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Ohne Farbe (Martin Parr im fff) / Without colour (Martin Parr in fff)

Es ist schon erstaunlich, dass ich noch nicht über Martin Parr geschrieben habe. Nicht dass er mir noch nicht über den Weg gelaufen bzw. unter die Augen gekommen ist, aber ich habe es eben bei einem Schmunzeln bewenden lassen. Nun hat er den Lois Lammerhuber-Award für sein Lebenswerk bekommen. Das habe ich über den „Gate 7“- Podcast und den „Fotografie neu denken“- Podcast mitbekommen, die sozusagen an meiner statt in Baden bei Wien den Feierlichkeiten beigewohnt haben.

Und dann gibt es jetzt in Frankfurt diese famose Ausstellung im Foto Forum Frankfurt (fff) mit frühen Bildern von Martin Parr. Martin Parr ist eine komplett eigene Nummer. Wie soll man das beschreiben? Wie Cartier-Bresson, nur meistens bunt und nicht auf den Augenblick, sondern auf die Perspektive konzentriert und nicht französisch, sondern britisch. In der Ausstellung im fff ist alles noch schön in schwarz-weiß gehalten, aber der subtile Humor braucht keine Farben. Der Wunsch gewöhnliches und extremes in einem Bild zu vereinen ist fast überall präsent. Ob es nun Bilder von der Pferdeschau oder dem Schafsmarkt, der Amtseinführung des Bürgermeisters, dem Straßenfest oder vom Spielfeldrand eines Provinz-Fußballvereins sind. Es sind fast immer Events, zu denen die Leute fein und oder skurril angezogen erscheinen, um dann von Parr in einer irgendwie liebevoll entlarvenden Perspektive abgelichtet zu werden. Der alte Herr, der im Einbeinstand auf der höchsten Stufe seine Leiter schwebt, um das oberste Fenster seine Eingangstür zu putzen, die Dame mit Hut die direkt unter dem Abendmahl-Bild an der Wand ihren 5 Uhr Tee einnimmt oder die heiße Schlacht am kalten Buffet bei der Amtseinführung des Bürgermeisters (siehe Titelbild).

It’s amazing that I haven’t written about Martin Parr yet. It’s not that I haven’t come across him before, but I’ve just let it go with a smile. Now he has received the Lois Lammerhuber Award for his life’s work. I found out about this via the “Gate 7” podcast and the “Fotografie neu denken” podcast, who attended the celebrations in Baden near Vienna instead of me, so to speak.


And then there’s this fantastic exhibition in Frankfurt at Foto Forum Frankfurt (fff) with early pictures by Martin Parr. Martin Parr is a completely unique figure. How do you describe it? Like Cartier-Bresson but mostly colorful and not focused on the moment but on perspective and not French but British. In the exhibition at the fff, everything is still beautifully kept in black and white, but the subtle humor needs no colors. The desire to combine the ordinary and the extreme in one picture is present almost everywhere. Whether it’s pictures of the horse show or the sheep market, the inauguration of the mayor, the street festival or from the sidelines of a provincial soccer club. They are almost always events where people appear dressed up or dressed down, only to be photographed by Parr in a somehow lovingly revealing perspective.

The old gentleman standing on one leg on the highest step of his ladder to clean the top window of his front door, the lady in the hat taking her 5 o’clock tea directly under the picture of the Last Supper on the wall or the hot battle at the cold buffet at the mayor’s inauguration (see cover picture).

All das mit wohlwollendem Auge beobachtet und für die Nachwelt festgehalten. Heute wäre so etwas nicht mehr so ohne weiteres möglich, da sofort alle Bodyshaming oder einen Angriff auf die Absonderlichkeiten der Individualität unterstellen würden. Aber eins rettet Parr vor solchen Unterstellungen. Er ist Brite und die Briten sind so. Und es macht ihnen in der Regel nichts aus, es auch zu zeigen. Aber die Zeiten ändern sich und heute muss man sich solchen Themen wohl anders nähern – oder sie vermeiden.

All of this was observed with a benevolent eye and recorded for posterity. Today, something like this would no longer be possible without further ado, as everyone would immediately accuse it of body-shaming or an attack on the peculiarities of individuality. But one thing saves Parr from such accusations. He is British and the British are like that. And they generally don’t mind showing it. But times are changing and today you have to approach such topics differently – or avoid them. .

PS: im FFM ist außerdem noch eine Show mit Bildern von Mitgliedern des das Fotoforum tragenden Vereins zu sehen. Ebenfalls sehenswert. Ich habe einige Insta-Bekannte und Fotoherbst-Teilnehmer dort wieder getroffen. Der zum 40-jährigen Jubiläum herausgegebene Band CELEBRATION IMAGINATION zählt alle Ausstellung der letzten 40 Jahre mit dazu gehörigen Plakaten auf. Eine wahre Fundgrube der Photographie-Geschichte.

PS: in the FFM you can also see a show with pictures by members of the association that runs the photo forum. Also worth seeing. I met some Insta acquaintances and Fotoherbst participants there again. The volume CELEBRATION IMAGINATION, published for the 40th anniversary, lists all the exhibitions of the last 40 years with the corresponding posters. A real treasure trove of photographic history.

Das einzige „Buch“ mit Bildern von Parr, das ich besitze / The only “book” with pictures by Parr that I own 

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