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Stattbad Pforzheim

Screenshot einer der unendlich vielen möglichen Perspektiven in `Wertmassen´ von Maks Dannecker / Screenshot of one of the infinite number of possible perspectives in ‘Masses of Value’ by Maks Dannecker

Auch wenn der Genuss, Orte und die dort ausgestellten Kunstwerke körperlich zu erleben wahrscheinlich durch nichts ersetzbar ist, lohnt es sich doch (in Ermangelung von gangbaren Alternativen oder wenn man nicht flüssig genug ist sich die Ausstellungen zugänglich zu machen) mal in die digitalen Räume einzusteigen. In Zukunft könnte dies auch ein Teil der Auseinandersetzung mit den Ausstellungen werden. Je nach Charakter und Bedürfnissen könnte man virtuell eine Austellung vorbereiten oder sich beim Nachdenken darüber von scheinräumlichem Bildmaterial unterstützen lassen.

Ins EMMA  hab ich schon anlässlich der ersten Ausstellung mal reingeschaut aber das hat keinen Spass gemacht, war ruckelig und verwirrend was nicht zuletzt auch an mir oder meiner Schmalband-Anbindung gelegen haben könnte. Heute nun hab ich in die beiden derzeitig gezeigten Ausstellungen auf www.stattbad.digital reingeschaut und konnte es richtig genießen. In Ruhe `umherschlendern´ und mir Gedanken machen.

Zum einen kann man die, in der schon lange geschlossenen Schwimmhalle installierten, `WERTMASSEN´ von Maks Dannecker anschauen. Die sich der genaueren Interpretation entziehenden Schwarzweiß- und Monochrombilder sind so sparsam eingesetzt dass es schon wieder erholsam ist in unserer heutigen Bilderflut. Man `steht davor´ und lässt sie auf sich wirken. Den Kontrapunkt bilden schräg platzierte Massen an Edelmetallbarrenquadern darstellenden Objekten. Dem Besucher bleibt es freigestellt dazwischen Assoziationen herzustellen oder hier auch einfach nur `durchzugehen´. Leicht strange ist natürlich auch der Ort selbst mit seinen Behindertenumkleiden, grünen Kacheln  und schneckigen Architekturelementen.

Die zweite Ausstellung vor dem gleichen Hintergrund der Schwimmhalle versammelt unter dem Titel „ Betrachtung und Widerstreit“ Bilder deren Materialien in so einer Präsentation natürlich nicht optimal erlebt werden können. So sind z.B. die „Oberflächen-Erkundungen“ von Thomas Olze mehr oder weniger auf den optischen Eindruck reduziert und erst aus dem Begleittext erfährt man mehr über den Produktionsprozess und die intendierte Wirkung. Die Serie „Auflösung“ von Stefan Pflüger zeigt ungewöhnliche Portraits. Auch hier hilft der Text zu verstehen, dass die z.T.  derealisierende Wirkung durch das Photographieren durch mehrere Lagen feinmaschiger Netze entsteht. Es wirkt dabei nicht wie die Rasterung bei Zeitungsphotos sondern eher wie bei sehr alten Photos, die dabei sind sich zu verabschieden. Iris Caren von Württemberg hat schon in den achtziger Jahren mit gestischer Photographie gearbeitet und zeigt hier sehr schöne halbabstrakte Ergebnisse ihrer Arbeit. Im Becken kann man drei großformatige Arbeiten von Alfred Müller besichtigen. Es sind mit Silberfarbe überspritzte Bilder und man kann rätseln welche Farben die strukturierten Oberflächen verbergen.

Was bei so einem Besuch natürlich auch unser analoges Empfinden ein wenig schwindelig macht, sind die verschiedenen Ebenen, die sich ergänzen, überlagern, widersprechen und miteinander interferieren. Der digitale hintergrundbeleuchtete Bildschirm vor meinen Augen, der am ehesten eigentlich einem Leuchtkasten entspricht und dadurch schon ein etwas entfremdetes Bild liefert. Dieser zeigt mir in einer Benutzerumgebung, die ein wenig an die Cockpitinstrumente des Piloten erinnert einen historischen analogen Raum. Auf die als Spektakel inszenierte Einbindung der Historie in unser Freizeiterleben bin ich schon in dem Beitrag über Erinnerungs-Orte und Nicht-Orte eingegangen. In diesem virtuell präsentierten realen Raum wiederum die Objekte und Bilder, die  teilweise aus analogen Materialien teilwiese aus digitalem Material zur Präsentationsform gebracht wurden und mit dem Raum interagieren. Und dann noch eine  Ebene `dahinter´, das was in den Bilder dargestellt, symbolisiert oder evoziert wird. Dies ist dann auch wieder Material, das auf den analogen Raum verweist. Da kann man sich natürlich fragen warum man die Ebenen analysieren soll. Man könnte sich auch einfach dem Erleben dieses vielschichtigen Raumes hingeben, es genießen ohne sich darüber Gedanken zu machen. Warum nicht? Nur sind wir hier halt auf einem Philosophie-blog, da kommen wir nicht drumrum wenigstens ein wenig zu reflektieren.

Even if the pleasure of physically experiencing places and the works of art exhibited there is probably irreplaceable, it is still worthwhile (in the absence of viable alternatives or if you are not liquid enough to access the exhibitions) to enter the digital spaces. In the future this could also become a part of the examination of the exhibitions. Depending on your character and needs, you could prepare an exhibition virtually or be supported in thinking about it with pseudo-spatial visual material.

I already visited EMMA  for the first exhibition, but it was no fun, jerky and confusing, which could have been a proof for my slow connection. Today I took a look at the two current exhibitions on www.stattbad.digital  and really enjoyed it. In peace I could ‘stroll around’ and immerse in my thoughts.

On the one hand you can have a look at the ‘VALUE MASSES’  by Maks Dannecker, which are installed in the long closed swimming hall. The black-and-white and monochrome pictures, which elude more precise interpretation, are used so sparingly that it is almost restful in our current flood of pictures. One ‘stands in front of’ them and lets them take effect on oneself. The counterpoint is formed by obliquely placed masses of objects representing precious metal ingot cuboids. The visitor is free to make associations between them or simply ‘walk through’ them. Of course, the place itself is also slightly strange with its changing rooms for the disabled, green tiles and snazzy architectural elements.

The second exhibition against the same backdrop of the swimming pool hall collects under the title ” contemplation and conflict” pictures whose materials can of course not be optimally experienced in such a presentation. For example, the “Surface Explorations” by Thomas Olze are more or less reduced to the visual impression and only from the accompanying text does one learn more about the production process and the intended effect. The series “Auflösung” by Stefan Pflüger shows unusual portraits. Here, too, the text helps to understand that the partly derealising effect is created by photographing through several layers of fine-meshed nets. It does not look like the rasterization of newspaper photos but rather like very old photos that are about to say goodbye. Iris Caren von Württemberg has already worked with `intentional camera movements´ in the eighties and shows here very nice semi-abstract results of her work. In the basin you can see three large-format works by Alfred Müller. They are pictures sprayed over with silver colour and you can guess which colours the structured surfaces hide.

What makes our analogue perception a bit dizzy during such a visit are the different levels that complement, overlap, contradict and interfere with each other. The digital backlit screen in front of my eyes, which most closely resembles a light box and thus already provides a somewhat alienating image. It shows me a historical analogue room in a user environment that reminds me a bit of the pilot’s cockpit instruments. I have already dealt with the spectacular integration of history into our leisure time experience in the article about places of memory and non-places. In this virtually presented real space, in turn, the objects and images, some of which are made of analogue material, some of which are made of digital material, are presented and interact with the space. And then another level ‘behind’ that which is represented, symbolised or evoked in the images. This is then again material that refers to the analogue space. One can of course ask oneself why one should analyse the planes. One could also simply devote oneself to experiencing this multilayered space, enjoy it without thinking about it. Why not? But here we are on a philosophy blog, so we can’t get around reflecting at least a little bit.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Mitten im Schwimmbecken – Bilder von Alfred Müller / In the middle of the swimming pool – pictures by Alfred Müller

3 Comments

    • Rolf Noe

      Es ist immer eine große Freude für mich, festzustellen dass es doch ernsthafte Leser gibt, die es bis zu den Kommentaren runter schaffen. Anscheinend ist das Interesse bei Menschen die selbst schreiben oder photographieren und schreiben größer als bei reinen Photographen. da hab ich oft das Gefühl, dass Reflexion als überflüssig angesehen wird. Dagegen schreib ich auch ein wenig an.

      • Ule Rolff

        Das Gefühl habe ich auch gelegentlich, aber vielleicht denken manche Menschen eher in Bildern und andere in Worten. Dass du dagegen an schreibst, ist wohl ehestens für die Menschen ein Gewinn, die sowieso schon zur Reflexion neigen. Reine Bilderdenker wird die erfreuliche Textmenge bei dir eher vertreiben. Aber mach bitte weiter, auch wenn du nur die Gläubigen bekehrst.

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