Es gibt diese Themen, die man zwar gerne mal behandeln würde, an die man sich aber nicht so richtig rantraut. Manchmal hilft ein kleiner Schock. Ich hatte einen Podcast über Photographie und Depression abonniert. Ich kann nicht gerade sagen, dass ich den gerne gehört habe, aber die Neugier hat mir geholfen einige Folgen zu hören, wo mich die Themen interessiert haben. Dann war plötzlich, nach einem missglückten Handywechsel, der Podcast weg. Und wie das heute so ist, ich wusste weder den (bürgerlichen) Namen des Podcasters noch den genauen Titel des Podcasts. Das Gerät merkt sich das ja, warum soll ich dann selbst Gehirnschmalz investieren? Die Suche nach den Stichworten Depression und Photographie blieb erfolglos. Weder im Podcatcher noch im Netz konnte ich den Podcast wiederfinden.
Gesucht habe ich, weil ich in der Zwischenzeit einen anderen (alten) Podcast von Andy Scholz über das Projekt „Mal gut, mehr schlecht“ von Nora Klein gehört hatte. Besonders fand ich dabei, dass nicht nur die Photographin, sondern auch eine Betroffene aus dem Projekt mit im Interview war. Das Projekt ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mit Photographie ein Thema gefühlvoll angehen und mit den entsprechenden Sponsoren auch effektvoll in der Öffentlichkeit vorstellen kann. Leider ist die letzte Ausstellung in Erfurt inzwischen auch vorbei, aber auf Facebook oder auf der Homepage kann man sich aktuelle Infos über das Projekt holen.
There are those topics that you would like to deal with, but don’t really dare to. Sometimes a little shock helps. I had subscribed to a podcast about photography and depression. I can’t exactly say that I enjoyed listening to it, but curiosity helped me to listen to a few episodes where the topics interested me. Then suddenly, after a failed cell phone change, the podcast was gone. And as is the case today, I didn’t know the (real) name of the podcaster or the exact title of the podcast. The device remembers that, so why should I invest any brainpower myself? The search for the keywords depression and photography was unsuccessful. I couldn’t find the podcast either in the podcatcher or online.
I searched because in the meantime I had listened to another (old) podcast by Andy Scholz about the project “Sometimes good, more bad” by Nora Klein. Furthermore, I found it particularly interesting that not only the photographer, but also a person affected by the project was interviewed. The project is a good example of how photography can be used to tackle a topic sensitively and, with the right sponsors, can also be presented to the public effectively. Unfortunately, the last exhibition in Erfurt is now over, but you can find up-to-date information about the project on Facebook or on the homepage.

Ein Grund, warum ich mich schwertue, mich dem Thema anzunähern ist, dass ich, als es auch im näheren Familienkreis aufgetaucht ist, gemerkt habe, wie ich mich dagegen wehrte, die schlichte Tatsache anzuerkennen. Mein Standard-Argument ist die Tendenz der Medizin, ganz normale Vorgänge des Lebens wie z.B. die Geburt oder die Trauer zu pathologisieren. Aber dagegen steht die Tatsache, dass man mit einer Diagnose professionelle Hilfe bekommen kann und ohne eben nicht. Insofern ist es wie bei vielen Sachen. Wenn der Leidensdruck so stark wird, dass man professionelle Hilfe braucht, ist es letztlich nicht mehr so dramatisch, dass man sich dafür als „krank“ labeln lassen muss.
Möglicherweise ist auch die mit der Depressionen verbundene Sprachlosigkeit dabei beteiligt, dass es so schwer ist zu verstehen, wie es Leuten geht, die unter Depressionen leiden. Sprachlosigkeit betrifft zum einen das Sprechen der Betroffene über ihre oft nicht in Worte fassbaren Empfindungen. Aber eben auch die Reaktion der Umgebung darauf, wenn zur Sprache kommt, dass jemand depressiv ist. Das macht erstmal sprachlos und wenn man sich nicht mit dieser Sprachlosigkeit beschäftigt, dann bleibt es eben dabei. Die Photographie ist dabei anscheinend ein guter “Workaround”, da sie subtile Stimmungen transportieren kann. Zumal, wenn es mit dem Einfühlungsvermögen einer Photographin wie Nora Klein passiert. Ein anderer Zusammenhang zwischen Photographie und Depressionen ist die Tätigkeit des kreativen Photographierens als Weg der Selbst-Ermächtigung und des Selbst-Ausdrucks, der von Menschen mit Depressionen begangen werden kann, um einen Ausweg aus der Sprachlosigkeit zu finden. Marco Keller ist eines von mehreren Beispielen, die man im Netz finden kann. Aber über das Thema „Photographieren als Therapie“ muss ich an anderer Stelle wahrscheinlich mehr sagen.
Jetzt aber zum Happy End meiner Suche nach dem Podcast. Bei dem Versuch, mit Fragmenten der Stichwörter zu suchen bin ich über ‘depro’ auf ‘depri’ gekommen und das war dann auch die Lösung. Der Podcast heißt „Fotodepri“ und wird von Holger betrieben. Die Wieder-Entdeckung hat nicht nur meine Befürchtung zerstreut, dass Holger ganz abgetaucht sein könnte, sondern sogar dazu geführt, dass ich seine sehr gelungene neue Homepage entdeckt habe, wo er quadratische schwarz-weiß Bilder zeigt und zum Kauf anbietet.
One reason why I find it difficult to approach the subject is that when it came up in my immediate family circle, I noticed how I resisted acknowledging the simple fact. My standard argument is the tendency of medicine to pathologize completely normal life processes such as birth or grief. But this is countered by the fact that you can get professional help with a diagnosis and not without. In this respect, it’s like many things. If the suffering becomes so severe that you need professional help, it is ultimately no longer so dramatic that you have to be labelled as “ill”.
The speechlessness associated with depression may also be the reason why it is so difficult to understand how people who suffer from depression feel. On the one hand, speechlessness affects how those affected talk about their feelings, which often cannot be put into words. But it also affects the reaction of those around them when it is mentioned that someone is depressed. That makes you speechless at first, and if you don’t deal with this speechlessness, then it just stays that way. Photography is apparently a good “workaround” as it can convey subtle moods. Especially when it happens with the empathy of a photographer like Nora Klein. Another connection between photography and depression is the activity of creative photography as a path of self-empowerment and self-expression, which can be undertaken by people with depression to find a way out of speechlessness. Marco Keller is one of several examples that can be found online. But I will probably have to say more about the subject of “photography as therapy” elsewhere.
But now to the happy end of my search for the podcast. When I tried to search with fragments of the keywords, I came across ‘depro’ to ‘depri’ and that was the solution. The podcast is called “Fotodepri” and is run by Holger. The rediscovery not only allayed my fears that Holger might have disappeared completely, but also led me to discover his very successful new homepage, where he shows and offers for sale square black and white pictures.

Ich habe reichlich Depressionserfahrung,
Was ich vermute und auch ein wenig befördert wird durch die genannten Webseiten ist meine Ansicht, daß Depression durchaus viele Gesichter hat.
Ich bin nach einer langen und schweren Depression durchs Zeichnen rausgekommen. Also durch Kreativität.
Ja, das scheint ein Weg zu sein, wahrscheinlich aber auch nicht für alle. Ich hab mich mit eigenen Erfahrungen zurückgehalten, weil es nur eine Phase in meinem Leben gab, die in diese Richtung ging, die aber stark von externen Faktoren getriggert war und nach Wegfallen dieser Faktoren auch wieder vorbei war. Wahrscheinlich ist die Grauzone in dieser Hinsicht sehr groß und divers.
In Erfurt war ich übrigens nur ein paar Tage später und habe auch die Kunsthalle besucht. Dort gab es Cute Art.