Eine ganze Weile musste ich mich wundern, warum Blogpost 200 so oft angeklickt wurde. Bis ich herausfand, dass der Link, den ich in facebook zu meinem Blog angegeben hatte, direkt auf diesen Post verweist. War aber insgesamt gar nicht so verkehrt, da in diesem Post recht gut erklärt wird, warum ich diesen Blog mache. Ich weiß nicht, ob es jemandem aufgefallen ist, aber der Post ist auch eine Art implizierter Publikumsbeschimpfung. Die Bilder dazu zeigen Perlen-Läden und wer kennt nicht das entsprechende deutsche Sprichwort (pearls before swine), aber inzwischen ist einiges an Zeit vergangen. Es gibt ein Publikum, dass immerhin für 20 bis 50 Klicks am Tag ausreicht, und der Blog hat sich auch stark in Richtung auf Berichterstattung von Ausstellung, Events, Ausflügen und Büchern hinentwickelt. Selten kommen noch rein photo-philosophische Themen zur Sprache, die nicht von einer Lektüre oder deine Ausstellung etc. getriggert worden. Es ist inzwischen auch zu einer gewissen Müdigkeit gekommen, die Posts kommen nicht mehr so regelmäßig und sind zum Teil auch nicht so tiefschürfend wie es in der Anfangszeit die Absicht war.
Es überrascht mich aber immer wieder, dass die Themen zu mir kommen bzw. dass ich inzwischen so viel in Sachen Photographie unterwegs bin, dass immer etwas für den Blog abfällt. Nicht selten stelle ich mir die Frage, warum ich auf so einem überkommenen Format wie dem Blog beharre? Der Eindruck ist, dass auch die Leserschaft aus denjenigen besteht, die noch eine gewisse Affinität zum geschriebenen Wort pflegen und noch nicht mit Kopfhörer und gesenktem Haupt unterwegs sind oder sich von Videos unterhalten lassen.
Zugegeben, ich beziehe einen guten Teil meiner Anregung aus Podcast und aus den (a)sozialen Medien, zum Teil auch aus dem klassischen Radio, wo man inzwischen Angst haben muss, dass die Kultursender zugunsten von billiger Unterhaltung abgeschafft werden könnten. Ich halte mich inzwischen von gängiger Unterhaltung so gut es geht fern. Möchte auch mit dem Blog nicht unterhalten, sondern allenfalls informieren und zur Auseinandersetzung mit den Themen anregen, die von der künstlerischen und dokumentarischen Photographie aufgegriffen werden. Letztlich sind das beides Themen, die, wenn sie es nicht immer schon waren, auf dem Weg in ihre Nischen sind, wo sie nur noch selten breites Publikum erreichen können.
Meine ursprüngliche Absicht speziell für Hobby-Photographen zu schreiben, habe ich inzwischen aufgegeben, was nicht heißen soll, dass ich diejenigen, die gern mitlesen, nicht im Blick habe.
Was mir nicht gelingt ist, so an die akademischen Diskurse anzuschließen, d.h. dass ich nicht nur rezipiere, sondern auch rezipiert werde. Dazu sind meine Skizzen wohl auch zu einfach und zu wenig empirisch unterfüttert. Es sollen ja auch eher Anregungen sein. Ich werde angeregt und gebe das gern weiter.
Letztlich und das ist mir auch mit der Zeit immer deutlicher geworden, schreibe ich für mich selbst, in einer Art, die versucht, die Themen, die mich betreffen oder berühren, in guter alter boviner Tradition etwas wiederzukäuen und dadurch verdaulicher zu machen. Wenn da jemand mitliest – herzlich willkommen! Und ich schreibe auch für mich selbst in dem Sinne, dass das Interesse für das Thema „Photographie“ mich schon in so viele interessante Orte, in so viel interessante Ausstellungen, Publikationen etc. gebracht hat, dass allein das schon die Mühe wert ist.
Einen Ausblick auf die Zukunft traue ich mich nicht zu geben. Ich befinde mich in einer nicht unbedeutenden Transition. Zum einen ist meine Zeit als festangestellter Physiotherapeut vorbei und ich bin nur noch unterrichtend unterwegs, zum anderen bin ich seit ca. eineinhalb Jahren praktizierender Zen-Buddhist und in diesem Zusammenhang dabei, meine Weltanschauungen mal gründlich aufzuräumen. Wer weiß also, ob ich das Thema Photographie nur unter möglicherweise ganz neuen Perspektiven behandeln werde oder ob es insgesamt auf dem Misthaufen der Geschichte landet, was dann auch für diesen Blog das Aus bedeuten würde. Wir können da gemeinsam gespannt sein.
For a while, I had to wonder why blog post 200 was clicked on so often. Until I found out that the link I had given to my blog on facebook pointed directly to this post. But it wasn’t all that wrong, as this post explains quite well why I’m doing this blog. I don’t know if anyone noticed, but the post is also a kind of implied audience bashing. The pictures show pearl stores and who doesn’t know the German saying (pearls before swine) but some time has passed since then. There is an audience that is sufficient for 20 to 50 clicks a day, and the blog has also developed strongly in the direction of reporting on exhibitions, events, excursions and books. Rarely do purely photo-philosophical topics come up that have not been triggered by a reading or an exhibition etc.. In the meantime, I’ve also become a little tired, the posts no longer come so regularly and are sometimes not as in-depth as was the intention in the early days.
But I’m always surprised that the topics come to me and that I’m now doing so much in the field of photography that there’s always something left for the blog. I often ask myself why I’m sticking to such an outdated format as the blog? The impression is that the readership also consists of those who still have a certain affinity for the written word and are not yet traveling with headphones and lowered heads or are entertained by videos.
Admittedly, I get a lot of my inspiration from podcasts and (un)social media, and to some extent also from traditional radio, where there is now a fear that cultural stations could be abolished in favor of cheap entertainment. I now stay away from the usual entertainment as much as possible. I don’t want to use the blog to entertain, but at best to inform and encourage people to engage with the topics taken up by artistic and documentary photography, both of which are, if they haven’t always been, on their way into their niches, where they can only rarely reach a wide audience.
I have since given up my original intention of writing specifically for amateur photographers, which is not to say that I don’t have those who like to read along in mind.
What I don’t succeed in doing is connecting to the academic discourse in such a way that I not only receive, but am also received. My sketches are probably too simple and not empirically substantiated enough for that. After all, they are meant to be suggestions. I am inspired and happy to pass this on.
Ultimately, and this has become increasingly clear to me over time, I write for myself, in a way that tries to regurgitate the topics that concern or affect me in the good old bovine tradition and thus make them more digestible. If anyone reads along – welcome! And I am also writing for myself in the sense that my interest in the subject of “photography” has already taken me to so many interesting places, so many interesting exhibitions, publications etc. that that alone is worth the effort.
I don’t dare to give an outlook on the future. I find myself in a not insignificant transition. On the one hand, my time as a full-time physiotherapist is over, and I am now only teaching, and on the other hand, I have been a practising Zen Buddhist for about a year and a half and in this context I am in the process of thoroughly cleaning up my world views. So who knows whether I will only deal with the subject of photography from possibly completely new perspectives or whether it will end up on the dung heap of history, which would also mean the end for this blog. We can look forward to what comes together.
Ich finde es gut, dass du noch schreibst! Bin ein Buchstabenmensch neben den Bildern. Ja, die theoretischeren Diskussionen am Anfang waren für mich spannender, ich suche nach wie vor immer noch nach der Antwort auf die Frage, was Fotografie eigentlich ist (für mich, für andere) etc. Aber ich lese auch deine Berichte über Ausstellungen und deine Buchbesprechungen immer gern, einerseits, weil ich manches nicht selbst zu besuchen schaffe, und andererseits, weil natürlich auch immer eine andere Meinung spannend ist. (Zuletzt zum Beispiel über Chargesheimer, den du in einem völlig anderen Licht gesehen hast als ich.)
Mich würde es sehr freuen, wenn es hier weitergeht! Oder wenn wir uns bei irgendeiner Gelegenheit mal wieder über den Weg laufen.
Liebe Grüße, Andreas
Danke, ich freu mich auch auf unser nächstes Treffen, spätestens zur
http://www.photoszene.de
nächstes Jahr.
Dass das Schreiben eines Blogs von allen e-Formaten am meisten dem analogen Schreiben ähnelt, macht es auch für mich attraktiv, Auch das Lesen und Kommentieren ähnelt einem privaten Briefwechsel. Alle anderen Formate (FB, instagram etc) vermeide ich inzwischen. Für einen direkten Anschluss an die wissenschaftliche oder theoretische Debatte eignet es sich hingegen nicht besonders gut, da ist die Beteiligung an spezialisierte Foren geeigneter. Der Blog liegt sozusagen im Vorfeld oder in den Zwischenräumen solcher fixen Berufsfelder. Damit hat er eine wichtige Funktion der Vermittlung für Menschen, die keinem solchen Berufsfeld angehören. Er ist eine Brücke zwischen Laien und Experten. Schön, dass es ihn gibt.
Wohl wahr!
Danke für den Lobgesang auf die Blogkunst. Es ist tatsächlich nötig, dass man sich wenigstens ein bisschen darauf einlässt, wenn man einen Blog besucht und das ist gut so.