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Wie Menschen sich im Raum bewegen/How People Move in Space

Ich war wieder mal ein wenig enttäuscht, über das Angebot von Photoausstellungen in Basel. Okay, Carrie Mae Weems im Kunstmuseum, das ist schon was, aber die Ausstellung habe ich in Stuttgart schon gesehen und hier darüber berichtet). Eher zufällig entdeckte ich, dass auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein, im Vitra Design Museum Ivan Baan  gezeigt wird. Der hatte mir schon bei meinem Rundumblick durch die Architektur-Photographie auf Instagram imponiert.

Deswegen war es dann auch unumgänglich, einen Zeit-Slot für einen Besuch dort freizumachen. Ich war eine Dreiviertelstunde zu früh auf dem Campus, was überhaupt kein Problem ist, wenn man eine Kamera dabeihat. Nicht dass ich dort nicht schon photographiert hätte, aber es ergeben sich doch immer wieder neue Perspektiven und außerdem habe ich den südlichen Campus entdeckt, der mir bisher entgangen war, aber fotografisch auch einiges zu bieten hat.

Once again, I was a little disappointed with the range of photo exhibitions in Basel. Okay, Carrie Mae Weems at the Kunstmuseum, that’s something, but I’ve already seen the exhibition in Stuttgart and reported on it here). Rather by chance, I discovered that Ivan Baan is on show at the Vitra Design Museum on the Vitra Campus in Weil am Rhein. I had already been impressed by him during my look around the architecture photography on Instagram.


That’s why it was essential to make time for a visit there. I arrived at campus three quarters of an hour early, which is no problem at all if you have a camera with you. Not that I hadn’t already photographed there, but there are always new perspectives and I also discovered the southern campus, which had previously escaped my attention, but which also has a lot to offer in terms of photography.

Nun zu Ivan Baan. Die Ausstellung, das sei vorab schon gesagt, ist ein Musterbeispiel kreativer Hängung, was bei der verwinkelten Architektur im Vitra Museum aber wohl auch nicht anders geht. Was mir nicht so gut gefallen hat, war der zweite zentrale Raum, in dem Themen und mit ihm verbundene Orte in er komprimierten Form gezeigt werden. Diese in schwarze Gestelle reingehängten Bilder unterschiedlicher Formate sind gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn einem beim Betrachten der innerhalb der Strukturen hängen Bilder die schwarzen Leisten der Gestelle ins Blickfeld geraten.

Wundervoll gestaltet und ihr in die Architektur eingebettet ist der einführende Raum, in dem Baan in einem einer Dreibildschirmpräsentation seinen Weg zur “Architektur-Photographie” skizziert. Er erzählt, dass er in seiner Abschlussarbeit an der Waldorfschule mit einer selbstgebastelten Holzkamera Mönche in einem Kloster in den Niederlanden photographiert hat. Und von dieser Art zu photographieren sei er seither nicht mehr abgewichen. Er zeigt Leute und wie sie sich im Raum bewegen. Der Raum wird dabei wohl nicht ganz zufällig von den interessantesten Architekturen der Welt gebildet.

2004 hat er zufällig Rem Koolhaas kennengelernt und bekam dann auch gleich den Auftrag den Bau des CCTV-Towers in Peking zu dokumentieren. Auch sein zweiter Auftrag führte ihn nach China. Da ging es dann an den Bau des `Vogelnest´ genannten Olympiastadiums ebenfalls in Peking. Bei diesen ersten Arbeiten interessierte Iwan Baan sich vor allem für die Menschen, die dort arbeiteten, was sie tun, wie sie sich ausruhen und so weiter und die Kulisse sind dabei diese gigantischen Bauwerke, die immer wieder unterschiedlich im Hintergrund zu sehen sind. So kann Ivan Baan um die ganze Welt und hat überall interessante Bilder eingesammelt.

Now to Ivan Baan. The exhibition, it should be said in advance, is a prime example of creative hanging, which is probably the only way with the winding architecture in the Vitra Museum. What I didn’t like so much was the second central room, in which themes and the places associated with them are shown in a condensed form. These pictures of different formats hung in black frames take some getting used to, especially when the black strips of the frames come into view when looking at the pictures hanging within the structures.

The introductory room, in which Baan outlines his path to “architectural photography” in a three-screen presentation, is wonderfully designed and embedded in the architecture. He explains that he photographed monks in a monastery in the Netherlands with a homemade wooden camera as part of his final project at Waldorf School. And he has not deviated from this way of photographing since then. He shows people and how they move in space. It is no coincidence that the space is formed by the most interesting architecture in the world.

In 2004, he met Rem Koolhaas by chance and was immediately commissioned to document the construction of the CCTV Tower in Beijing. His second commission also took him to China. He then worked on the construction of the Olympic Stadium, also in Beijing, known as the ‘Bird’s Nest’. In these first works, Ivan Baan was primarily interested in the people who worked there, what they did, how they rested and so on, and the backdrop was these gigantic buildings, which can always be seen in different ways in the background. Ivan Baan has travelled all over the world and collected interesting pictures everywhere.

Einige Projekte sind auch sozial/politischer Natur wie „Two Sides of the Border”, wo es um die gegenseitige Beeinflussung von Mexiko und den USA geht. Oder es geht um Kontraste, wie in der Arbeit Rome/Las Vegas. Und es geht auch nicht immer um die großen Architekturen. Das wird im dritten Raum im Obergeschoss deutlich. Da geht es z.B. um verschiedene nachhaltige und umweltschonende Lehmbauweisen, gemeinschaftsfördernden Lebensformen oder um die Felsenkirchen von Lalibela, die nicht durch Aufschichtung sonderlich Abtragen entstanden sind und so Jahrtausende überdauern können. Aber auch ein Shinto-Schrein, der alle 20 Jahre neu gebaut wird, um immer wieder neu und doch genauso wie immer schon seine Zwecke zu erfüllen.

Some projects are also of a social/political nature, such as “Two Sides of the Border”, which deals with the mutual influence of Mexico and the USA. Or it’s about contrasts, as in the work Rome/Las Vegas. And it’s not always about the great architectures. This becomes clear in the third room on the upper floor. Here, for example, the focus is on various sustainable and environmentally friendly clay construction methods, community-promoting ways of life or the rock churches of Lalibela, which were not built by piling up, but by removing material and have thus been able to survive for thousands of years. But also a Shinto shrine that is rebuilt every 20 years in order to fulfil its purpose again and again, and yet just as it always has.

Man könnte sich die Frage stellen, ob Ivan Baan Menschen zeigen möchte, wie sie leben und sie leben eben in Architekturen. Oder, ob er seine Architekturbilder sozusagen mit lebendigen Menschen ausschmücken möchte. Er selbst antwortet auf die Frage, indem er darauf verweist, dass seine Bilder Geschichten erzählen sollen, Geschichten darüber, wie Menschen leben, wie sie sich in der Architektur bewegen und diese damit sozusagen beleben. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis, sich diese Retrospektive in Weil am Rhein anzuschauen, in der einzigartige Architekturen gezeigt werden in der einzigartigen Architektur des Vitra-Campus.

You could ask yourself whether Ivan Baan wants to show people as they live, and they live in architecture. Or whether he wants to embellish his architectural pictures with living people, so to speak. He answers the question himself by pointing out that his pictures are intended to tell stories, stories about how people live, how they move in architecture and thus animate it, so to speak. It is definitely an experience to look at this retrospective in Weil am Rhein, in which unique architecture is shown in the unique architecture of the Vitra Campus.

4 Comments

  1. Ule Rolff

    Die letzten drei Fotos finde ich einfach wunderbar. Die Wahl der Perspektive unterstreicht so stark die Architektur, die mit Linien und Formen spielt. Die Fotografien dazwischen fügen sich ideal ein, und das hat ja nicht nur mit der Hängung zu tun …

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