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Photographie und Buddhismus / Photography and Buddhism

Nachdem ich mich in dem Artikel mit dem bezeichnenden Namen „Why?“ blogöffentlich zu meiner neuen fernöstlichen mentalen Ausrichtung bekannt habe, kam plötzlich auch die Frage auf, ob es Verbindungen gibt zwischen den beiden Themen. Wahrscheinlich kann man dank des Netzes zwischen jeden zwei beliebigen Themen Zusammenhänge auffinden, aber es war ja auch ganz zu Beginn des Blogs die Frage gestellt worden, wie sich die Photographie zu den Bildverboten in den großen monotheistischen Religionen verhält. Dazu kann man sagen, dass Buddhismus so wie ich ihn verstehe, keine Religion ist (obwohl er oft als Religion praktiziert wird) und zum zweiten, dass es keine zentrale Gottheit gibt, auf die sich ja die Bildverbote der theistischen Religionen meist im Kern beziehen.

Dahingegen wird der Buddha hunderttausendfach dargestellt, überwiegend in durchaus bequemeren Haltungen als der Prophet der Christen. Buddhastatuen haben sich sogar in unsere westliche Kultur eingeschlichen und nach den Deko-Läden auch die Bau- und Gartenmärkte erobert. Das geht so weit, dass ich mich schon mal photographisch mit dieser Allgegenwart auseinandergesetzt habe. Inzwischen ist mir klar geworden, dass über die Haltung, die Gesten (Mudras) und den Gesichtsausdruck bildhaft gezeigt wurde und wird, worum es in der buddhistischen Praxis geht: Weisheit durch Versenkung, Entwickeln von Qualitäten und Praktizieren von Mitgefühl.

Die Frage, ob es photographierende Buddhisten gibt, hat mich bei der Recherche relativ schnell auf den Franzosen Matthieu Ricard aufmerksam werden lassen. Er zeigt in seinen Bildern die bunte Welt des Buddhismus, wie er in den asiatischen Ländern praktiziert wird. Es sind Bilder aus Bhutan, Tibet, Nepal, Indien und Sikkim, aber auch Portraits von buddhistischen Würdenträgern und einfachen Leuten aus diesen Ländern. Dabei wird natürlich auch schnell deutlich, dass es den Buddhismus gar nicht gibt, sondern eine unüberschaubare Vielfalt an Spielarten, die alle verschiedene Aspekte der Tradition in den Mittelpunkt stellen. Wer in diese Vielfalt einsteigen will und sich dafür interessiert, wie sie historisch entstanden ist, dem empfehle ich das Buch „Buddhism“ von Alexander Wynne von dem es meines Wissens noch keine deutsche Übersetzung gibt. Darin wird auch die Ausbreitung des Buddhismus im gesamten asiatischen Raum behandelt. Die Verschmelzung mit dem chinesischen Taoismus und die Verbreitung des chinesischen Chan-Buddhismus nach Japan und Korea, wo er sich nochmal in die verschiedenen Schulen des Zen-Buddhismus entfaltet. Die Linie, der auch ich mich verbunden fühle, ist der Soto-Zen, der über Shunryu Suzuki  (nicht zu verwechseln mit D.T Suzuki, der sich schon zuvor für die Verbreitung des Buddhismus im Westen verdient gemacht hat) der den Soto-Zen in Kalifornien eingeführt und den westlichen Bedürfnissen und Einschränkungen angepasst hat. Er wirkte in der sehr fruchtbaren Zeit der Jugendrevolten, der Beatniks, Hippies und Acid-Heads usw., die vor allem daran interessiert waren rauszufinden, ob es auch nicht-chemische Wege gibt, Bewusstseinszustände zu erreichen, wie sie sie aus ihren Drogen-Erfahrungen kannten.

Zu Zen und fernöstlicher Ästhetik kann man auch bei dem in Deutschland lebenden koreanischen Philosophen Byung-Chul Han fündig werden. Sein letztlich gescheiterter Versuch, die Philosophie des Zen auch bei westlichen Philosophen ausfindig zu machen, gibt es bei Reclam für nur 6,60€, seine Auseinandersetzung mit der fernöstlichen Ästhetik unter dem sprechenden Titel „Abwesen“ bei Merve für schlanke 15€.

Ein Photograph, der meiner Meinung nach die Ästhetik des Zen, die natürlich nicht von dem zu trennen ist, was man in Japan allgemein als beachtenswert empfindet, ist Michael Kenna. Von ihm habe ich mir neulich ein Buch gekauft, das deutlich über meiner Preis-Schmerzgrenze für Photobücher liegt. Das Buch heißt schlicht „Japan: A Love Story“ und ist dieses Jahr bei Nazraeli Press erschienen. Es enthält wunderbare minimalistischen Photographien, bei denen man beim Betrachten meinen könnte, sie wären mit dem Tuschepinsel sanft zu Papier gebracht worden. Von ihm ist aber auch bei Prestel ein Buch über Buddha erschienen, das (wer hätte es geahnt) Bilder von Buddha-Statuen enthält.

After I publicly professed my new Far Eastern mental orientation in the article with the telling name “Why?”, the question suddenly arose as to whether there were any connections between the two topics. Thanks to the internet, it is probably possible to find connections between any two topics, but the question of how photography relates to the prohibition of images in the major monotheistic religions was also posed at the very beginning of the blog. It can be said that Buddhism as I understand it is not a religion (although it is often practiced as a religion) and, secondly, that there is no central deity to which the image prohibitions of theistic religions usually refer in essence.

In contrast, the Buddha is depicted hundreds of thousands of times, usually in more comfortable postures than the prophet of the Christians. Buddha statues have even crept into our Western culture and, after the decoration stores, have also conquered the DIY and garden markets. So much so that I have already explored this omnipresence photographically. I have since realized that the postures, gestures (mudras) and facial expressions have shown and continue to show what Buddhist practice is all about: wisdom through contemplation, developing qualities and practicing compassion.

The question of whether there are Buddhists who take photographs quickly drew my attention to the Frenchman Matthieu Ricard during my research. On his website, he shows the colorful world of Buddhism as it is practiced in Asian countries. There are pictures from Bhutan, Tibet, Nepal, India and Sikkim, but also portraits of Buddhist dignitaries and ordinary people from these countries. Of course, it quickly becomes clear that the one Buddhism does not exist at all, but that there is an immense variety of forms that focus on all different aspects of the tradition. If you want to delve into this diversity and are interested in how it developed historically, I recommend the book “Buddhism” by Alexander Wynne, of which there is as yet no German translation as far as I know. It also deals with the spread of Buddhism throughout Asia. The fusion with Chinese Taoism and the spread of Chinese Chan Buddhism to Japan and Korea, where it developed again into the various schools of Zen Buddhism.

The lineage to which I also feel connected is Soto Zen, which was introduced in California by Shunryu Suzuki (not to be confused with D.T Suzuki, who had already done much to spread Buddhism in the West), who adapted Soto Zen to Western needs and restrictions. He was active in the very fertile time of the youth revolts, the beatniks, hippies and acid heads etc., who were primarily interested in finding out, whether there were also non-chemical ways to achieve states of consciousness, as they knew them from their drug experiences.

The Korean philosopher Byung-Chul Han, who lives in Germany, is also a good source of information on Zen and Far Eastern aesthetics. His ultimately failed attempt to find the philosophy of Zen in Western philosophers is available for small money, while his examination of Far Eastern aesthetics is available for some €16 under the telling title “Absence”.

A photographer who, in my opinion, has captured the aesthetics of Zen, which of course cannot be separated from what is generally considered worthy of attention in Japan, is Michael Kenna. I recently bought a book from him that is well above my price pain threshold for photography books. The book is simply called “Japan: A Love Story” and was published this year by Nazraeli Press. It contains wonderful minimalist photographs which, when you look at them, you could be forgiven for thinking that they had been gently applied to paper with an ink brush. He has also published a book about Buddha with Prestel, which (who would have guessed) contains pictures of Buddha statues.

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