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Machen wir zu viele Fotos? / Are we taking too many pictures?

Die digitale Technik hat das Fotografieren unerträglich leicht gemacht. Das Bildermachen ist nahezu uneingeschränkt möglich. Analoge Kleinbildfilme hatten Platz für bis zu 36 Aufnahmen pro Film. Speicherkapazität und Speicherplatz sind inzwischen kein Thema mehr. Die digitalen Kameras bieten zwar stetig steigende Auflösungen, doch gleichzeitig wächst die Kapazität der Speicherkarten. Die aktuellen fassen bis zu 256 GB. Auch der Festplattenspeicherplatz wird immer preiswerter. Acht TB kosten ca. 150 Euro. Damit hat man Platz für über 120.000 RAW-Bilder in 20 Megapixel-Auflösung. Autofokus und Serienbildfunktion sind längst Standard. Also halten viele Fotografen den Auslöser gedrückt, bis der Prozessor raucht. Man hat ja vorsorglich eine zweite und dritte Speicherkarte in der Tasche.

Was passiert mit den vielen Aufnahmen?
Der Bilderjäger kommt also überreich mit Bild-Beute beladen von seinen Jagdzügen zurück. Was tut er damit? Die Bilder werden auf einer Festplatte abgelegt. Wer systematisch mit einem Bildverwaltungsprogramm arbeitet, hat eine gute Chance, die Bilder auch nach einigen Jahren wiederzufinden – wenn er dies denn will. Nur wenige Fotografen – meist Profis – machen sich die Mühe, ihre Bilder sorgfältig zu verschlagworten und zu archivieren.

Bildbearbeitung
Der nächste Schritt wäre die Bildbearbeitung. Wer einmal die 400 Bilder eines runden Geburtstags des Lieblingsonkels sortiert, davon 200 ausgewählt, korrigiert, eventuell retuschiert, zugeschnitten und umbenannt hat, weiß, wie viel Zeit das in Anspruch nehmen kann. Ich bezweifle, dass jeder Fotosession so viel Aufmerksamkeit und Sorgfalt zuteil wird. Bestenfalls werden ein paar ausgewählte Fotos auf einer Foto-Plattform gepostet, vielleicht ein paar Ausdrucke gemacht, mit viel Glück kommt ein Kalender zustande. Das meiste Bildmaterial aber ruht für immer unbeachtet in einer dunklen Ecke der Festplatte bis zu deren abruptem Ende.

Projektbezogenes Fotografieren
Eine anderes, möglicherweise sinnvolleres, Vorgehen besteht darin, dass man die Verwendung der Bilder bereits vor der Aufnahme bedenkt. Das geschieht indem man z.B. ein Projekt erstellt. Viele ernsthafte Fotografen arbeiten so. Beispiele sind Laura Pannack, Murray Ballard oder Taryn Simon.

Aus einer Idee kann ein Konzept reifen, das zur Verwirklichung drängt. Das Konzept enthält neben dem Thema und dem Motiv konkrete Überlegungen zur Aussage der Fotos oder der geplanten Serie. Daneben gibt es im Konzept weitergehende Festlegungen. Das sind formale Kriterien wie beispielweise Aufnahmetechnik, Bildanmutung und Bildformat. Und dann gibt es noch die Frage, in welchen Ausgabemedien die Arbeit erscheinen soll.

Bevor man mit dem Fotografieren anfängt, gibt es in der Regel noch eine Phase, in der man recherchiert: Orte müssen erkundet, Personen kontaktiert werden. Es gibt vielleicht rechtliche Fragen zu klären (Property Release, Bildrechte etc.) Die Lichtsituation ist zu beachten, die Jahres- und die Tageszeit. In diese Phase fallen dann auch erste Probeaufnahmen. Oft wird danach das Konzept nochmals angepasst. Will man Personen aufnehmen, sind Sensibilität und höchste Sorgfalt nötig und es muss ein gewisses gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Wenn das alles geklärt ist, kann man mit dem Fotografieren beginnen.

Auch bei einem fotografischen Projekt macht man in der Regel mehr Bilder, als man schließlich verwendet. Doch die Auswahl fällt leichter, da man ein Konzept hat, nach dem man die Bilder selbst beurteilen und auswählen kann. Und auch die Bildbearbeitung geschieht nach bestimmten, selbst festgelegten Kriterien. Der Großteil der so erstellten Bilder kann viele Zwecken dienen – der Zeitvertreib ist keiner davon.

 
 

Digital technology has made photography unbearably easy. Taking pictures is almost unlimited. Analogue 35mm films had room for up to 36 shots per film. Storage capacity and storage space are no longer an issue. Although digital cameras offer steadily increasing resolutions, the capacity of memory cards is growing at the same time. The current ones hold up to 256 GB. Hard disk space is also becoming cheaper and cheaper. Eight TB cost about 150 Euro. This gives you space for over 120,000 RAW images in 20 mpx resolution.

Autofocus and continuous shooting have long been standard. So many photographers hold the shutter release button down until the camera processor starts to give smoke. As a precaution one has a second and third memory card in the pocket.

What happens with all these pictures?
The picture hunter returns from his hunting expeditions loaded with pictures. What does he do with it? The pictures are stored on a hard disk. If you work systematically with an image management program, you have a good chance of finding the pictures even after a few years – if you want to. Only few photographers – mostly professionals – take the trouble to carefully keyword and archive their pictures.

Image editing
The next step would be image editing. Once you have sorted the 400 pictures of a round birthday of your dear uncle, selected 200 of them, corrected them, possibly retouched, cropped and renamed them, you know how much time this can take. I doubt that every photo session is given so much attention and care. At best, a few selected photos will be posted on a photo platform, maybe a few prints will be made, and with luck, a calendar will be created. But most of the photo material rests forever unnoticed in a dark corner of the hard drive until its abrupt end.

Project related photography
Another, possibly more sensible, approach is to consider the use of the images before taking them. This is done by creating a project, for example. Many engaged photographers work that way. Examples are Laura Pannack, Murray Ballard or Taryn Simon.

From an idea a concept can mature, which pushes for realization. Besides the subject and the motif, the concept contains concrete considerations regarding the statement of the photos or the planned series. In addition, the concept contains further specifications. These are formal criteria such as, for example, shooting technique, image impression and image format. And then there is the question in which output media the work should appear.

Before one starts taking photographs, there is usually a phase in which one does research: places have to be explored, people have to be contacted. There may be legal issues to be clarified (property release, image rights, etc.) The lighting situation must be considered, the time of year and the time of day. This phase also includes the first test shots. Often the concept will be adjusted again afterwards. If you want to shoot people, sensitivity and highest care are necessary and a certain mutual trust must be established. When all this has been clarified, you can start taking pictures.

Even with a photographic project, you usually take more pictures than you will eventually use. But the choice is easier, as one has a concept by which one can judge and choose the pictures oneself. And the image processing is done according to certain criteria that are determined by oneself. The majority of the pictures created in this way can serve many purposes – pastime is not one of them.

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5 Comments

  1. Klaus

    Flusser (1983): “Wir nehmen die meisten Fotos gar nicht mehr wahr, weil sie von Gewohnheit verdeckt sind…Was uns vor allem umgibt sind redundante Fotos…ein redundantes Foto verdrängt ein anderes redundantes Foto…der Fortschritt [ist] uninformativ, ordinär geworden…”

    Ich mache auch zu viele Fotos, viele anlasslos, nebenbei aufgenommen. ich reihe mich also ein in die Masse der Hersteller beliebiger, bedeutungsloser und grundloser Bilder. Inzwischen schaffe ich es zumindest, großzügig zu löschen. Das ist für mich als Schwabe schwer. Was man hat will man nicht einfach so hergeben! 😉

    • Rolf Noe

      Das geht nicht nur Schwaben so. Dabei ist es absurd. Mal am Beispiel von Erinnerungsphotos durchgespielt. Wenn ich von einem Ereignisse in der Vergangenheit nur ein oder einige wenige Bilder besitze haben sie fast immer einen hohen emotionalen Wert, egal wie gut oder schlecht Sie sind. Auch ein kleines Album mit Bilder z. B. von der Hochzeit kann mir lieb und teuer sein, Aber ein Ordner mit mehreren hundert Bildern auf einer Festplatte gibt mir zwar das Gefühl das Ereignisse schön dokumentiert zu haben aber das Ei gelbe Bild darin bewegt mich wenig. Das scheint mir so eine private Version des von Flüsse so früh beschriebenen Effekts zu sein.

  2. Hania Kartusch

    Ja, mit einem Konzept VOR dem Fotografieren ließe sich doch einiges an zufälligen und vielleicht belanglosen Fotos vermeiden. Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen. LG Hania

  3. wanderlustig

    Mit Sicherheit machen wir zu viele Fotos. Bearbeiten gerade, meine zahlreichen Fotos aus dem letzten Jahr zu bearbeiten. Dauert endlos lange und dann landen sie auf der Festplatte. Auf Reisen versuche ich das Fotografieren zunächst zu reduzieren, aber dann sehe ich dauernd tolle Motive 😉. Man müsste alles gnadenlos löschen, was nicht völlig gelungen oder redundant ist. Aber auch das kostet wieder Zeit und Überwindung.

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