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Mach dein Photobuch / Create your Photobook

Schon eine ganze Weile finde ich Photobücher interessant, aber ich habe noch keinen Zugang dazu gefunden, wie man eines macht. Thomas hat mir bei unserem letzten Treffen geraten, doch mal ein Workshop in Köln zu machen, wenn ich in der Frage weiterkommen möchte. Eigentlich dachte ich, dass das frühestens nächstes Jahr klappen würde. Als ich neulich aber überrascht feststellte, dass noch im Oktober ein Workshop mit Markus Schaden vom Photobookmuseum und Wolfgang Zurborn von der Lichtblick-School stattfinden würde, dachte ich erst, dass es sicher keinen Platz mehr geben wird, habe aber trotzdem eine Mail geschrieben und gefragt. In einer freundlichen Antwort würde mir mitgeteilt, dass sehr wohl noch ein Platz frei wäre. Na dann, dachte ich und buchte ihn. Eine kleine Gruppe von mehr oder weniger photobucherfahrenen Photograph:innen hat sich also in der Lichtblick-School zusammengefunden, um die mitgebrachten Projekte zu besprechen. Jeder wurde von den Dozenten dort, wo in seinem Projekt stand, wahrgenommen, wertgeschätzt und in seinem Prozess unterstützt. Es war auch keine nur von den Dozenten vermittelte Beratung, sondern eine kooperative Arbeit an den Projekten. Jede:r der Anwesenden konnte den anderen Rückmeldung geben und Ideen für den eigenen Prozess mitnehmen. Natürlich kann ich hier nicht über die Projekte der anderen Teilnehmer sprechen, ich kann aber vielleicht anhand des von mir mitgebrachten Projekts versuchen zu zeigen, wie dieser auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Prozess aussehen kann.

I’ve been interested in photobooks for quite a while, but I haven’t found an approach to making one of them yet. At our last meeting, Thomas advised me to take a workshop in Cologne if I wanted to make progress in this area. Actually, I thought it would be next year at the earliest. But when I was surprised to find out the other day that a workshop with Markus Schaden from `the photobookmuseum´and Wolfgang Zurborn from the Lichtblick-School would be taking place in October, I thought at first that there would certainly be no more vacancies, but I sent an email and asked anyway. In a friendly reply, I was told that there was still a place available for me. Well then, I thought, and booked it. A small group of more or less experienced photobookmakers met at the Lichtblick School to discuss the projects they had brought with them. Everyone was noticed by the lecturers where their project stood, appreciated and supported in their process. It was also not just advice imparted by the lecturers, but cooperative work on the projects. Everyone present was able to give feedback to the others and take away ideas for their own process. Of course, I cannot talk about the projects of the other participants here, but I can perhaps try to show what this process, tailored to individual needs, can look like on the basis of the project I brought with me.

Zuerst wird aussortiert. Von den 150 mitgebrachten (natürlich von mir vorsortierten) Bildern blieben ca. 30 übrig. Die Hochformate flogen raus, soweit ich das verstehe, trägt das Querformat das erzählerische und unterstützt das Fliesen, was vielleicht nicht ganz verkehrt ist, wenn man ein Fluss porträtieren möchte. Was auch gleich rausflog, waren die Panoramen und Weitwinkelaufnahmen mitsamt allen anderen Bildern, auf denen ich versucht habe, zu viel unterzubringen. Das mag für die Übersicht oder auch Dokumentation hilfreich sein, für ein Photobuch aber zu geschwätzig, wie Wolfgang Zurborn es nennt. Vor meinen Augen entsteht also eine Auswahl von Bildern, die einen halb distanzierten, halb involvierten Blick als gemeinsames Merkmal aufweisen. Eine durchgehende photographische Haltung sei auch etwas, was so ein Photobuch trägt. Auch zu viel blauer Himmel und zu plakative Bilder fielen raus.  Zu sehr `Postkarte´. Einem anderen Teilnehmer fällt auf, dass entgegen dem obligatorisch gedämpften Licht des `Dokumentarischen´ fast alle meine Bilder Schön-Wetter-Photographien sind. Aber da komme ich nicht raus. Trotzdem muss es ja nicht gleich nach Postkarte aussehen.

First we sort out. Of the 150 pictures I brought (pre-sorted by me, of course), about 30 remained. The portrait formats were thrown out, as far as I understand it, the landscape format carries the narrative and supports the tiling, which is perhaps not entirely wrong if you want to portray a river. What also flew out right away were the panoramas and wide-angle shots along with all the other images where I tried to fit too much in. This may be helpful for an overview or documentation, but for a photo book it is too chatty, as Wolfgang Zurborn calls it. So before my eyes a selection of pictures emerges that have a half-distanced, half-involved look as a common feature. A continuous photographic attitude is also something that carries such a photobook. Too much blue sky and too striking pictures also fell out.  Too much ‘postcard’. Another participant noticed that, contrary to the obligatory subdued light of the ‘documentary’, almost all my pictures are fair-weather photographs. But I can’t get out of that. Still, it doesn’t have to look like a postcard.

Aus dieser ersten Auswahl sucht sich Wolfgang Zurborn ein Startbild heraus. Die ersten vier bis fünf Bilder, so sagt er, geben den Ton vor. Installieren beim Betrachter eine Seh-Haltung, die dann meist auch für das Rest des Buches die Interpretation bestimmt. Es ist kein sensationelles Bild, sondern eine einfache Brücke, die den Anfang machen wird, es umreißt das Thema. Ein Flüsschen im Nordschwarzwald und was die dort wohnenden Menschen alles gebaut haben und mit dem Fluss leben zu können. Hier startet der sehr spezifische Erzählfluss, der sich nicht aus inhaltlichen Kriterien, sondern aus der Bildsprache der Einzelbilder ergibt. Mir fällt tatsächlich keine bessere Metapher ein, als dass die Bilder miteinander sprechen, über Linien, Flächen, Formen, Farben und andere kompositorische Aspekte, mal in harmonischem Übergang, mal im Widerstreit, aber immer im Dialog. So richtig verstehe ich das noch nicht. Es ist eine Mischung aus Intuition und ikonographischen Überlegungen, ohne kopflastig zu werden. Es ist ein erster Schritt der Organisation der Bilder für eine Verwendung in einem Photobuch.

From this first selection, Wolfgang Zurborn chooses a starting image. The first four to five pictures, he says, set the tone. They install a visual attitude in the viewer, which then usually determines the interpretation for the rest of the book. It is not a sensational picture, but a simple bridge that will make the beginning, it outlines the theme. A small river in the northern Black Forest and what the people, who live there, have built to be able to live with it. This is where the very specific narrative flow starts, which does not result from criteria of content, but from the visual language of the individual images. I can’t think of a better metaphor than that the pictures speak to each other through lines, surfaces, shapes, colours and other compositional aspects, sometimes in harmonious transition, sometimes in conflict, but always in dialogue. I don’t really understand it yet. It is a mixture of intuition and iconographic consideration without becoming head heavy. It is a first step in organising the images for use in a photo book.

Ich gehe nach Hause mit einer Folge von ca. 20 Bildern, die uns dort stimmig erschienen sind und noch mal ca. 15 Bildern, die auch noch Kandidaten wären, sozusagen eine Hausaufgabe für mich: Auszuprobieren, ob ich diese auch in eine stimmige Reihenfolge bringen kann. Ich mache auch sicher noch mal einen Durchgang, durch die aussortierten Bilder, mit der Frage, welche ich trotz allem unbedingt drin haben möchte. Das wird dann die Diskussionsgrundlage für die weitere Editierung.

Mittlerweile lerne ich mit mächtigen, neuen Werkzeugen für die Editierung umgehen. Mit einem Miro-board kann man sich die Bilder sortieren und in eine Reihenfolge bringen. Das von dort exportierte „pdf“ kann man dann auf Issuu hochladen, um es sich als digital durchblätterbares Buch vor Augen zu führen. Das gibt schon einen ganz guten Eindruck darüber, was rauskommen wird, wenn man das ganze drucken lässt. Zum Rumspielen sind diese Tools umsonst, aber wenn’s ernst werden sollte, kostet das natürlich auch gleich wieder Geld.

Wer mehr von den beiden Photobuch-Derwischen sehen oder hören möchte, kann ja z.B, wenn er in Berlin ist ab 17.11.22 in der `Galerie im Tempelhof Museum´ vorbeischauen. Wenn er dies am 7.1.23 macht, ist Wolfgang anwesend und sicher auch ansprechbar. Wer nicht nach Berlin kommt, kann ja das Buch „PlayTime“ kaufen oder auf der Homepage vorbeischauen.

Markus Schaden könnte man über den Weg laufen, wenn man ab 28.10.22 in Köln in der Körnerstraße 6-8 THE BOX  besucht. Da gibt es viel über Samuel Fosso zu sehen, Donnerstag- und Samstagnachmittag ist Open Door.

I go home with a sequence of about 20 pictures that seemed coherent to us there and another 15 or so pictures that would also still be candidates – a homework assignment for me, so to speak: to try out whether I can also put them in a coherent sequence. I’m sure I’ll go through the pictures I’ve sorted out again and ask myself which ones I really want to have in thr book, in spite of everything. That will then be the basis for discussion for further editing.

In the meantime, I am learning to use powerful new editing tools. With a Miro-board you can sort the pictures and put them in an order. The “pdf” exported from there can then be uploaded to Issuu to be viewed as a digitally browsable book. This already gives a good impression of what will come out if you have the whole thing printed. These tools are free for playing around, but if you want to get serious about it, it will cost you money.

If you want to see or hear more about the two Photobook dervishes, you can visit the ‘Galerie im Tempelhof Museum’ from 17.11.22 if you are in Berlin. If you do so on 7.1.23 Wolfgang will be present and certainly approachable. If you can’t come to Berlin, you can buy the book “PlayTime” or visit the homepage.

You might run into Markus Schaden if you visit THE BOX from 28.10.22 at Körnerstraße 6-8 in Cologne. There is a lot to see about Samuel Fosso, and there is `open door´ on Thursday and Saturday afternoons.

6 Comments

  1. kopfundgestalt

    Ich habe ja 2 Fotobücher gemacht und auch Diascchauen.

    Mein Thema ist ja Makrofotografie.

    Der Hinweis, daß das 1. Foto den Ton vorgibt, finde ich hilfreich.
    Auch das mit dem Querformat sehe ich ein. Und das mit den Schönwetterfotos.

    Mein Problem ist u.a. die unterschiedliche Grösse der Insekten: Von 8 cm bis 0,8 mm ist da ja alles dabei. Damit einher geht natürlich die Qualität der Fotos: Ich mochte ja nicht ständig ein 1cent-Stück mit abbilden 😉
    Schönwetterfotos: Manche Insekten sinsd nur bei schwachem Sonnenlicht oder in 2./3. Ebene eines Blätterdachs zu finden. Da könnte jemand schon sagen: Uh, das Insekt überzeiugt mich in seiner Farbigkeit und Plastizität nicht.
    Im Grunde wäre so ein Buch dann eher für kundige Leute. Ähnlich übrigens wie auf Keramikmärkten Kundige oder Keramiker selbst unterwegs sind.

    • Rolf Noe

      Oh ja, da gibt’s viele Fragen. Möchte man überhaupt ein Buch machen? Soll es informativ oder dokumentarisch sein? Braucht es Text um z.B. zu erläutern, wie groß die Insekten sind oder was sie für Gewohnheiten haben.
      Oder will man ein künstlerisches Buch machen. Meint, dass das Buch selbst ein Kunstwerk ist. Das wird sicher nicht so einfach mit Macros.
      Ein Bekannter aus unserem Photoclub hat eine sehr schöne Präsentation zusammengestellt, mit seinen Insektenphotos. Zuerst als Ratespiel, dann mit Erläuterungen. Das war sehr kurzweilig. Es muss eben nicht immer ein Buch sein.

      • kopfundgestalt

        Ich hatte ja mal ein Video über Insekten aus Kreta gemacht, vor einem Vierteljahr. Habe nicht viel Arbeit reingesteckt.
        Nur Fotos verwendet, auf denen das Tier scharf ist, also nichts unter 4 mm Länge.

        Ob ich noch mal ein Buch machen würde? Schwer zu sagen. Es hatte doch einige Arbeit mit sich gebracht, über viele Tage verteilt.

        Text halte ich für weitestgehend überflüssig.

        Ja, wenn man ein Kunstbuch machen will, dann ginge das auch mit Makros von Insekten. Z.b. habe ich im Roseninnern, in einem hellen Raum, eine kleine Wildbiene fotografiert – fast wie in einem Märchenschloß. Solche Aufnahmen habe ich noch weitere. Oder die Lichtröhre eines Blütenkelchs. Das Spiel von Gräsern…ok, da komme ich schon zu den Pflanzen für sich! 🙂

        Ich denke, ein Video aus Einzelbildern, dabei auf eine stringente erzählerische Linie achtend, wäre für mich jetzt das Geeignete.

  2. Andreas

    Ich habe mich angemeldet und bin gespannt. Danke für deinen ausführlichen Bericht, der allein schon Türen aufstößt, an deren Existenz man vorher nicht gedacht hat! LGA

    • Rolf Noe

      Gerne, es war mir ein Bedürfnis, meine Erfahrungen zu teilen. Freu mich schon auf Januar.

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