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Maison europeenne de Photographie à Paris

Wie „The Photographers Galery“  in London scheint  das “Europäische Haus der Photographie”  in Paris ein Anlaufpunkt zu sein, wenn man in der Hauptstadt nach Photo-Kunst sucht. Im Marais gelegen, zeigt das Haus auf drei Etagen Photographie vom Feinsten.

Es geht los mit Yingguang Guos  Projekt `The Bliss of Conformity´, das für mich programmatisch zeigt wie aussagekräftig Photographie wird, wenn Sie ganz direkt mit dem eigenen Dasein verknüpft ist.

Die Künstlerin ist mit 33 Jahren unverheiratet und damit für chinesische Verhältnisse eine Übriggebliebene.  Das Projekt besteht darin, dass Sie sich selbst mit einem Schild um den Hals, auf dem Sie sich mit ihrem Masterdegree von der University of Arts in London anpreist, in den Heiratspark in Shanghai stellt. Dort filmt Sie zum einen mit versteckter Kamera die Reaktionen der Leute, die zum Teil sehr direkt sind und sich oft auf ihr `hohes´ Alter beziehen. Zum anderen besucht Sie den Park mit ihrer Kamera und macht sehr eindrückliche und einfühlsame Bilder  von dem Treiben dort. Dass die Bilder in Schwarzweiß gehalten sind hilft sich auf die emotionalen Anteile zu konzentrieren. Das Anpreisen, das Abwägen, das Verhandeln werden gezeigt aber nicht be- oder verurteilt.

Abgerundet wird die Ausstellung von einigen wenigen abstrakten Bildern, die Pappstücke zeigen, die mit einem roten Faden zusammen gehalten werden, oder auch nicht. Den Begleittexten kann man entnehmen, dass der rote Faden in China das Verheiratet sein symbolisiert. Insgesamt eine runde Sache eingeleitet von einem auf eine Geländer aufgedruckten Zitat einer Mutter, das besagt, dass Sie es nicht ertragen könnte zu sterben ohne ihre Tochter `unter der Haube´  zu wissen.

Das zweite Stockwerk ist Ren Hang gewidmet (dazu nochmal gesondert etwas anderer Stelle) und hat mich tief beeindruckt. So nachhaltig, dass ich dem dritten Stock , der sich dem bisherigen Werk von COCO CAPITÁN widmet nur noch kursorische Aufmerksamkeit zukommen lassen konnte. Ich habe noch mitbekommen, dass diese Künstlerin sehr reflektiert und programmatisch ans Werk geht, indem sie Photographien mit Gemälden und Text mischt. Ein kompletter Schaukasten beherbergt ihre unzähligen Notizbücher, die das Werk begleiten bzw. ihm vorausgehen.

Wer diese Ausstellungen noch sehen will muss sich sehr beeilen, da Anfang Juni schon neue Ausstellungen angekündigt sind. Ich bin aber überzeugt davon, dass dann auch wieder etwas interessantes dabei sein wird.

Like “The Photographers Galery” in London, the “European House of Photography” seems to be a focal point in Paris when you look for photo-art in this capital. Located in the Marais, the house displays finest photography on three floors.

It starts with Yingguang Guos project `The Bliss of Conformity’ which programmatically shows me how meaningful photography becomes, if it is directly connected with your own existence.

The artist is unmarried and at the age of 33 a leftover woman  in the eyes of the Chinese. The project is to place herself in the Marriage Park in Shanghai with a sign around her neck, which praises her as owner of a master’s degree from the University of Arts in London. On the one hand, she uses a hidden camera to film the reactions of people, some of whom are very direct and often refer to their `high ‘age. On the other hand, she visits the park with her camera and makes very impressive and sensitive pictures of the hustle and bustle there. The fact that the pictures are in black and white helps to focus on the emotional parts. The pricing, the balancing, the negotiation are shown but not rated or convicted.

The exhibition is rounded off by a few abstract images that show pieces of cardboard held together with a red thread or not. The accompanying texts show that the red thread in China symbolizes being married. Overall, a round thing initiated by a quote of a mother printed on a railing, which says that she could not bear to die without knowing her daughter maried.

The second floor is dedicated to Ren Hang (I will talk about him elsewhere) and has impressed me deeply. So strong that I could hardly value the third floor, which is dedicated to the work of COCO CAPITÁN .  I  realized that this artist is very reflective and programmatic, mixing photographs with paintings and text. A complete showcase houses her countless notebooks that accompany or precede her work.

If you still want to see these exhibitions, you have to hurry up because new exhibitions have already been announced at the beginning of June. But I’m convinced that then there will be something interesting to see too.

2 Comments

  1. Harald S.

    Es läuft für mich immer mehr darauf hinaus, dass Fotografie etwas zu sagen haben muss, damit sie für mich interessant ist. Spannend finden ich auch, dass wir seit einiger Zeit auch richtige Weltkunst haben. Chinesische Fotografinnen und Fotografen sind nicht länger exotisch. Wir leben in einer Welt mit vielen Zentren.

    • Rolf Noe

      Ja, zwei von drei Ausstellungen waren von chinesischen Künstlern. Und ja, wenn man in London studiert hat entwickelt man möglicherweise eine Bildsprache die auch uns Westernern was sagt. Einen Aspekt möchte ich angesichts der doch immer kreasser werdenden Zensur in China hinzufügen. Bilder sind vieleicht zumindest wenn Sie als Kunst auftreten ein Medium, das nicht sonderlich gut mit Algorhythmen zu zensieren ist. Die “Aussage” braucht in der Kunst immer mehrere Schichten um deutlich zu werden und einige dieser Schichten liegen nicht im Bild sondern im (biographischen) Kontext der Produktion und im Präsentationkontext sowie in den Köpfen der Betrachter.

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