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Photogrammmetrie (Von 2D zu 3D und wieder zurück) / Photogrammetry (From 2D to 3D and back again)

Wenn man sich Gedanken darüber macht, wie der Input für 3D Drucker oder auch andere Verfahren zur automatisierten Herstellung von Gegenständen wie z.B. automatische Fräsen zustande kommt, denkt man unwillkürlich an diverse Scanner, die die Oberfläche abtasten und dadurch Daten liefern. Erst durch ein Interview mit Beate Gütschow  im Podcast „Photographie neu Denken“  bin ich darauf aufmerksam geworden, dass die Photogrammetrie, die schon 100 Jahre vor der Digitalisierung entwickelt wurde (siehe auch Artikel in PhotoNews 11/21), Daten liefert, die für 3D Modelle verwendet werden können. Wie vielfältig die historische Entwicklung war, kann man auf Wikipedia nachlesen.

Warum ich das Thema so spannend finde, ist die Frage, wie sich dreidimensionale Objekte mit fotografischen Mitteln darstellen lassen. Im Gegensatz zu Panoramen und den inzwischen so beliebten und beliebig eingesetzten Schwenk-Bildern, wo das Bild von einem Standpunkt aus aufgenommen wird, muss sich der Photograph, wenn er ein dreidimensionales Bild erzeugen will, bewegen. Man braucht, um aus Fotos ein dreidimensionales Modell zu erstellen, mindestens drei, in der konkreten Anwendung aber eher um die 30 Bilder, die heute dann per Software zu seinem Modell zusammengestellt werden können. Was ich mit meinen Triplets der Sorte “emulating space” versuche, ist ja genau das: es dem Betrachter zu ermöglichen, mit einem minimalen Satz von zweidimensionalen Bildern in seinem Kopf ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Unser Gehirn kann das. Natürlich geht es mir nicht um perfekte Modelle, im Gegenteil. Meine kleinen Bilder-Reihen sind immer mit Abweichungen und Ungenauigkeiten gewürzt, die sie für die Augen spannend, aber für die Maschinen unbrauchbar machen.

Das ist das weite Land zwischen 2D und 3D, in dem sich zum Beispiel H.C. Escher verlaufen und scheinbar nie wieder rausgefunden hat. Der Sprung zwischen 2ter und 3ter Dimensionen entspricht ungefähr dem  Unterschied zwischen einfacher Logik, in der z.B. das Lügner-Paradoxon unauflösbar ist und einer Logik mit Metaebene, in der es dann schon fast wieder langweilig ist.

Aber es ist nicht wegen der Theorie, dass mir das Thema wieder unter die Finger gekommen ist, sondern aufgrund der Bilder des Pforzheimer Künstlers Matthias Lüben, die, photogrammetrisch (also mit der Ziel einer dreidimensionalen Darstellung) aufgenommen, die verschiedenen Ansichten des Raumes dann doch wieder in der zweiten Dimension auseinanderfalten und eher den Eindruck von kubistischen Gemälden (s.u.) als von exakten dreidimensionalen Architekturaufnahmen hinterlassen. Ich habe einiger dieser Bilder schon mal in der Ausstellung in der Raphaelskirche gesehen, von der ich damals berichtet habe.

Jetzt ist eine Serie namens „Bildräume“ von Matthias Lüben beim Fotoherbst Schömberg  angenommen worden und wird im Kurhaus Schömberg gezeigt. Es erstaunt vielleicht ein wenig, dass so ein Konzept bei einem Wettbewerb für Reise und Reportagephotographie angenommen wird, aber es ist ja, wenn man genau überlegt, eine Darstellung realer Räume (Kirchen etc.) nur eben mit Mitteln, die unseren normalen Sehgewohnheiten ziemlich unvertraut sind. Es erweitert unsere Sicht auf die Welt und zeigt uns zudem mit einem Augenzwinkern, dass wir die Bilder, die wir sehen, immer aufgrund bekannter und anerkannter Sehkonventionen konstruieren und zu verstehen suchen.

When thinking about how the input for 3D printers or other processes for the automated production of objects, such as automatic milling, comes about, one automatically thinks of various scanners that scan the surface and thus provide data. It was only through an interview with Beate Gütschow  in the podcast “Photographie neu Denken” that I became aware that photogrammetry, which was developed 100 years before digitization (see also article in PhotoNews 11/21), provides data that can be used for 3D models. You can read about how diverse the historical developments were on Wikipedia.


Why I find this topic so exciting is the question of how three-dimensional objects can be represented by photographic means. In contrast to panoramas and the now so popular and arbitrarily used panning pictures, where the picture is taken from one point of view, the photographer has to move if he wants to create a three-dimensional picture. In order to create a three-dimensional model from photographs, one needs at least three, but in actual use more likely around 30 images, which today can then be assembled by software to form one’s model. What I am trying to do with my triplets of the kind “emulating space” is exactly that: to enable the viewer to create a three-dimensional image in his head with a minimal set of two-dimensional images. Our brain can do that. Of course, I am not interested in perfect models, on the contrary. My small series of images are always spiced with deviations and inaccuracies that make them exciting for the eyes but useless for the machines.


The vast land between 2D and 3D in which, for example, H.C. Escher got lost and apparently never found his way out again. The jump between 2nd and 3rd dimensions corresponds approximately to the difference between simple logic, in which e.g. the liar paradox is unsolvable, and a logic with meta level, in which it is almost boring again.

But it is not because of the theory that the topic came back under my fingers but because of the pictures of the Pforzheim artist Matthias Lüben, which, photogrammetrically (i.e. with the aim of a three-dimensional representation) taken, fold the different views of the room then again apart in the second dimension and leave rather the impression of cubist paintings (see below) than of exact three-dimensional architectural photographs. I have seen some of these pictures before in the exhibition at Raphaelskirche, which I reported on at the time.


Now a series called “Bildräume” by Matthias Lüben has been accepted at Fotoherbst Schömberg  and will be shown at the Kurhaus Schömberg. It is perhaps a little surprising that such a concept is accepted in a competition for travel and reportage photography, but it is, if you think carefully, a representation of real spaces (churches, etc.) just with means that are quite unfamiliar to our normal viewing habits. It broadens our view of the world and also shows us, with a wink, that we always construct and try to understand the images we see based on known and accepted conventions of seeing.

Sieben der acht Bilder umfassenden Serie von Matthias Lüben (bei der Vorjurierung)

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