Dass Harald sich in einer “Last Minute”-Aktion entschieden hatte, an der Ausstellung mitzumachen wusste ich schon. Dass Jens Alemann auch Bilder zeigen wird, erfuhr ich beim ersten Treffen des Arbeitskreises dokumentarisch Fotografie Nordschwarzwald. Also war es fast schon Pflicht zur Vernissage zu gehen. Die Ausstellung zum Thema Raum findet in der Raphael Kirche der Christengemeinschaft Pforzheim statt. Da die Anthroposophen den Satz „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein” mit „nein, er braucht, um sich zu nähern, auch Kunst” ergänzen, finden hier immer wieder Ausstellungen statt. Diesmal war es aber zum ersten Mal eine reine Photoausstellung, oder um es genau zu sagen, eine Ausstellung mit Künstlern, die Fotografie als Medium benutzen.
I already knew that Harald had decided in a “last minute” action to participate in the exhibition. That Jens Alemann will also show pictures, I learned at the first meeting of the working group documentary photography Northern Black Forest. So it was almost obligatory to go to the vernissage. The exhibition on the theme of space will take place in the Raphael Church of the Christian Community Pforzheim. Since the anthroposophists add to the sentence “Man does not live by bread alone” with “no, he needs, in order to approach, also art”, exhibitions take place here again and again. This time, however, it was for the first time a pure photo exhibition, or to put it more precisely, an exhibition with artists who use photography as a medium.
In Staunen versetzt einen auch, auf wie viele verschiedene Arten Sie dies tun. Das Thema war einheitlich: den Raum der Kirche in den Blick zu nehmen. Die Durchführung ist aber sehr unterschiedlich und die Hängung sehr spannend, weil sich beim Durchgehen immer wieder interessante Zusammenhänge zwischen dem Raum und seiner Darstellung ergaben. So wurde der Besuch in der Ausstellung zu einer Art elaborierten Schnitzeljagd. Am Eingang wird man begrüßt mit Bildern von Bernhard Friese aus der Zeit des Rohbaus (vor 17 Jahren) Im Treppenhaus zur Sakristei entdeckt man zwei Treppen-Bilder von Beate Neufeld, die die Treppe in reduzierten schwarz-weiß Tönen einmal mit Blick von unten nach oben und einmal mit Blick von oben nach unten fotografiert hat. Die Bilder von Jeain Pyo die analog entstanden sind und in einem speziellen Verfahren durch Auftragen von Emulsionen auf das Papier übertragen wurden, findet man im anderen Treppenhaus. Sie zeigen das Licht in verschiedenen Ecken des Hauses auf eine extrem reduzierte, fast grafische Art.
One is also amazed at how many different ways the artists do this. The theme was uniform: to focus on the space of the church. But the execution is very different and the hanging very exciting, because as you walked through it, interesting connections between the space and its representation emerged again and again. Thus, the visit to the exhibition became a kind of elaborate scavenger hunt. At the entrance, one is greeted with pictures by Bernhard Friese from the time of the shell construction (17 years ago). In the staircase to the sacristy, one discovers two staircase pictures by Beate Neufeld, who photographed the staircase in reduced black-and-white tones, once looking up from below and once looking down from above. The pictures of Jeain Pyo which were taken analogue and transferred to the paper in a special process by applying emulsions can be found in the other staircase. They show the light in different corners of the house in an extremely reduced, almost graphic way.
Interessant auch, die Bilder von Matthias Lüben, die, photogrammetrisch (also mit der Ziel einer dreidimensionalen Darstellung) aufgenommen, die verschiedenen Ansichten des Raumes dann doch wieder in der zweiten Dimension auseinanderfalten und eher den Eindruck von kubistischen Gemälden als von exakten dreidimensionalen Architekturaufnahmen hinterlassen.
Also interesting are the pictures by Matthias Lüben, which are photogrammetrically (i.e., with the goal of a three-dimensional representation) taken, then again unfolded to show the various views of the space in the second dimension and leave the impression of cubist paintings rather than exact three-dimensional architectural photographs.
Fast alle Künstler arbeiten mit Reduktion, konzentrieren sich auf die ihnen wichtig erscheinenden Aspekte der Architektur. Diese Architektur gibt aber auch einiges her, da hier auf relativ engem Raum der Eindruck von Weite erzeugt wird, was für die sakrale Nutzung zumindest des Andachtsraums entscheidend ist.
Almost all artists work with reduction, concentrating on the aspects of the architecture that seem important to them. This architecture, however, also gives a lot, because here in a relatively small space the impression of vastness is created, which is crucial for the sacred use at least of the devotional space.
Zum Schluss noch zwei Fragen an die zwei mir bekannten Photographen, die beide relativ nah am Photographischen geblieben sind und trotzdem ganz unterschiedliche Aspekte des Raums in den Mittelpunkt gestellt haben. Harald hat z.B. den Andachtsraum in einem Schuss und Gegenschuss vereinenden Diptychon gezeigt. Jens hat mit Panoramen der Haupträume die strengen Linien in schwingende Kurven verwandelt.
1)Was hat dich an diesem Projekt gereizt?
Jens: Ganz klar die Architektur der Kirche.
Harald: Ausschlaggebend für meine Teilnahme an dieser Ausstellung ist die Tatsache, dass die Bilder in dem gleichen Gebäude gezeigt werden, wo sie aufgenommen wurden. Ich bin sehr gespannt auf die Wechselwirkung zwischen Realität und ihrer Darstellung.
2)Welche Aspekte des konkreten Raumes hast du durch die Darstellung betont und mit welchen Mitteln?
Jens: Der Vorraum und der Weiheraum sind die zwei wichtigsten korrespondierenden Räume in der Kirche.
Harald: Das Thema sakraler Raum beschäftigt mich schon eine Weile und die Raphael Kirche ist ein sehr reizvoller Bau. Ich habe versucht, den Raum aus mehreren Perspektiven zu zeigen. Einmal geschieht dies in einem Komposite von zwei entgegengesetzten Ansichten des Hauptraumes. Mein zweites Bild ist ein Tableau von 6 verschiedenen Innenansichten. Es ist als ein optisches Gedicht gedacht, mit zwei Ansichten der Treppe als Ein- und Ausstieg.
3)Welche andere Darstellung des Raums hatte ich am meisten beeindruckt?
Jens: Die analog aufgenommenen und bearbeiteten Aufnahmen der Koreanerin Jeain Pyo und die digitalen Mosaike von Matthias Lüben
Harald: Die quadratischen Bilder von Eva Hafner mit den fein komponierten Ausschnitten haben mir gefallen und die zarten analogen Aufnahmen der Koreanerin Pyo.
Finally, two questions for the two photographers I know, both of whom have stayed relatively close to the photographic and yet focused on quite different aspects of the space. Harald, for example, has shown the devotional room in a shot and counter-shot unifying diptych. Jens used panoramas of the main rooms to transform the strict lines into sweeping curves.
1)What attracted you to this project?
Jens: Clearly the architecture of the church.
Harald: The decisive factor for my participation in this exhibition is the fact that the pictures are shown in the same building where they were taken. I am very curious about the interaction between reality and its representation.
2)What aspects of the concrete space did you emphasize through representation and by what means?
Jens: The vestibule and the consecration room are the two most important corresponding spaces in the church.
Harald: The subject of sacred space has occupied me for a while and Raphael Church is a very charming building. I have tried to show the space from several perspectives. Once this is done in a composite of two opposing views of the main room. My second image is a tableau of 6 different interior views. It is meant to be a visual poem, with two views of the staircase as the entrance and exit.
3)What other representation of the space had I been most impressed with?
Jens: The analog captured and edited images by Korean Jeain Pyo and the digital mosaics by Mathias Lüben.
Harald: I liked the square images of Eva Hafner with the finely composed cut-outs and the delicate analog shots of Korean Pyo.