Lange habe ich der Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen `titel´ und `caption´ ist wenig Beachtung geschenkt. Die gängigen Fotoplattformen und Bildorganisationsprogramme bieten Betitelung, Beschriftung und meist auch Verschlagwortung an. Während Verschlagwortung neben dem Aufnahmedatum eine der Möglichkeiten ist die Wiederauffindbarkeit zu gewährleisten sind Titel und Bildtext oder Bildlegende auf der Bedeutungsebene anzusiedeln. Sie beeinflussen die Art und Weise, wie das Bild wahrgenommen und Verstanden wird. Neben dem Präsentationskontext sind Sie die Hauptfaktoren die die Semantik (Bedeutung) des Bildes festlegen.
Ohne sprachliche Einordnung ist das Bild auf seine Verweiseigenschaften (Roland Barthes `so war´s´) und sein unmittelbare emotionale Wirkung (WOW-Effekt, Roland Barthes `punctum´) reduziert.
Der erste sprachliche Akt, der oft schon vor der Begegnung mit dem Betrachter beigefügt wird ist der Titel. Es gibt sehr unterschiedliche Titel (davon vielleicht ein andermal) aber ganz akllgemein könnte man sagen, daß der Titel die Aufmerksamkeit schon mal auf einen bestimmten Aspekt des Bildes lenkt. Wenn man also die Interpretation völlig offen lassen möchte sollte man besser auf einen Titel (und auch auf eine Legende) verzichten. Die Deutungshoheit geht dann aber fast vollständig auf den Betrachter über und man darf sich nachher nicht darüber beschweren wenn das Bild `falsch´ verstanden wird.
Während der Titel meist noch ganz nah beim Verweischarakter des Bildes bleibt ist die Bildtext unter dem Bild (caption) fast immer dafür gedacht bei der historischen, geographischen und ästhetischen Einordnung des Bildes zu helfen (Roland Barthes `studium´). Es ist in der Regel eine Erläuterung und fügt dem Bild fügt etwas hinzu was sich nicht oder nur schwer aus dem Bild selbst erschließt. Darin liegt aber natürlich auch die Gefahr. Man kann mit entsprechenden Texten die irreführendsten Interpretationen eines Bildes provozieren.
Mit Titel und/oder Bildlegende tritt das Bild in die Sphäre des Sprachlichen ein. Mit den Begriffen der einfachen Semiotik beschrieben vollzieht es einen Übergang vom „indiz“ zum „Ikonischen“ – der Verweischarakter wird durch Sprache vermittelt und damit in die Welt des zwischenmenschlichen Austausches eingebettet.
Nicht betrachtet haben wir bisher die Tatsache, dass ein Bild, sobald es aus dem Festplattenschlummer in irgendeine Verwendung wie `zeigen´, `zur Beurteilung vorlegen´, `zusenden´ usw. übergeführt wird schon durch die Art der Verwendung eine von dieser Verwendung abhängige Bedeutung im Zwischenmenschlichen Austausch bekommt. D.h. auch wenn ich ein Bild z.B. auf flickr poste, sage ich sozusagen ohne Worte „Schau mal!“
Deswegen bleibt diese Art der Kommunikation oft so flach, weil „gschaut is schnell“ und dann `wisch und weg´ zum nächsten Schauobjekt.
Titel und Erläuterung beinhalten die Möglichkeit der weiteren und vertieften Beschäftigung mit dem Bild auch wenn ich den Verdacht nicht loswerde, dass nur Wenige in den sozialen Medien an einer vertieften Auseinandersetzung interessiert sind.
For a long time I havn´t been asking, what the difference between ‘title’ and ‘caption’ is? The popular photo platforms and image organization programs offer titling, captioning and mostly tagging. While keywording, in addition to the recording date, is one of the ways to ensure retrievability titles and captions or subtexts are located on the level of meaning. They influence the way the image is perceived and understood. In addition to the presentation context, they are the main factors that determine the semantics (meaning) of the image.
Without linguistic classification, the image is reduced to its reference properties (Roland Barthes `it was’) and its immediate emotional impact (WOW effect, Roland Barthes`punctum’).
The first linguistic act that is often added before the encounter with the viewer is the title. There are very different titles (maybe some more about it another time) but quite generally one could say that the title draws attention to a particular aspect of the picture. So if you want to leave the interpretation completely open you should better do without a title (and also without legend). The sovereignty of interpretation is then almost completely transferred to the viewer and one must not complain afterwards if the picture is understood ‘wrong’.
While the title usually remains very close to the transitive nature of the image, the caption beneath the image is almost always intended to help locate the historical, geographical and aesthetic aspects of the image (Roland Barthes `studium´). It is usually an explanation and adds something to the image that does not or only with difficulty reveal itself from the image itself. That, of course, is the danger. One can provoke with inappropriate texts the most misleading interpretations of a picture.
With title and / or caption, the image enters the sphere of the linguistic. Described with the terms of simple semiotics, it makes a transition from “index” to “icon” – the transitive character is conveyed through language and thus embedded in the world of interpersonal exchange.
So far we have not considered the fact that an image, as soon as it is transferred from the hard disk slumber into any use such as ‘show’, ‘submit’, ‘send’, etc., dependent on its use and by the nature of its use becomes part of the interpersonal exchange. That even if I have posted a picture without any title or caption, for example on flickr, I say so to speak without words “Look!”
Because of this, this type of communication often stays so flat because the user “looks fast” and then “wipes away” to the next object of the show.
Title and explanation include the possibility of further and in-depth study of the picture, even if I do not get rid of the suspicion that only a few in the social media users are interested in an in-depth discussion.
Das ist ja auch eine spannende Frage, die hier auch schon verschiedentlich kontrovers diskutiert wurde. Bildbedeutung und Sinnzusammenhang durch das verwendete Medium – da sträubt sich die Erfahrung dagegen wie gegen die Aussage, dass sich die Erde um die Sonne dreht – schlieslich kann doch jeder klar sehen,dass die Sonne über den Himmel wandert… Und das Bild ändert sich ja auch nicht, egal, wo es gezeigt wird.
🙂