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Spuren des Lichts /Traces of light

Selbstportrait im Licht – mit meiner ersten digitalen Kamera / Self-portrait in the light – with my first digital camera (Fuji S304) Karlsruhe ZKM2006

2006 fand im ZKM in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Titel `Lichtkunst/Kunstlicht´ statt. Während oder kurz danach auch ein Symposium zum Thema `Photogramm´, wie ich erst jetzt beim Stöbern auf der Homepage des ZKM entdeckt habe. Die Audio-Aufzeichnungen der Vorträge sind noch verfügbar. Aber warum in aller Welt am Eingang des 21 Jahrhunderts mit seinen Video und Multimedia trallala etc. eine Auseinandersetzung mit einem Verfahren, das bei der Entwicklung der Fotografie (Talbot ) eine Rolle gespielt hat und dann allenfalls in den 30er Jahren des 20 Jahrhunderts noch einmal aufgegriffen wurde (ManRay).

Ich denke das ist ein Versuch war vermittels der Rückbesinnung auf ein analoges Verfahren, das, obwohl es auch die Spuren des Lichts aufzeichnet, so anders als die Fotografie funktioniert. Ein Versuch einen klaren Blick zu bekommen auf das, was die digitale Photo- und Videografie, die damals erst richtig Fahrt aufnahm, verändern würde. Die Abkehr vom Analogen der Lichtspur gefolgt von der Abkehr von der Darstellungsfunktion von Photo und Video überhaupt wird vielleicht noch deutlicher wenn man sie gegen die archaischen Formen wie Spur, Schatten und Abdruck und deren mit Foto- empfindlichen Materialien arbeitenden Varianten wie Fotogramm, shadowgraph oder Luminogramm kontrastiert. Kennzeichnend für diese und anders als bei der Fotografie durch Linsen oder Löcher ist die Nähe des darzustellen Objekts zum darstellenden lichtempfindlichen Medium. Die Notwendigkeit der Nähe. Weil hier im Gegensatz zur linsengestützten Photographie, wo ein gewisser Abstand für eine scharfe Darstellung notwendig ist, nur das scharf wird, was nah am Papier war als das Licht darauf traf. Am ehesten nachvollziehen kann man das heute, wenn man ein wenig mit seinem Scanner spielt und ihm statt Papier dreidimensionale Objekte füttert.

Als mir dieser Zusammenhang von Photogram und Scanner-Fotografie einfiel dachte ich sofort an einen Artikel, den ich “kürzlich” im `fotoespresso´ gesehen hatte. Umso erschreckender war für mich feststellen, dass dieser Artikel in der ersten Ausgabe von 2014 zu finden ist. Es muss etwa um diese Zeit gewesen sein, dass einer der Herausgeber von `fotoespresso´, der Jürgen Gulbins , uns die Scanner- Fotografie mit Beispielen aus seiner praktischen Arbeit im Fotoclub Querformat in Schömberg nahe gebracht hat.

Im Übrigen kann der Scanner, wie ich aus jenem Artikel gelernt habe, je nachdem, ob man die Vorrichtung zum normalen scannen benutzt als eine Art Ultra-Makro-Fotoapparat oder, wenn man das Auflicht für Negative benutzt, so benutzt werden wie es bei Fotogramen üblich ist. Dort befindet sich das Objekt ja zwischen der Lichtquelle und dem lichtempfindlichen Medium. Formal geht es einmal um das Abbild und einmal um den Schatten des Objekts beides Spuren der Dinge im jeweiligen Medium.

Das bringt uns (schon wieder) auf die Frage “wie viele Spuren, wieviel unmittelbares Bild der Welt ist im Digitalen noch enthalten?” oder um es umzudrehen, bringt uns das digitale Bild dahin zu sehen, dass wir die Bilder schon immer konstruiert und die Leute mit der scheinbaren Abbild-Funktion der Photographie nur geschickt hinters Licht geführt haben.

In 2006, an exhibition entitled `LightArt/Art(ificial)Light´ took place at the ZKM in Karlsruhe. During or shortly after that also a symposium on the subject of `Photogram´, as I have only now discovered while browsing the ZKM homepage. The audio recordings of the presentations are still available.

But why in the world, at the entrance of the 21st century with its video and multimedia trallala etc., an examination of a procedure that played a role in the development of photography (Talbot) and was then taken up again in the 1930s at best (ManRay).

I think this is an attempt to return to an analogous process which, although it also records the traces of light, works so differently from photography. It was an attempt to get a clear view of what would change with digital photography and videography, which was only really taking off at that time. The turning away from the analogy of the light track followed by the turning away from the representation function of photo and video in general becomes perhaps even clearer if one contrasts it with the archaic forms such as track, shadow and inprint and their variants working with photo-sensitive materials such as Fotogram, shadowgraph or Luminogram. Characteristic for these, and unlike photography through lenses or holes, is the proximity of the object to be represented to the photosensitive medium. The necessity of proximity. Because here, in contrast to lens-based photography, where a certain distance is necessary for a sharp image, only that which was close to the paper when the light hit it becomes sharp. The best way to understand this today is to play a little with your scanner and feed it three-dimensional objects instead of paper.

When this connection between photogram and scanner photography came to my mind I immediately thought of an article I had seen “recently” in ‘photoespresso’. All the more frightening for me was to find out that this article is in the first issue of 2014. It must have been around this time that one of the editors of `fotoespresso´, Jürgen Gulbins, introduced us to scanner photography with examples from his practical work in the Fotoclub  Querformat in Schömberg.

By the way, as I learned from that article, the scanner can be used, depending on whether one uses the device for normal scanning as a kind of ultra-macro-photocamera or, if one uses the abovelight for negatives, in the same way as it is usual for photograms. There, the object is located between the light source and the light-sensitive medium. Formally, it is once about the image and once about the shadow of the object, both traces of the things in the respective medium.

This brings us (again) to the question “how many traces, how much immediate image of the world is still contained in the digital picture?” or, to turn it around, does the digital image bring us to see that we have always constructed images and have only cleverly tricked people with the apparent imaging function of photography.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Selbst erstelltes Scannerbild – sehr weit hab ich es in dieser Kunst nicht gebracht. / Self-made scanner picture – I did not get very far in this art.

9 Comments

    • Rolf Noe

      Danke, es freut mich wenn ich durch meine Beiträge anregen kann. Im übrigen berühren sich hier unsere Gegenstandsbereiche besonders fruchtbar.

  1. Ule Rolff

    “bringt uns das digitale Bild dahin zu sehen, dass wir die Bilder schon immer konstruiert und die Leute mit der scheinbaren Abbild-Funktion der Photographie nur geschickt hinters Licht geführt haben”, fragst du, frag ich mich auch: und weiter noch, welche künstlerische Bedeutung können die RAW- Daten auf der Ebene ihrer Computersprachen haben (zum Beispiel, wenn man eine Foto als Textdatei öffnet, den Dateitext verändert und wieder als Bild öffnet)? Ganz viel Zufall auf der Datenebene, der ja auch in der originären Fotositiuation immer eine Rolle spielt – auch wenn “Profis” das gerne als amateurhaft in Abrede stellen.

  2. gkazakou

    Interessante Frage “wie viele Spuren, wieviel unmittelbares Bild der Welt ist im Digitalen noch enthalten?” oder um es umzudrehen, bringt uns das digitale Bild dahin zu sehen, dass wir die Bilder schon immer konstruiert und die Leute mit der scheinbaren Abbild-Funktion der Photographie nur geschickt hinters Licht geführt haben.”
    Ich bin ständig damit befasst. Neuerdings bearbeite ich Legebilder — also Originale aus Schnipseln zerrissener eigener Bilder, die ich fotografiere – mache Collagen mit gemalten Hintergründen, Zeichnungen oder Fotografien, mixe also alle möglichen Medien,die aufhören, unterschiedliche Medien zu sein, da sie ja alle in fotografischer Form vorliegen, wenn ich sie auf dem Bildschrim collagiere. Man sieht natürlich noch die ursprüngliche Materialität, aber sie ist tatsächlich nicht mehr vorhanden. Es ist nur mehr Erinnerung und Schein.

    • Rolf Noe

      Ja, genau. Du mixt Fragmente mehr oder weniger realer Materialien und verwandelst Sie nachher
      in Bilder, in Pixel, in an/aus-Informationen die leicht übertragen werden können.

      • gkazakou

        genau. Aber es ist eben doch ein Unterschied, ob ich sie ursprünglich aus Material oer gleich digital geschaffen habe. Die Wirkung ist völllig anders und geht auch nicht ganz verloren, wenn ich die Originale digital überarbeite. Es sind Zwitter, Doppelwesen, nicht wirklich zuzuordnen. Und das gefällt mir, denn es entspricht unserer gegenwärtigen Verfasstheit, wo ich zB mit dir nur digital/virtuell kommuniziere, aber doch so, als seiest du ein wirklicher Mensch. 😉

  3. Harald S.

    Noch ein Kommentar zur ersten DigiCam von Rolf:

    Die Finepix S304 ist eine Kamera, die für einen Preis unter 400 Euro sehr viel bietet, vor allem ein optisches 6x Zoom, das man schnell zu schätzen weiß, und mit 3.2 Megapixeln eine für den Alltag mehr als ausreichende Auflösung. (Amazon Beschreibung. Der Artikel ist momentan nicht lieferbar…)

  4. Harald S.

    Die „Spur“ des Realen in der Fotografie war ja auch in den Zeiten des Analogen ein umstrittenes Konstrukt. Sobald Linsen und Verschlüsse ins Spiel kommen ist da Manipulation.
    Die vielleicht einzig wirklich nicht-manipulierte Spur des Lichts ist vielleicht der Sonnenbrand…

    • Rolf Noe

      …und das erste Photogramm war der weiße Fleck in der Form eines Ahornblattes den Adam im Sommer im Genitalbereich mit sich rumtrug?

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