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Platons Höhle – ein Photoapparat?

Das war 2018: `Instagrams sieben Weltwunder´ titelt die `Pforzheimer Zeitung´ am 29.12.18 Wir erfahren dass Paris kurz nach dem Central Park in NY auf Platz zwei landet und dass national Schwarzwald und Bodensee die Nase vorne haben. Das zeigt nicht nur wie erbärmlich Journalismus heute agiert (aus einer popeligen Statistik werden Weltwunder) sondern auch, dass man heut nicht mehr rausgeht und sich die Welt anschaut sondern nach der Zahl der Bilder auf Instagram urteilt. Aber man schaut sich noch nicht mal die Bilder an sondern zählt einfach die Tags (ob mit oder ohne Hash) und da auch nur die Expliziten. Wie weit wollen wir uns noch in Platons Höhle eingraben. Abgesehen davon, dass nicht nur die Hindus diese unsere Welt als eine Art Sichtbehinderung beim Blick auf das Göttliche ansehen geht es ja auch im Höhlengleichnis darum nicht dem Abklatsch der `wahren´ Welt auf den Leim zu gehen, sondern den Blick zum Licht zu wagen (auch wenn der möglicherweise zu Blindheit führt). Als Fotografen machen wir, selbst wenn wir diese Welt als die Wahre ansehen, ja nichts anderes als uns Abbildern davon zu widmen. Der Blick sowohl des Fotografen als auch des Betrachters von Bildern ist ja nicht der Welt zugewandt sondern starrt auf die Höhlenwand (den Sensor) bzw, dessen Entsprechungen. Man könnte geradezu die Höhle als eine riesige Camera obscura ansehen. Reflektiert hat dies z.B. Klaus Heider mit seinen Bildern aus dem Pantheon in Rom (z.Zt. in Sindelfingen und in Ulm zu sehen) indem er sich demonstrativ nicht den Schatten zuwendet, die das durchs Deckenloch eintretende Licht erzeugt, sondern dem Licht selbst. Die Bilder selbst sind dadurch nicht gerade besonders spannend geworden, aber die Geste sitzt.

https://www.reddit.com/r/MemeEconomy/comments/6e4lvm/philosophy_memes_any_value/
https://www.schoder-media.de/fotoworkshops/2017/06/22/kino-der-steinzeit-die-camera-obscura/

Die obigen Links mal als weiteres Gedankenfutter. Man soll Analogien nie zu weit treiben. Aber ein paar Gedanken ist es schon wert. Schreibt gerne Kommentare. Wer regelmäßig dabei sein will kann sich auch melden und sich als Autor bewerben. >>Rolf<<

1 Comment

  1. Rolf Noe

    “Heute ist alles dazu da auf einem Photo zu landen” das Ende des ersten Kapitels “In Platons Höhle” aus Susan Sonntags Buch “Über Fotografie”(1980)

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