Stefan Gronert hat in seinem lesenswerten Blog versucht, mit einer Re-Lektüre der wichtigsten deutschsprachigen Werke der Photographie-Theorie sozusagen einen Blick in die Zukunft der Vergangenheit zu wagen und diesen dann mit dem heutigen „State of the Art“ zu vergleichen.
Zum einen ist das die „Theoriegeschichte der Photographie“ von Bernd Stiegler und zum zweiten die inzwischen fünfbändige „Theorie der Fotografie“ von Wolfgang Kemp.
Er schaut sich dabei jeweils die letzten Kapitel an, in dem z.B. bei Wofgang Kemp unter dem Titel „Nach dem Ende der analogen Fotografie“ eher skeptisch auf die Totsagungen der Fotografie reagiert und darauf aufmerksam macht, dass das Digitale im Westlichen nur eine neue Herstellungsweise bedeute, aber kein neues Ergebnis. Die Konstanten macht er in den „Autoren“ und im Rezeptionsrahmen der Fotografie fest. Nun ist die Geschichte weiter gegangen und man kann sich die Frage stellen, ob sich der Rezeptionsrahmen zumindest in der Breite nicht wesentlich durch den Siegeszug der schlauen Telephone verändert hat. Und angesichts der Erzeugbarkeit von Bildern aus Textbefehlen muss man, will man Bildgenerierung auch noch der Fotografie zuschlagen, natürlich auch die Frage der Autorenschaft neu stellen.
Das Zukunftskapitel der 2006 erschienenen Theoriegeschichte von Bernd Stiegler, beschäftigt sich mit der digitalen Photographie. Auch er kann die unzähligen Grabreden um Tode der Photographie nicht ganz ernst nehmen. Er sieht in der Ausschnitthaftigkeit, der Abstraktion, den verschiedenen Perspektiven und dem Einfluss von Beleuchtung, Brennweite und anderen kamerabedingten Faktoren eher eine Konstante und sieht die Veränderung im Bildträger. Das fasst er in den griffigen Satz „Die Photographie ist nicht länger Lichtschrift, sondern Schrift“ zusammen. Schrift, so möchte ich hinzufügen, die in Form von Einsen und Nullen auf Datenträger eingeschrieben wird. Die Photographie ist tot, es lebe die Fotografie, könnte man spitzfindig umformulieren. Was Stiegler, folgt man Gronert, schon ahnt ist, dass das Digitale „Simulation und Virtualität“ Tür und Tor öffnet und dass man sich mrhr um den Begriff der Wirklichkeit als um den Begriff der Fotografie Gedanken machen sollte. In Schwierigkeiten kommt man, so Gronert abschließend im Wesentlichen dadurch, dass man für bestimmte Zwecke den Begriff der Fotografie unreflektiert eng führt und sich somit natürlich mit Recht Sorgen machen muss, ob das, als was man das Medium definiert hat, an Grenzen kommt.
Was ist seither geschehen? Wir haben, und das ist inzwischen keine gewagte Behauptung mehr, eine Erosion des Begriffes der Wirklichkeit erlebt und erleben diese weiterhin. Nicht weil man Zeugnisse des Wirklichen nicht schon immer fälschen konnte, aber weil es so verdammt leicht geworden ist, das Vorgefundene, und seien es auch nur die eigenen Phantasien, mit der eigenen Sicht entsprechenden Bildern zu illustrieren und zu verbreiten.
Wir müssen auch damit rechnen, dass die Möglichkeit vermittels Bilder zu kommunizieren, die Fähigkeit komplexe Sachverhalte sprachlich zu erfassen, zurückdrängt und weiter zurückdrängen wird, bis dahin, dass Kulturtechniken wie Lesen und Formulieren, Argumentieren und Debattieren verloren gehen oder nur noch in Enklaven gepflegt werden.
Wir wissen noch nicht, wie sich die Möglichkeit Texte, Bilder, Musik und dreidimensionale Objekte zu generieren auf unsere Kreativität auswirken wird. Es ist nicht ausgeschlossen, die neuen Werkzeuge in den Dienst der eigenen Realitäts-Produktion zu stellen, aber die Verführung, die Werkzeuge einfach machen zu lassen und sich passiv an den Ergebnissen zu erfreuen ist groß.
Als Letztes möchte ich noch zu bedenken geben, dass das Bewegtbild, vor allem in der aus meiner Sicht toxischen Form des Kurz-Clips immer mehr den Raum einnimmt, den bisher Bilder und kurze Texte in der Kommunikation und Unterhaltung zwischen Menschen vermittels Smartphone eingenommen haben. Da ich mich z.B. auf Instagram weigere, die TicTocisierung des Mediums mitzumachen, schwindet zunehmend die Aufmerksamkeit für meine Bilder oder kleinen Bilderserien (https://www.instagram.com/rolfnoer/ ), die nicht als Clip mit Musik und sonstigem Schnickschnack präsentiert werden.
So, genug geunkt. Mich würde sehr interessieren, wie ihr das seht. Also kommentiert gerne oder schickt mir eure Gedanken auf anderem Wege
In his blog, which is well worth reading, Stefan Gronert has attempted to look into the future of the past, so to speak, by re-reading the most important German-language works on photography theory and then comparing them with today’s state of the art.
On the one hand, there is Bernd Stiegler’s ‘Theory History of Photography’ and, secondly, Wolfgang Kemp’s five-volume ‘Theory of Photography’.
He looks at the last chapters in each case, in which, for example, Wolfgang Kemp, under the title ‘After the End of Analogue Photography,’ reacts rather sceptically to the predictions of the death of photography and points out that digital technology in the West only means a new way of production but not a new result. He identifies the constants in the ‘authors’ and in the framework of reception of photography. Now history has moved on, and one may ask whether the framework of reception has not changed significantly, at least in terms of breadth, as a result of the triumph of smartphones. And given the ability to generate images from text commands, if one wants to attribute image generation to photography as well, one must of course also re-examine the question of authorship.
The chapter on the future in Bernd Stiegler’s history of theory, published in 2006, deals with digital photography. He, too, cannot take the countless eulogies on the death of photography entirely seriously. He sees the fragmentary nature, the abstraction, the different perspectives and the influence of lighting, focal length and other camera-related factors as more of a constant and sees the change in the image carrier. He sums this up in the catchy phrase ‘Photography is no longer light writing, but writing.’ Writing, I would like to add, that is inscribed on data carriers in the form of ones and zeros. Photography is dead, long live photography, one could rephrase it subtly. What Stiegler, if one follows Gronert, already suspects is that the digital opens the door to ‘simulation and virtuality’ and that one should think about the concept of reality at least as much as about the concept of photography. According to Gronert, the main problem arises when the concept of photography is narrowly defined for certain purposes without reflection, leading to legitimate concerns about whether the medium as defined has reached its limits.
What has happened since then? We have experienced, and this is no longer a bold claim, an erosion of the concept of reality and continue to experience it. Not because it has not always been possible to falsify evidence of reality, but because it has become so damn easy to illustrate and disseminate what we find, even if it is only our own fantasies, with images that correspond to our own view.
We must also expect that the ability to communicate through images will suppress and continue to suppress the ability to grasp complex issues linguistically, to the point where cultural techniques such as reading and formulating, arguing and debating will be lost or only cultivated in enclaves.
We do not yet know how the ability to generate texts, images, music and three-dimensional objects will affect our creativity. It is not out of the question that we will put the new tools at the service of our own reality production, but the temptation to simply let the tools do the work and passively enjoy the results is great.
Finally, I would like to point out that moving images, especially in the form of short clips, which I consider toxic, are increasingly taking over the space that images and short texts have previously occupied in communication and entertainment between people via smartphones. Since I refuse to participate in the TicTocisation of the medium on Instagram, for example, attention for my images or small image series that are not presented as clips with music and other bells and whistles is dwindling.
So, enough grumbling. I would be very interested to hear your views on this. Feel free to comment or send me your thoughts by other means.
Translated with the help of DeepL.com
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Die Fotografie hat immer einen direkten Bezug zu emittiertem oder reflektiertem Licht, das wäre meine Definition von Fotografie. Indexikalität eben: Da war was. (Ich glaube, so ähnlich formuliert es Barthes und er bewundert, dass er durch ein Jahrhundert quasi das Licht sieht, das von Napoleon III abgestrahlt und Silberhalogenid zur Reaktion gebracht hat.) KI beruht zwar auch Versatzstücken aus der Realität (den der KI Antrainierten), bildet aber keine Realität ab im Sinne von: Direkt etwas aufnehmen von dem, was da ist.
Dementsprechend betrachte ich KI-generierte Bilder als Fiktionen. Natürlich gibt es (meine Meinung) auch fiktive Fotografien. Zum Beispiel wird ein realistisches Foto (Blaulicht) zur Fiktion, wenn es in einem Polizeibericht zur Illustration als “Symbolbild” verwendet wird und nichts mit dem eigentlich geschilderten Vorfall zu tun hat. So gesehen finde ich, sind KI-generierte Bilder immer Symbolbilder.
Da wir aber, wie Derel so schön ausführlich dargestellt hat, mehr und mehr in einer Simulation leben, werden Symbolbilder auch wichtiger.
Manchmal (eher selten allerdings) bin ich regelrecht davon fasziniert, dass sich die Fütterer von Bildgeneratoren richtige Geschichten ausdenken. Das sind Möglichkeiten, die viele Fotografen heute links liegen lassen, und zwar vor allem, weil der Aufwand für eine gute Inszenierung (Simulation?) eben sehr hoch ist.
Es ist so ein bisschen wie der Moment, als ich zum ersten Mal in einer Bildbearbeitung den Kontrast verstellt habe. Im Fotolabor ist sehr hoher, tongetrennter Kontrast nur sehr aufwändig zu erreichen (durch mehrmaliges Umkopieren zum Beispiel). In der Bea war es nur eine kleine Bewegung mit der Maus.
So ähnlich ist es mit KI-Bildern. Ich habe bei meinen bisherigen Versuchen einfach ein paar Zeilen geschrieben, dann hatte ich Bilder, die aber eigentlich gar nichts mit mir zu tun hatten. So fühlte es sich an.
Die Fotografen Crewdson und Wall verehre ich sehr für ihre aufwändigen Inszenierungen. Mit KI habe ich ähnliche Bilder in Minuten generiert (die Minuten beziehen sich auf Zeit, die ich für den Text brauche). — Crewdson ist im Herbst in Bonn zu sehen, übrigens.
Dafür musste ich in Kauf nehmen, dass die KI nur das machte, was sie erlaubt. Mit ein bisschen vergossenem Blut bin ich schnell an die Grenzen dessen gestoßen, was KI gestattet, mein Account bei einem Anbieter wurde (vermutlich deshalb) am nächsten Tag gelöscht, während sich ein anderer direkt weigerte, mein Bild umsetzen. Mit Chatgpt habe ich drüber diskutiert, da war kein Einlenken von der KI zu erreichen. Es ging nicht um Splatter (wäre vielleicht sogar durchgekommen), sondern um die realistische Darstellung eines Verkehrsunfalls.
KI, das muss man auch mal sehen, nimmt uns willkürlich Freiheit und schenkt uns hübsche Illustrationen für die Simulation.
Danke für diene ausführliche Analyse. So ähnlich sehe ich das auch. In einer Welt der imaginären Wunscherfüllungen und Inszenierungen
macht es Sinn sich Trugbilder liefern zu lassen oder sie selbst zu produzieren, wenn man allerdings daran interessiert ist den Kontakt zu den Phänomenen
und damit letztlich zu unserer persönlichen Wahrnehmung der Welt nicht ganz zu verlieren, empfiehlt es sich von Symbolbildern
fernzuhalten, seien es nun Stockbilder, nichtssagende Ablichtungen von schon tausendmal Gesehenem oder generierte Bilder.
Vielen Dank für den Überblick zum Stand der Foto-Theorien und die Überlegungen dazu. Ich denke aber, dass die Theorien wie von Dir angedeutet leider zu kurz greifen und noch immer bei aller Fortschrittlichkeit in den bisher bekannten Bahnen und Kriterien laufen. Geht man mal einen weiten Schritt zurück, der zunächst vielleicht wenig zielführend erscheint, dann sind wir uns aber sicherlich einig, dass wir mit Sinnen ausgestattet sind, die uns das Leben in unserer bisher realen Wirklichkeit erlauben, indem sie uns mitteilen, wo wir uns wie gefahrlos aufhalten können, mit wem wir gemeinschaftlich unsere Ziele erreichen können, was unserem Wohlbefinden dient. Zusätzlich haben wir individuelle und ein kollektive Gedächtnisse, die uns das Überleben sichern. Nicht zu vergessen unsere fortschrittlichen Kommunikationsmöglichkeiten über Sprachen. Zusammen mit dem Gedächtnis können so Erinnerungen, die lebenswichtig und gemeinschaftstragend sein können, in Erzählungen konserviert und über Generationen weitergetragen werden. Noch effektiver und sicherer geht das mit Texten und Bildern. Mit dem Aufkommen der Kleinbildkamera konnte jedermann ein individuelles Bildgedächtnis z.B. in Form von Fotoalben sichern und von Medien Fotos von die Allgemeinheit interessierenden Geschehnissen verbreitet werden. Inzwischen nähern wir uns aber schon dem nächsten Schritt. Wir sind schon so sehr einem unablässigen Strom von individuellen und kollektiven Bildern ausgesetzt, dass das Kommunikationsmittel Text mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Zudem ist es nahezu unmöglich, aus diesem Strom von Bildern Bewahrenswertes zu sichten und zu sichern. Die meisten interessiert heute nicht mehr, was KI-Bilder oder Fotografien sind, was der Realität nahe kommt und was fiktiv ist, was echte Emotionen widerspiegelt und was nicht. Wer von denen, die in Fotoforen und sonstwo im Internet Bilder verbreiten und konsumieren, interessiert sich noch für Foto-Theorien? Man macht ja auch keine Ausbildung zum Lebensmittelchemiker, um zu unterscheiden, ob der Geschmack des Erdbeerjoghurts im Supermarkt mit Aromen oder mit Erdbeeren generiert wurde. Hauptsache er schmeckt und ist billig.
Damit komme ich zu dem von mir am Anfang Gesagtem. Wir sind noch immer so gestrickt, dass wir nach dem Ausschau halten, was unserem Wohlbefinden dient. Das finden wir mehr und mehr in einem unablässigen Strom von Bildern und Filmclips, der inzwischen Teil einer parallelen digitalen Lebensrealität geworden ist. Noch handelt es sich um eine parallele Lebensrealität. Inzwischen können wir aber beobachten, dass Menschen sich in spektakulärer Natur oder in Touristenstädten wie in einer gefahrlosen Wohlfühl-Cyberwelt bewegen. Die Realitäten überschneiden sich jetzt schon zum Teil und wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass wir nicht mehr über die „Erosion des Begriffes der Wirklichkeit“ diskutieren, sondern tatsächlich in akzeptierten unterschiedlichen digitalen Wirklichkeiten und Realitäten leben. Wäre eine Welt denkbar, in der wir nicht wie früher aus unserer Lebensrealität für eine kurze Zeit im Kino in die Traumwelt des Films eintreten, sondern nur noch ab und zu aus den nun für alle realen digitalen Welten in die hinter uns gelassene eine schaurige Welt (Ich weiß nicht, wie man die dann nennen würde.) eintreten? Wen interessieren da im gefundenen allgemeinen Cyber-Wohlbefinden noch anachronistische Foto-Theorien oder gar Bilderoriginale, wenn jetzt schon Familien-Fotoalben auf dem Müll wandern? Wer kann dann noch Bilder jenseits von „schön“ in einen Kontext stellen und hinterfragen? Wenn wir aber unsere individuellen und kollektiven Text- und Bildgedächtnisse, die uns das Überleben auf evolutionär bewährte Weise bisher gesichert haben, einschrumpfen oder verlieren, was oder wer sichert dann unser Überleben in den Cyber-Welten? Und wehe, der Stecker dazu wird gezogen.
Die Theorien dazu würden mich interessieren.
Danke für den interessanten Beitrag. Du zeichnest im Grunde nach, was Baudrillard als Leben in der Simulation bezeichnete.
Nun, ich beziehe mich auf Veröffentlichungen aus den Nullerjahren. Zugegeben, es gibt nichts Aktuelleres in systematisch gesammelter Form
aber durchaus Diskurse, die um diese Themen kreisen und versuchen und wir tun das ja auch hier. Die Bilderzeugungsinstrumente diversifizieren sich immer Weiter
und die Verwendungszusammenhänge von Bildern in unserer heutigen Welt sind letztlich gar nicht mehr zu überblicken.
Wo wir aufpassen müssen, da gebe ich Dir vollkommen recht, ist da, wo uns die Bilder als bequeme Art des Kommunizierens dazu verführen die Darstellung
mit sprachlichen Mitteln immer mehr zu vernachlässigen. Da verlieren wir den Überblick über komplexe Situationen, da lassen wir uns von Bilder verführen
einfache Erklärungen zu glauben, weil wir es nicht besser wissen. Gern möchte ich mich auch von den Chancen der neuen Möglichkeiten überzeugen lassen, aber
es ist nun mal das Privileg einer älteren Generation, eher das zu sehen, was verloren geht als das, was dazu gewonnen wird.
Ich bin mit dem Wörtchen „wir“ im Kontext mit Realität immer vorsichtig. Es ist schon nicht so einfach, sich darauf zu einigen, was denn überhaupt Realität ist und was Menschen auch mit technischen Hilfsmitteln überhaupt als Realität und Wirklichkeit erkennen können. Hinzu kommen die verschiedenen Einflüsse von Kulturen, Religionen und Ideologien, nun kommt noch die KI hinzu. Alles bietet Chancen, aber auch Gefahren. Auch die KI. Allzu viele Irrtümer und Irrwege auch in Bezug des Erkennen und der Schaffung von Realtäten kann sich die Menschheit aber nicht mehr leisten, zumal sie als Gemeinschaft rational, kollektiv und organisiert kaum erkenntnis- und handlungsfähig ist. Was hat es bisher genützt, dass z. B. Baudrillard schon früh den Weg zu jetzigen Entwicklung in Texten vorgezeichnet hat? Und was haben Philosophen in anderen Kulturen evtl. zu diesem und ähnlichen Themen geschrieben? Welche Erkenntnisse gibt noch zu Schein und Simulation auch durch und mit KI, die in unserem Kulturkreis nicht bekannt sind?
Ertappt, da habe ich gedacht ich könnte wenigstens hier in diesem kleinen Kreis von Photobegeisterten einen Konsens voraussetzen, was natürlich auch schon illusorisch ist.
Und ja, für die Buddhisten fängt das Illusorische nicht erst bei der KI an. Aber da steigen wir hier nicht drauf ein.
Man kommt ja gar nicht mehr hinterher! Die Medien und ihre Plattformen ändern sich so rasend schnell. Und ja, auch ich empfinde das als ein Auflösen der Wirklichkeit. Schon mit der Digitalisierung hat das angefangen. Das Wesen des Digitalen ist seine unbegrenzte Manipulierbarkeit.
Was bedeutet das für meine photographische Praxis? Ich nutze die Technik, wo es mir sinnvoll erscheint, bearbeite meine Aufnahmen (auch mit den angebotenen KI-Funktionen wie Entrauschen und Erweitern der Bildfläche in den bekannten Programmen). Das Generieren von Bildinhalten habe ich bisher nur versuchsweise gemacht und wieder sein lassen. Es reizt mich nicht weiter. Ansonsten arbeite ich weiterhin dokumentarisch und versuche Text, Bild und andere Informationsträger multimedial zusammenzubringen.
Für mich der Knipserin vom Dienst ist Fotografie ein knips auf der Kamera oder auf dem Handy an dem nicht viel mehr danach gemacht wird.
Ich persönlich mag keine
retuschierten Fotos.
Das kann ich gut verstehen. Allerdings übernimmt ja das Smartphone schon einen großen Teil der “Retusche”
indem es dein Bild optimiert und aufhübscht. Da haben wir ja überhaupt keinen Einfluss mehr drauf.
Post von Stefan:
Wie ich das sehe? Auf die Schnelle (und als notorischer Nicht-Fotograf) so:
1) Bei dem, was heute als Foto im Angebot ist, muss es sich nicht mehr um (ausschnittshafte) „Ablichtungen“ der optischen Ansicht der Realität handeln. Diese Fotos können auch mit technischen Mitteln und zu bestimmten (vor allem fiesen) Zwecken erzeugte Darstellungen sein, die sich in ihrem Wirklichkeitsbezug von irgendwelchen Zeichnungen oder Gemälden nicht mehr wesentlich unterscheiden.
2) Der universelle Krisen-Kleinbürger von heute findet es normal, dass kein Kollege mehr wissen will, wie die Welt funktioniert. Vor allem das, was irgendwie bedrohlich erscheint, muss man nicht wissen. Schon die Neugier auf die Erkenntnis von Zusammenhängen wird verweigert. Alles, was der Verblödung dienen kann (z.B. Bilder ohne Text), ist willkommen. Jede Diskussion artet in Rechthaberei aus. Keine gemeinsame Bemühung um Wahrheit (Theorie) oder das Gute (Praxis). Wer mehr und anderes weiß, ist ein Konkurrent, den´s zu bekämpfen gilt
In der Keramik-Kunst ist das so, daß bisweilen von der Idee bis zur Ausführung Wochen vergehen. Und dann ist das Ergebnis selten perfekt. In dem Sinne, daß zumindest einige weitere Schnörkel denkbar wären.
Mittels eines Plotters wäre ein Ergebnis schneller und näher am Optimum dran.
Es gibt Keramikkünstler, die eher das raue, ungeschliffene zum Thema haben. Aber auch das wäre wohl nachzubilden?!
Ich selbst zeichne immer noch per Hand, mit Druckbleistift meist. Man sieht ihm das Handwerkliche an.
In der Fotografie, sofern es sich um Makrofotografie handelt, schneide ich nur meine Fotos zurecht oder helle sie etwas auf. Mir geht es ja nicht ums perfekte Foto, das ist ziemlich uninteressant. Mir geht es um die Erfassung von Arten, also das Aufzeigen der “Mikrowelt”.
Soweit erstmal.