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The PhotobookMuseum

Start des The PhotobookMuseum 2014 / Launch of The PhotobookMuseum 2014 (image by Thomas Bregulla)

Der Begriff `The PhotobookMuseum´ ist mir schon ein paarmal begegnet, aber ich habe mir nur eine diffuse Vorstellung davon gemacht, was das sein könnte. Erst bei einem Treffen mit Thomas Bregulla habe ich näheres erfahren und realisiert, dass es sich dabei keineswegs um ein Haus handelt in dem Photobücher verstauben. Da ich selbst in diesem Thema ganz neu bin und auch noch nie an einer Veranstaltung des The PhotobookMuseum teilgenommen habe, habe ich Thomas gefragt, ob er bereit wäre, ein paar Fragen dazu zu beantworten. Er war. Hier gleich die erste Frage:

R: Welche Veranstaltung(en) von The PhotobookMuseum hast du dieses Jahr miterlebt, in welchem Rahmen hat/ben sie stattgefunden und sind noch mehr Veranstaltungen für dieses Jahr geplant?

Th: In diesem Jahr hat The PhotobookMuseum in der Kölner Kneipe “Nachtigall” in der Körner Straße in Ehrenfeld die Ausstellung “Tokyo Express” über japanische Fotobücher aus der Sammlung des Museums. Dafür wurde die gesamte Kneipe umgestaltet. Innen und außen sind Fotografien berühmter japanischer Fotografen angebracht und die Kneipe wurde im Stil der “Kodoji Bar” im Golden Gai Bezirk eingerichtet. Mittwochs bis Samstag, ab ca. 20:00 finden Führungen statt.

Die Ausstellung ist seit dem 25. Mai eröffnet und wird bis zum 10. September 2022 zu sehen sein.

Die Leute des The PhotobookMuseum waren in diesem Jahr auch mit einem PopUp Bücherstand in Arles. 

Näheres kann man auf der Website des The PhotobookMuseums erfahren und auf Instagram @thephotobookmuseum

I have come across the term ‘The PhotobookMuseum’ a few times, but I only had a vague idea of what it could be. It was only at a meeting with Thomas Bregulla that I learned more about it and realised that it is by no means a house in which photobooks gather dust. Being completely new to the subject myself and having never attended an event at The PhotobookMuseum, I asked Thomas if he would be willing to answer a few questions about it. He was. Here is the first question right away:

R: What event(s) of The PhotobookMuseum did you attend this year, in what setting did they take place and are there more events planned for this year?

Th: This year, The PhotobookMuseum held the exhibition “Tokyo Express” about Japanese photobooks from the museum’s collection in the Cologne pub “Nachtigall” in Körner Straße in Ehrenfeld. The entire pub was redesigned for the exhibition. Photographs by famous Japanese photographers are displayed inside and out, and the pub has been furnished in the style of the “Kodoji Bar” in the Golden Gai district. Guided tours are held Wednesdays to Saturdays, from around 20:00.

The exhibition has been open since 25 May and will be on display until 10 September 2022.

The people from The PhotobookMuseum were also in Arles this year with a PopUp bookstall.

You can find out more on the website of The PhotobookMuseum and on Instagram @thephotobookmuseum

Reenactment des Café Lehmitz 2014 / Reenactment of Café Lehmitz 2014 (picture by Th. Bregulla)

R: Nach allem, was ich bisher über The PhotobookMuseum erfahren habe, ist dieses Projekt extrem divers aufgestellt, sowohl was die Formen als auch was die Orte der Präsentation angeht. Ich weiß, dass, diese Breite in so einem kurzen Interview nicht durchmessen werden kann. Kannst Du trotzdem ein paar Beispiele nennen?

Th: Ein paar Beispiele, aus meinem Kopf.. 

August 2014 – Oktober 2014

Carlswerk, Köln – damals wurden ca. 40 Bücher präsentiert in der ehemaligen “Kupferhalle” der Kabelfabrik von Felten & Guilleaume.

2015 Oslo – 2 Transport Container und 4 vor Ort gemietete Container 

u.a. das Café Lehmitz und weitere Bücher wurden ausgestellt. (Leider weiss ich nicht mehr welche, ich war auch leider nicht vor Ort)

2017 Ausstellung in Krakau “Track 22” – über Konfliktfotografie Bücher, der Titel ist an den Film “Track 22” angelehnt.. 

Die Ausstellung fand in einem Bunker im Rahmen eines Festivals statt, dabei wurde auch die Veranda von Larry Towell nachgebaut zu seinem Buch “The World from My Front Porch”.

ein weiteres Buch war “Reenactment MfS” von Arwed Messmer, sowie “Esto ha sido” von Luis Weinstein und “Taksim Calling” von Frederic Lezmi

Von 2017-2018 fand eine Kooperation mit der Montag-Stiftung statt, “Welt im Umbruch”, die das Ziel hat Kunst an Menschen zu vermitteln, die normalerweise keinen Zugang zu Kunst haben.

In diesem Zusammenhang fanden Ausstellungen mit Containern und Workshops in Rostock, Duisburg und Kassel statt.

Aus der Zusammenarbeit entstand die Publikation “Das Fotobuch in Kunst und Gesellschaft. Partizipative Potenziale eines Mediums”, das von der Montagstiftung herausgegeben wurde.

2018+ befasste sich das The PhotobookMuseum mit dem Kölner Fotografen Chargesheimer und veranstaltete einen “Foto-Karneval”, hatte eine Ausstellung im Kölner Bunker “K 101” in der Körnerstraße, in der im Modell Fotos aus Chargesheimer’s Buch “Unter Krahnenbäumen” auf die Fassaden der Häuser in der Körnerstraße abgebildet wurden. Sozusagen eine Simulation dessen, was sein könnte. Im zeitlichen Kontext wurden mit Anwohnern Interviews und Workshops durchgeführt.

2022 wurde die Kölner Kneipe “Nachtigall” zur japanischen Bar im Golden Gai Bezirk Tokyos, das Gebäude wurde auf der Fassade mit Fotos verschiedener japanischer Fotografen beklebt, u.a. Daido Moriyama und Koji Onaka. IN den Innenräumen wurden Fotos und Magazincovers präsentiert. Diese Ausstellung dauert noch an und wird noch bis mind. 10.09.2022 zu sehen sein, mit Führungen Samstags.

R: From what I have learned about The PhotobookMuseum so far, this project is extremely diverse, both in terms of forms and places of presentation. I know that this breadth cannot be covered in such a short interview. Can you nevertheless give a few examples?

Th: A few examples, from my head…

August 2014 – October 2014

Carlswerk, Cologne – at that time about 40 books were presented in the former “copper hall” of the cable factory of Felten & Guilleaume.

2015 Oslo – 2 transport containers and 4 containers rented on site.

including Café Lehmitz and more books were exhibited. (Unfortunately I don’t remember which ones, I wasn’t on site either).

2017 Exhibition in Krakow “Track 22” – about conflict photography books, the title is based on the film “Track 22″….

The exhibition was held in a bunker as part of a festival, it also included a replica of Larry Towell’s porch to go with his book “The World from My Front Porch”.

Another book was “Reenactment MfS” by Arwed Messmer, as well as “Esto ha sido” by Luis Weinstein and “Taksim Calling” by Frederic Lezmi.

From 2017-2018, a cooperation with the Montag Foundation took place, “Welt im Umbruch”, which aims to bring art to people who normally do not have access to art.

In this context, exhibitions with containers and workshops took place in Rostock, Duisburg and Kassel.

The collaboration resulted in the publication “Das Fotobuch in Kunst und Gesellschaft. Participative Potentials of a Medium”, which was published by the Montag Foundation.

In 2018+, The PhotobookMuseum engaged with the Cologne photographer Chargesheimer and organised a “photo carnival”, had an exhibition in the Cologne bunker “K 101” in Körnerstraße, in which photos from Chargesheimer’s book “Unter Krahnenbäumen” were reproduced in a model on the facades of the houses in Körnerstraße. A simulation, so to speak, of what could be. In the temporal context, interviews and workshops were conducted with residents.

In 2022, the Cologne pub “Nachtigall” became a Japanese bar in Tokyo’s Golden Gai district; the building’s façade was covered with photos by various Japanese photographers, including Daido Moriyama and Koji Onaka. Inside, photos and magazine covers were presented. This exhibition is still ongoing and will be on display until at least 10.09.2022, with guided tours on Saturdays

Die „Golden Gai Bar“ in der Nachtigall Köln 2022 / The “Golden Gai Bar” in the Nachtigall Cologne 2022 (picture from the TPHBM homepage)

Das heißt, dass das The PhotobookMuseum die Fotobücher nicht nur vom Buch an die Wand bringt, sondern auch in die dritte Dimension, indem die Orte nachgebaut werden, wie z.B Stephen Shores Tankstelle als 1:1 Vergrösserung mit Auto davor, das Café Lehmitz (im Carlswerk und später im Container) und die Veranda von Larry Towell – womit man dann auch die Möglichkeit der “Selbsterfahrung” haben kann.

Anders als andere Museen verschließt man hier die Ausstellungsgegenstände nicht vor den Besuchern, sondern sie werden anfassbar, sogar begehbar gemacht. – die Grenzen dessen, was man unter Museum versteht, werden dabei gedehnt.

Eine wesentliche Säule des The PhotobookMuseum sind dabei ihre Sammlungen. Es beginnt mit der privaten Sammlung Markus Schadens, die Aquirierungen von Fotobüchern für das Museum direkt, im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Fotobook Festival Kassel wurde deren Sammlung der Fotobook Dummy Awards übernommen – und vor kurzem wurden die Sammlung von Renate u. L. Fritz Gruber erworben, deren Bedeutung kann nicht überschätzt werden. Ich bin mir sicher, dass hier noch weitere große und bedeutende Fotobuch- Sammlungen ihren Weg zum The PhotobookMuseum finden werden.

R: Das hat sich ja prächtig entfaltet, für eine Initiative, die von einigen wenigen Menschen in die Welt gebracht wurde. Kannst Du noch etwas aus der Zeit der Entstehung und von den geistigen Vätern des Projekts erzählen?

Th: Mastermind des Projekts The PhotobookMuseum ist Markus Schaden. Gemeinsam mit einigen seiner früheren Mitarbeitern und Freunden (die Namen kann man den Unterlagen entnehmen) entwickelte er die Idee, das Konzept und die Ausstellungen, die in der ersten Pop-Up Ausstellung 2014 im Carlswerk/Köln mündete. In der Vorbereitung wurden einige Workshops durchgeführt, Fotografen gewonnen und der Raum akquiriert.

Die Fakten über Markus bitte ich aus den folgenden Quellen zu entnehmen:

https://www.hatjecantz.de/fotoblog/?cat=12

https://fotostudierende.com/drei-lehrbeauftragte-fuer-ein-gutes-fotobuch/

https://photonews.de/blogphotonews/realisierung-eines-masterplans-markus-schaden-zuendet-die-erste-stufe-des-photobookmuseums/

Ende 2014 wurde The PhotobookMuseum gemeinnützige Unternehmergemeinschaft (haftungsbeschränkt) gegründet. Heute, 2022 sind Markus Schaden u. Frederik Lezmi Gesellschafter und Geschäftsführer

R: Was ist deine persönliche Vision für die Zukunft von The PhotoBookMuseum?

Th: Meine persönliche Vision ist, dass das The PhotobookMuseum weitere Projekte haben wird, ähnlich wie momentan in der Nachtigall, in denen öffentlicher Raum neu gewidmet wird im Zusammenhang mit Fotobüchern. Eines Tages wird es ein Gebäude geben, das die Möglichen permanenter und wechselnder Ausstellungen durchzuführen, Platz für ein Archiv, Workshopräume und Räume um Parties zu veranstalten.

Dieses Gebäude wird etwas sein, das eine Vergangenheit als Industriegebäude, als Tankstelle oder Supermarkt hatte. Man wird sehen.

Ferner erwarte ich, dass ich mit jedem Projekt erneut überrascht werde, wohin man den Begriff des Museums noch dehnen kann.

This means that The PhotobookMuseum not only brings the photo books from the book to the wall, but also into the third dimension by recreating the locations, such as Stephen Shore’s petrol station as a 1:1 enlargement with a car in front of it, the Café Lehmitz (in the Carlswerk and later in the container) and Larry Towell’s veranda – which then also offers the possibility of “self-experience”.

Unlike other museums, the exhibits here are not closed off to visitors, but are made touchable, even walkable. – The boundaries of what is understood by a museum are stretched in the process.

An essential pillar of The PhotobookMuseum is its collections. It begins with the private collection of Markus Schadens, the acquisition of photobooks for the museum directly, within the framework of the cooperation with the Fotobook Festival Kassel, their collection of Fotobook Dummy Awards was taken over – and recently the collection of Renate u. L. Fritz Gruber was acquired, the importance of which cannot be overestimated. I am sure that other large and important photobook collections will find their way to The PhotobookMuseum.

R: This has unfolded magnificently for an initiative that was brought into the world by a few people. Can you tell us something about the time of its creation and the intellectual fathers of the project?

Th: The mastermind of The PhotobookMuseum project is Markus Schaden. Together with some of his former collaborators and friends (you can find the names in the documents), he developed the idea, the concept and the exhibitions, which resulted in the first pop-up exhibition in 2014 at Carlswerk/Cologne. In preparation, several workshops were held, photographers were recruited and the space was acquired.

Please find the facts about Markus from the following sources:

https://www.hatjecantz.de/fotoblog/?cat=12

https://fotostudierende.com/drei-lehrbeauftragte-fuer-ein-gutes-fotobuch/

https://photonews.de/blogphotonews/realisierung-eines-masterplans-markus-schaden-zuendet-die-erste-stufe-des-photobookmuseums/

At the end of 2014, The PhotobookMuseum non-profit entrepreneurial community (haftungsbeschränkt) was founded. Today, in 2022, Markus Schaden and Frederik Lezmi are partners and managing directors.

R: What is your personal vision for the future of The PhotoBookMuseum?

Th: My personal vision is that The PhotobookMuseum will have more projects, similar to what is currently happening at the Nachtigall,

where public space is rededicated in relation to photobooks. One day there will be a building that has the possibilities of permanent and temporary exhibitions, space for an archive, workshop rooms and spaces to host parties.

This building will be something that had a past as an industrial building, a petrol station or a supermarket. One will see.

Furthermore, with each project, I expect to be surprised again at how far one can stretch the notion of a museum.

Katalogbox von The PhotobookMuseum mit aufgefaltetem Stephen Shore-Bild / Catalogue box of The PhotobookMuseum with unfolded Stephen Shore picture

1 Comment

  1. Harald S.

    Höchst spannende Sache, ich dachte bei dem Titel auch an Regale und Bücherstaub. Vielleicht schaffe ich es noch, die aktuelle Aktion in Köln zu sehen…

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