von außen betrachtet sondern in das Bild bzw. die Rauminstallation eintritt. Das sind die Ahnen der immersiven Kunst so wie wir sie heute erleben.

Auch im Theater hat sich der Guckkasten aufgelöst. Wenn man die Arbeit der Gruppe Rimini Protokoll verfolgt kann man schon davon träumen dass es eines Tages 3-dimensionale Spielfilme geben wird, in denen wir nach Belieben rumspazieren können.

Immersive art and how it emerged

If you take a look at where the trend in the performing media is going you will find that the classical photography is quantitatively strongly represented but is ‘degenerate’ to a ‘everyday activity’. We leave out here the entire range of moving images, which has made its own way, away from the still image, via cinema and video to video-streaming, You Tube & co. We also have to look at the revival of the slideshow in the so-called ‘stories’ in the social media. Harald has already written about the use of images in multimedia presentations.

In the framed picture as on the stage where we find a fixed frame with an action playing in it, the trend goes towards immersion. That means, that you want to leave the viewer’s point of view and get into the picture. This starts with Yadegar Asisi, who has started arranging pictures around the viewer in abandoned gas tanks shows stagings that are usually perceived as a form of time travel. Meanwhile, this form has so much arrived in the mainstream that the Berlin branch docked directly on the Museum Island maybe attract more spectators than the classical museums across the bridge.

I myself experienced this entry into pictures for the first time in Paris in the `Atelier des lumieres‘. Here you can immerse in an old factory hall strolling in the decorative pictures of Hundertwasser, Klimt or currently VanGogh and Japanese woodcuts. One becomes part of the work of art, as the persons are immersed in the colors of the artists.

 You do not even have to leave your computer to immerse yourself in virtual worlds. In the end, Google street view is nothing more than a sequence of spherical panoramas where you are immersed in exploring the world. Not only museums but also brokers commission such virtual tours through their offers. In the meantime you can create such things yourself with some technical equipment. On the screen, the illusion is not quite as good, but with the help of VR-glasses, the immersion is perfect. These virtual tours through buildings and museums are no longer uncommon. A current example from Pforzheim is the possibility to pay a virtual visit to the Art Nouveau Bath “Emma Jäger-Bad”, which was closed because of the bad statics.

I put forward the daring hypothesis, that all these popular forms are ultimately inheritors of what is known  in the art world as installations since the 20th century. Installations turn rooms into art experience spaces. How the space installation ultimately developed out of the sculpture is currently showing in a wonderful exhibition at the ZKM in Karlsruhe.

Until the beginning of the twentieth century, in sculpture as well as in painting and early photography, the focus was on the depiction of people and things. Parallel to abstract painting, the perspective has shifted in sculpture, too, towards a perspective where the space inbetween (as Adolf Hölzel called it) is considered and experimented.  Also the experiments in photography e.g. in the Bauhaus time take this way, which leads us to where we are today.

In the second half of the 20th century, installations are added, where the viewer no longer looks from the outside but enters the picture or the room installation. These are the ancestors of immersive art as we experience it today.

Also in theater, the peep box has dissolved. If one follows the work of the group Rimini protocol you can already dream that there will one day be 3-dimensional films in which we can stroll around at will.

 

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