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Saul Leiter Revisited

„ I spent a great deal of my life being ignored. I was always very happy that way. Being ignored is a great privilege. That is how I think I learnt to see what others do not see and react to situations differently. I simply looked at the world, not really prepared for anything.”

>>Saul Leiter<<

Er war einer der Großen, einer der stillen Großen. Klar, er war auch ein professioneller Photograph hat für Modezeitschriften wie `Harpers Bazaar´ gearbeitet, aber das, was wirklich fasziniert an ihm ist, ist im Verborgenen entstanden, hat etwas Privates, etwas Amateurhaftes im französischen Sinne des Wortes. Er ist mit seiner Kamera durch New York flaniert und hat seine Wahrnehmung von Farben, mit seinem, verschiedene Schichten durchdringenden, Blick festgehalten. Er hat diese frühen Farbfotos nicht vermarktet. Erst in den 80er Jahren wurden diese entdeckt und ausgestellt, erst 2006 erschien sein erstes Buch `Early Colour´ und kurz vor seinem Tode 2013 wurde er in Deutschland wirklich bekannt.

Ich habe Saul Leiter zum ersten Mal 2012 in Hamburg in den Deichtorhallen gesehen, aber mir war damals ehrlich gesagt nicht bewusst, was diese Bilder für ein Schatz sind. Dann habe ich mir mal die 2012 erschienene DVD „In No Great Hurry” von Thomas Leach gekauft, die mir die Geschichte hinter den Bildern nahegebracht hat. Etwas kürzer bekommt man die Hintergründe auch auf dem YouTube-Video „Discover the Colorful Genius of Saul Leiter: Exploring His Live and Work“ serviert.

Ich habe auch schon mal über die gefühlte Nähe zu seinen Bildern berichtet aber dann ist das alles auch wieder in Vergessenheit geraten. Bis letztes Jahr das Buch „The Unseen“ von Margit Erb und Michael Parillo rausgekommen ist. Selbst Peter Truschner vom Perlentaucher, der sonst eher zu vernichten Kritiken neigt, war voll des Lobes. Und tatsächlich, es ist noch mal ein vertiefter Blick auf das Werk dieses Mannes, der die Tiefe seiner so berührenden Kunst zeigt. Auch enthält es 78 neu  entdeckte Farbdias aus seiner Sammlung von über 40.000.

Ihm gelingt ihm mit seinen Farbbildern etwas, was die Piktorialisten  jahrelang mit ihren Schwarz/Weiß-Bildern versucht haben. Er nimmt das Bild aus einer Abhängigkeit von der “Welt” und macht es so zu einem eigenen Anschauungsobjekt. Anders als beim dokumentarischen Bild, das wir so verwenden, als würden wir durch ein Fenster auf die Welt schauen, bedienen sich diese Bilder zwar in der Welt, zeigen sie aber nicht. Wenn man die Prosa als Schilderung der/einer Welt mit den dokumentarischen Bildern gleichsetzt, dann kann man vielleicht sagen, dass wir es bei Leiter mit visueller Poesie zu tun haben. Fragmente des Wahrgenommenen werden so kombiniert/komponiert, dass eine gänzlich subjektive Wahrnehmung der Welt aufleuchtet. Und das erstaunliche ist, dass das für den Betrachter einen ganz direkten, unvermittelten Zugang ermöglicht. Man erlebt diese Bilder.

He was one of the greats, one of the quiet greats. Sure, he was also a professional photographer who worked for fashion magazines such as Harper’s Bazaar, but what is really fascinating about him was created in secret, something private, something amateurish in the French sense of the word. He strolled through New York with his camera and captured his perception of colors, with his gaze penetrating different layers. He did not market these early color photographs. They were only discovered and exhibited in the 1980s, his first book ‘Early Color’ was published in 2006, and he really became known in Germany shortly before his death in 2013.

I saw Saul Leiter for the first time in 2012 in Hamburg at the Deichtorhallen, but I honestly didn’t realize at the time what a treasure these pictures were. Then I bought the 2012 DVD “In No Great Hurry” by Thomas Leach, which gave me an understanding of the story behind the pictures. The YouTube video “Discover the Colorful Genius of Saul Leiter: Exploring His Live and Work” also provides a somewhat shorter background.

I have also previously reported on the perceived proximity to his paintings  but then it all fell into oblivion again. Until the book “The Unseen” by Margit Erb and Michael Parillo came out last year. Even Peter Truschner from Perlentaucher, who usually tends to write scathing reviews, was full of praise. And indeed, it is once again an in-depth look at the work of this man, showing the depth of his so touching art. It also contains 78 newly discovered color slides from his collection of over 40,000.

With his color pictures, he achieves something that the pictorialists have been trying to do for years with their black and white pictures. He removes the image from its dependence on the “world” and turns it into an object of contemplation in its own right. Unlike the documentary image, which we use as if we were looking at the world through a window, these images make use of the world but do not show it. If we equate the prose as a depiction of the world with documentary images, then perhaps we can say that with Leiter we are dealing with visual poetry. Fragments of what is perceived are combined/composed in such a way that a completely subjective perception of the world emerges. And the amazing thing is that this allows the viewer direct, unmediated access. You experience these pictures.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Pages from: “The Unseen” by Margit Erb and Michael Parillo (Thames & Hudson 2022)

4 Comments

  1. kopfundgestalt

    Gerade das letzt Foto mit dem Zigarettenrauchenden überzeugt sofort.

    Intentionen sind nicht ohne weiteres immer zu erkennen. Da braucht es manchmal eine Einführung.

    • Rolf Noe

      Bei diesen Bildern geht es nur selten darum, was auf den Bildern inhaltlich zu sehen ist. Zumindest für mich steht der Genuss der Komposition im Vordergrund. Was noch interessant ist, ist, dass Leiter auch Maler war und von daher wahrscheinlich dieses Gefühl für die Farben und das Spiel mit den Flächen in die Photographie mit rüber genommen hat.

      • kopfundgestalt

        Ein Gebiet befruchtet das andere.
        Meine Insektenfotografie fördert das genaue Sehen. So fiel mir unlängst auf, das ein Bild punktuell beschädigt war in einer Ausstellung. Wie es sich dann aber zeigte, hatte dieses Bild die Beschädigung schon vor dem Ankauf/ der Schenkung.

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