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Unter der Oberfläche / Under the surface

Zwei linke Füß. Wer traut sich die Diagnose zu stellen? / Two left legs. Who dares to make the diagnosis?

Aufgrund meiner paramedizinischen Ausbildung bin ich derjenige in der Familie, der, wenn jemand etwas am Knochengerüst hat, die Bilder zu sehen bekommt. Es gehört inzwischen wie selbstverständlich dazu, dass man wenn die Gelenke streiken geröntgt wird. Und letztlich auch, dass, wenn auf diesem Bild nichts Verdächtiges zu sehen ist, zu den neueren Verfahren der Bildgebung übergegangen wird, die auch Weichteile darstellen können. Davon gibt es auch schon eine ganze Reihe: CT, MRT, fMRI um nur die wichtigsten zu nennen. Dabei ist diese Art der Innenraumfotografie erst 125 Jahre alt. Seitdem es Conrad Röntgen 1895 gelungen ist ein Bild von der Hand seiner Frau samt Fingerring zu schießen ist der Siegeszug dieser Verfahren nicht mehr aufzuhalten. Sie entwickelten sich parallel und ohne größere inhaltliche Berührung zu Fotografie, die sich damit zufrieden gibt an der Oberfläche zu bleiben. Inzwischen ist auch der einzige Berührungspunkt den es lange zwischen Röntgen Bildern und Fotografien in der Vergangenheit gab, nämlich das Filmmaterial auf dem die Bilder festgehalten wurden, Geschichte.

Mir ist bisher nur ein einziger Künstler über den Weg gelaufen, der die Röntgenfotografie tatsächlich analog zu dem einsetzt, was wir in der Licht-Fotografie machen. Nick Veasey hat in einer Bewegung von einer Marotte über die  Manie bis hin zur Megalomanie irgendwann angefangen mit Röntgenbildern zu experimentieren, sie für die Präsentation zu optimieren und dann die Menschheit damit zu beglücken. Er begann in seinem Bunker immer größere Objekte zu durchleuchten bis er bei einer Boeing 707 angekommen war. Der Effekt dieser, bei gößeren Objekten gestitchten, Aufnahmen ist richtig erstaunlich, denn die Bilder offenbaren tatsächlich Oberfläche und Innenleben paralell und sozusagen in eine Schicht zusammengepresst.

Im medizinischen versucht man ja, außer wenn es um Lungen geht, die Bild-Anteile, die Weichteile und Kleidung zeigen so weit zu reduzieren, dass man die Knochen besser sehen und beurteilen kann. Bei Veasay sieht man alles. Vielleicht wird ja damit die latente Wunsch der Menschen bedient den Durchblick zu bekommen, wie bei den Röntgenbrillen  die einige Jahre lang an Männer verkauft wurden, die den Wunsch Frauen unter die Röcke zu schauen nicht unterdrücken konnten.

Passend zum 125 Jubiläum von Röntgens Entdeckung gibt es bis Ende des Jahres theoretisch eine Ausstellung von Nick Veaseys Bildern mit dem Namen „Inner Visions“ in der Kunstgalerie Fürth  zu sehen. Ob und wann man die aber noch zu sehen bekommt steht in den Sternen.

Because of my paramedical training, I am the one in the family who, if someone has something on the skeleton, gets to see the pictures. It has become a matter of course that if your joints are on strike, you will be x-rayed. And finally, if there is nothing suspicious to be seen in this picture, then we move on to the newer imaging techniques, which can also show soft tissue. There are quite a few of these already: CT, MRT, fMRI, to name just the most important. However, this type of interior photography is only 125 years old. Ever since Conrad Röntgen succeeded in 1895 in taking a picture of his wife’s hand with her finger ring, the triumphal march of these procedures has been unstoppable. They developed in parallel and without any major contact to photography, which is content to remain on the surface. In the meantime, the only point of contact that existed for a long time between X-ray images and photographs in the past, namely the film material on which the images were captured, is history.

So far I have only come across one artist who actually uses X-ray photography in a way that is analogous to what we do in light photography. Nick Veasey, in a movement ranging from whimsy to mania to megalomania, began experimenting with X-rays, optimising them for presentation and then making humanity happy with his Pictures. He began to X-ray larger and larger objects in his bunker until he arrived at a Boeing 707. The effect of these images, which are stitched on larger objects, is truly astonishing, because the images actually reveal the surface and inner life in parallel and, so to speak, compressed into one layer.

In the medical field, except when it comes to lungs, one tries to reduce the image parts, soft tissues and clothing to such an extent that the bones can be seen and judged better. With Veasay you can see everything. Maybe this is a way to satisfy the latent desire of people to get a clear view, like with the X-ray specs that were sold for a few years to men who could not suppress the desire to look under women’s skirts.

To coincide with the 125th anniversary of Röntgen’s discovery, there will theoretically be an exhibition of Nick Veasey’s pictures called “Inner Visions” in the Fürth Art Gallery until the end of the year. But whether and when you will be able to see them is written in the stars.

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4 Comments

    • Rolf Noe

      Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass wir Sachen gezeigt bekommen, die eigentlich gar nicht gehen. Die Technik macht´s möglich und betätigt sich somit frei nach Marshall McLuhan als eine Erweiterung unseres Sensoriums…

    • Rolf Noe

      Ja, diese Bilder funktionieren sehr gut als Kunst. Und die Gitarre auf dem Rücksitz. Da lacht das Hippie-Herz 🙂

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