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Käfighaltungslaster / Stable vices

Die Kunsthalle Basel zeigt seit Ende Oktober im Obergeschoss eine kleine Ausstellung mit Werken (einem Werk ?) Von Joanna Piotrowska geboren in Polen, wohnhaft in London. Aufmerksam wurde ich darauf durch einen Radio-Bericht, der das Werk wegen der emotionalen Effekte beachtenswert fand die die Bilder, Filme und Objekte hervorzurufen imstande sein sollen. Und zugegeben beim ersten Betrachten (dass ich meist ohne Erläuterung oder Begleitheft zu absolvieren mir angewöhnt habe) beschleicht einen ein eigenartig beklemmendes Gefühl, eine Unsicherheit auch darüber was diese spezifischen Objekte, diese Zusammenstellung von Bildern, Projektionen und eigenartigen vertikalen bunten Holzobjekten zu sagen haben.

Mit der Lektüre des Begleittexts fangen die Elemente an sich zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Die großformatigen Schwarz/weiß-Bilder von verlassenen Käfigen, Teichen aus Zoos und anderen Orten der Tierhaltung bilden eine Art Hintergrundfolie. Ambivalent zwischen Gefangenschaft und Geborgenheit und in Abwesenheit der Protagonisten. Die vertikalen spiraligen Holzobjekte sind Kauhölzer, die aber auch nochmal die Gitterstäbe symbolisieren, irritierend in ihrer Buntheit. Kleiner dann die Bilder von Menschen oder besser Körpern und Körperteilen. Gesten die auf die irgendwie  eigenartig zwischen beengt, oder gar bedroht sein und einer eigenartigen Intimität schwanken. Zwei Männer in Unterwäsche auf einem Teppich, eine Frau in einem Gitterbett, die Beine durch die Gitter rausgestreckt da das Bett nur den Rumpf fast. Eine Filmprojektion aus naher Entfernung an die an der Wand geworfen zeigt zwei Frauen, die mit Tierspielzeug stereotypische Verhaltensweisen abspulen.  Der Tiger von Rilke. Zwei kleine Bilder zeigen Objekte die nicht leicht einzuordnen sind aber wohl Stallzubehör darstellen. Und bei einem Porträt im Spiegel entpuppt sich bei näherem Hinsehen der Spiegel als Objekt der Tier-Unterhaltung.

Geschickt wird hier ein Sinnzusammenhang  geflochten, der mir nicht anders deutbar erscheint als ein Hinweis auf das doch weitgehend domestizierte Leben, dass wir führen. Die Gitterstäbe im Kopf und der Spielspiegel, den wir uns mit unserem medialen Unterhaltungsrepertoire selbst vorhalten. Die Stereotypien unseres täglichen Lebens, die uns auch ohne Käfige als gut gehaltene Tiere ausweisen. Wie auf dem Bild im kleinen Nebenraum; die Türen sind offen aber wir gehen nicht durch. In der Doppelprojektion im Nebenraum wird ein Ausweg angedeutet. Angelehnt an Aufstellungen und an ein altes englisches Kinderspiel versuchen dort eine Gruppe von Menschen verschiedenen Alters sich gegenseitig durch ungewöhnliches Verhalten aus der Reserve zu locken. Wie befreiend, der Moment in dem das dann zum Teil auch gelingt. Man kann sich den Film noch und noch mal ansehen.

Nun gibt das alles natürlich mein Erleben und meine Deutung wieder. Jeder ist frei Das anders zu verarbeiten. Alexander Garcia Düttmann versucht Joanna Piotrowska in seinem Artikel “In der Gegenwart für die Gegenwart” in `Camera Austria 146´ aufgrund der inszenatorischen und performative Grundlagen ihrer Bildwelten in die Gegenwartskunst einzureihen und kommt dabei auf ganz andere Spuren. Das zeigt aber nur, dass das Werk von Joanna Piotrowska so lebendig ist, dass es zu Deutungen einlädt und sich ihnen aber auch gleichzeitig verschließt. Machen Sie sich ein eigenes Bild bis 5.1.2020 ist das in Basel möglich.

Since the end of October, the Kunsthalle Basel has been showing a small exhibition on the upper floor with works (one work ?) by Joanna Piotrowska, born in Poland and living in London. I became aware of it through a radio report, which found the work remarkable because of the emotional effects that the images, films and objects are able to evoke. And admittedly at first glance (I’ve gotten used to doing the first round without an explanation or accompanying booklet) a strangely oppressive feeling creeps up on me, an uncertainty about what these specific objects, this combination of pictures, projections and strange colourful vertical wooden objects have to say.

With the reading of the accompanying text, the elements begin to merge into an overall picture. The large-format black-and-white images of abandoned cages, ponds from zoos and other animal husbandry sites form a kind of background foil. Ambivalent between captivity and security and in the absence of the protagonists. The vertical spiral wooden objects are chewing woods, but they also symbolise the bars, irritating in their colourfulness. Smaller then, the pictures of people or better bodies and body parts. Gestures that are somehow peculiar, between cramped, or even threatened, but fluctuate a peculiar intimacy. Two men in underwear on a carpet, a woman in a crib, legs stretched out through the cribs as the bed hosts only the torso. A film projection thrown at the wall from a close distance shows two women unwinding stereotypical behaviors with animal toys.  The tiger of Rilke. Two small pictures show objects which are not easy to classify but are probably stable accessories. And in a portrait in the mirror, on a closer look the mirror reveals itself as an object of animal entertainment.

A context of meaning is cleverly woven here, which seems to me cannot be interpreted differently than as a hint to the domesticated life that we lead. The bars in our heads and the play mirror that we hold up to ourselves with our media entertainment repertoire. The stereotypes of our daily lives, which identify us as well kept animals even without cages. As in the picture in the small adjoining room; the doors are open but we don’t go through. In the double projection in the next room a way out is indicated. Based on constellations and an old English children’s game, a group of people of different ages try to lure each other out of the reserve by unusual behaviour. How liberating the moment in which this is partly successful. You can watch the movie again and again.

Now, of course, all this reflects my experience and my interpretation. Everyone is free to process it differently. In his article “In the Contemporary, for the Contemporary” in `Camera Austria 146′, Alexander Garcia Düttmann tries to classify Joanna Piotrowska into contemporary art on the basis of the staged and performative foundations of her pictorial worlds, and in doing so she finds completely different traces. But this only shows that Joanna Piotrowska’s work is so lively that it invites interpretation and at the same time closes itself off. You should make your own picture. Until 5.1.2020, this is possible in Basel.

Translated with the help of DeepL-Translator

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