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LOVE. REN HANG

Schon am Eingang des „Maison europeenne de Photographie“ warnt ein Schild vor expliziten Inhalten und bittet darum die kinder im Auge zu behalten. Das macht mich erst mal skeptisch weil ich nicht so auf `people´ und schon gar nicht auf `nudes´ stehe. Die Warnung bezieht sich auf die Ausstellung zum Gesamtwerk des leider schon 2017 verstorbenen chinesischen Künstlers Ren Hang. 

Alle Bilder zeigen Menschen. Alle diese Menschen sind mehr oder weniger nackt und ja, manche Posen können als aufreizend empfunden werden. Aber je mehr ich in die Bilder eintauche,  je mehr merke ich, hier geht es um etwas ganz anderes. Um Kombinatorik. Wie kann man Menschen,  Frauen mit Frauen, Männer mit Männern und manchmal auch Frauen mit Männern in Kontakt bringen und zwar so in Kontakt bringen wie man es noch nie vorher gesehen hat. Und es geht noch darüber hinaus. Es gibt auch Orte, Tiere und Pflanzen, die mit nackten Menschen in Bezug gesetzt werden, eine gigantischen Inszenierung von Kopplungen – nicht Kopulationen.

Es erinnert an DeSade, der in seinen erotischen Schriften auch jedwelche Verbindung geschlechtlicher Art durchexerziert hat aber das hier geht weiter, viel weiter.  Kein Steck-Spiel, nicht die Frage welche Extremität in welches Loch passt. Vielmehr ein liebevolles, fast unschuldiges Spiel mit Körpern. Alle Models sind Freund des schlaksigen jungen Mannes und empfinden laut eigenen Aussagen eine gewissen Freude vielleicht sogar Befriedigung dabei  im prüden China unserer Tage nackt zu Posen und sich den teilweise ausgefallenen Ideen des Künstlers zu unterwerfen. Sie posieren nackt meist mit andren Menschen des gleichen Geschlechts aber auch mal mit einem Leguan oder in einem Seerosenteich liegend.

Ein buntes Treiben irgendwie obsessiv, ein wenig subversiv und leider viel zu früh beendet  vom viel zu frühen Tod des jungen Künstlers. Ein Blick in seinen instagram-account , der mit seinem Tod abgeschlossen aber nicht geschlossen wurde lohnt sich wenn man sich ein Bild von der Vielfalt der Ideen machen will, die hier verwirklicht wurden. Auch das kurz vor seinem Tod erschienene  rote Buch, das bei Taschen erschienen ist, ist ein echter Hingucker.

Im Übrigen auch wieder ein Beispiel dafür dass man für ein großes Werk keine TOP-Kamera braucht. Ren Hang hat mit einer kleinen Film-Kompaktkamera gearbeitet – und ist trotzdem weltweit bekannt geworden.

Ich will bewusst nicht weiter in die Biographie einsteigen und in die Frage warum es den Künstler nicht mehr gibt. Das lässt sich recherchieren. Und für das Werk ist es nur dann relevant wenn man alles erklären will. Was mich hinsichtlich des Todes von Ren Hang eher berührt und bewegt  ist diese Empfindung, die Roland Barthes angesichts des Portraits des zum Tode verurteilten  Lewis Payne empfindet und in der `hellen Kammer´ beschreibt:  „Er ist tot und er wird sterben“.

Already at the entrance of the “Maison europeenne de Photographie” a sign warns against explicit contents and asks to keep an eye on the children. That makes me skeptical at first because I’m not so `people’ and certainly not` nudes’ stand. The warning refers to the exhibition of the complete work of the unfortunately already deceased in 2017 Chinese artist Ren Hang.

All pictures show people. All these people are more or less naked and yes, some poses can be considered provocative. But the more I dive into the pictures, the more I realize, this is about something completely different. To combinatorics. How to get people, women, men and sometimes women in contact with men and get them in contact with each other like you’ve never seen before. And it goes beyond that. There are also places, animals and plants that are related to naked people, a gigantic staging of couplings – not copulations.

It is reminiscent of DeSade, who in his erotic writings also practiced any possible variation of sexual intercourse, but this one goes further, much further. No plug-in game, not the question which extremity fits in which hole. Rather, a loving, almost innocent game with bodies. All models are friends of the lanky young man and feel according to their own statements a certain joy maybe even satisfaction in the prude China of our day to pose nude  and submit to the sometimes unusual ideas of the artist. They pose naked mostly with other people of the same sex but sometimes with an iguana or lying in a lily pond.

A hustle and bustle somehow obsessive, a little bit subversive and unfortunately far too soon ended by the too early death of the young artist. A look into his instagram account, which was completed but not closed with his death is worth it if you want to get an idea of ​​the variety of ideas, that were realized here. Also the red book published shortly before his death, by Taschen, is a real eye-catcher.

Incidentally, again an example of the fact that you do not need a TOP camera for a great work. Ren Hang has been working with a small compact film camera – and yet has become known worldwide.

I deliberately do not want to go further into the biography and ask why the artist no longer exists. This can be researched. And for the work, it is only relevant if you want to explain everything. What touches and moves me more about the death of Ren Hang is this feeling that Roland Barthes feels and describes in the ‘bright room’ in face of the portrait of Lewis Payne, who is sentenced to death : ‘He is dead and he will die’. 

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