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Es war einmal / Once upon a time

Ikonische Bilder stehen symbolisch für Länder, Kulturen oder  geschichtliche Ereignisse, aber sie haben dann oft auch selbst eine bewegte Geschichte. Zudem verknüpfen Sie sich, wie ich hier gern zeigen würde, auch noch mit der individuellen Biographie.

Ich weiß nicht mehr wo ich von der Geschichte von Steve McCurrys  afghanischem Mädchen gelesen habe. Aber es ist hat gereicht mich dazu zu bewegen mir das Buch `Untold´ über McCurrys Leben und das Leben seiner Bilder zu kaufen. Wenn ich erwartet hatte, nun ein ganzes Buch voll Sensations-Storys vorzufinden, wie sie in der Presse aber auch auf effektheischenden Photo-Homepages zu finden sind war ich natürlich etwas enttäuscht.

Die Titel-Story vom afghanischen Mädchen, das weltberühmt und zugleich 17 Jahre lang namenlos war, ist schnell erzählt. 2001 hat McCurry eine Expedition nach Pakistan unternommen um zu versuchen, die Identität des 1984 zwölfjährigen Mädchens herauszufinden. es schaudert ein wenig, wenn man bedenkt, dass dieses Mädchen irgendwo im umkämpften Afghanistan oder einen pakistanischen Flüchtlingslager ein abgeschiedenes hartes Leben erträgt, während ihr Bild den Fotografen zur Welt-Berühmtheit hoch katapultiert hat. Gut, sie wird gefunden, ist wenig beeindruckt von ihrem Ruhm und lässt sich nur unwillig am Erfolg beteiligen. Eine Reise nach Mekka und eine Nähmaschine für ihre Tochter mehr will sie nicht. Bilder sind nicht ihre Welt. Wären da nicht die phantastischen Bilder würde sich das Buch nicht lohnen – Reisegeschichten wurden schon so viel erzählt.

Was sich aber bei der Lektüre entdecke, ist ein nicht weg zu leugnender Bezug zu meiner eigenen Biografie, zu Traum und Wunsch- Landschaften und zu Themen, die mich irgendwann beschäftigt haben oder noch beschäftigen. Es fängt schon an mit der Blauäugigkeit, mit der man anscheinend am Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts noch in der Gegend rumgegondelt ist.  Ich bin nach meinem Abitur 1978 über Land nach Indien aufgebrochen damals haben wir schon nur noch ein Durchreise-Visum (7 Tage) für Afghanistan  bekommen. Deswegen sind wir auch gleich nach der Grenze von Peshavar aus in die Berge gefahren. Ein friedliche Grenz-Gegend, wo damals allenfalls Drogen geschmuggelt worden. Ein Jahr später als McCurry in eben dieser Gegend (Chitral) unterwegs war bot sich ihm die Gelegenheit, die sein Leben verändern sollte. Er reiste ohne Visum mit einer Gruppe Mujaheddin illegal nach Afghanistan ein, um den Widerstand gegen die russische `Invasion´ zu dokumentieren. Der Grundstein seines Erfolgs als Photograph für die großen Magazine war damit gelegt. Und die friedliche Berglandschaft begann sich zum Brückenkopf der Amerikaner zu entwickeln, die in den nächsten Jahren die moslemischen Widerstandsgruppen üppig mit Waffen versorgen sollten. 

Auf dieser Indienreise erlebte ich auch zwei andere Themen, die McCurry in diesem Buch behandelt weil er darüber große Reportagen erstellt hat. Die indische Eisenbahn und die Überschwemmungen. Beides kam bei mir zusammen, als ich nach durchfahrener Nacht im Morgengrauen eine Bootsfahrt auf dem hoch angeschwollenen Ganges unternahm. Die Boote konnten stromaufwärts nur am Ufer entlang gezogen werden und es bot sich somit die eine oder andere unappetitliche Anblick. Ich bin mir auch sicher, dass ich angespülte Leichenteile fotografiert habe aber in den Bildern, die ich noch habe, findet sich natürlich nichts dergleichen. Somit wurde die Lektüre auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit. Ich war zwar nie in Bombay, über dessen Innenleben McCurry auch mindestens eine Reportage gemacht hat, aber was in den Bilder dazu so deutlich zutage tritt – nämlich die tiefe Kluft zwischen dem „Airconditioning-Indien“ und dem Leben am Straßenrand –  war auch das, was mich bei meiner damaligen Reise am nachhaltigsten geschockt hat. Und ich glaube, daran hat sich, trotz einer wahrscheinlich gewachsenen Mittelschicht,nicht wirklich etwas geändert. Wo ich auch nie war –  obwohl ich das immer sehen wollte und viel darüber gelesen habe –  ist Kaschmir und Ladakh, die Traumtäler der Hippies. Eigentlich war Kaschmir auf dem Reiseplan, aber wenn ich mich recht entsinne, gab es auch damals schon Spannungen zwischen den verschiedenen Religionsgruppen und Reisebeschränkungen. McCurry mit seinen Presseausweisen und Reisebegleitern hat das Gebiet oft besucht und wunderbar dokumentiert.

Insgesamt wird mir anhand dieses Buches deutlich, was für ein zutiefst trauriges Gefühl diese dokumentarische Photographie hinterlässt, vor allem dann, wenn sie nicht mehr ganz taufrisch ist. Wie brutal die Kräfte der Globalisierung bzw. die dadurch ausgelösten Konflikte über die gewachsenen traditionellen, kulturellen Gemeinschaften hinweggefegt sind. Afghanistan ist nicht mehr was es mal war, Kaschmir und Tibet sind durch Konflikte verwüstet, der Jemen wird aktuell plattgemacht. Und um das durch eigene Erfahrung zu ergänzen; weder Palmyra noch die Altstadt von Aleppo in Syrien, die ich in den achtziger Jahren gesehen habe existieren noch so, wie ich Sie gesehen habe. Und ich hab noch nicht mal ordentlich photographiert, damals. Nur der Monsun ist unverändert und die indische Eisenbahn fährt auch noch.

Tief beeindruckt hat mich auch seine Ausstellung über `Glaube und Gebet´,  die ich 2018 In Tuttlingen sehen konnte. Wie gefühlvoll er aus seinem fast weltumfassenden  Fundus heraus dieses Thema in seiner ganzen Diversität zeigen kann, ist schon beeindruckend. Das Bild von den kopfüberhängenden Mönchen, denen ich im meinem Bild ( siehe oben) wieder auf die Beine geholfen habe ist nur eines von vielen einfühlsamen Portraits echter Hingabe. Dort fand ich auch ein Bild, dass McCurry in Amritsar im goldenen Tempel gemacht hat, und das mich daran erinnert, dass wir diesen Tempel 1978 auch besucht haben, staunend über das Leben und den Glauben der Sikhs. Ein wunderbarer Ort mit friedlichen, frommen  Menschen, die damals noch nicht ahnen konnten, was ihnen noch alles an Gewalt bevorstehen sollte.

Iconic images are symbolic of counties, cultures or  historical events, but then they often have an eventful history themselves. In addition, as I would like to show here, they also link to the individual biography.

I can’t remember where I read about the story of Steve McCurry’s  Afghan girl. But it was enough to get me to buy the book ‘Untold’ about McCurry’s life and the life of his pictures. If I had expected to find a whole book full of sensational stories like in the press or on effect-grabbing photo homepages I was a bit disappointed.

The cover story of the Afghan girl, who was world famous and nameless for 17 years, is quickly told. In 2001 McCurry went on an expedition to Pakistan, to try to find out the identity of the 1984 twelve year old girl. It shudders a little, when you consider that she  somewhere in contested Afghanistan or a Pakistani refugee camp is enduring a secluded hard life while her picture has catapulted the photographer to world fame. Well, she is found is little impressed by her fame and is reluctant to share in the success. A trip to Mecca and a sewing machine for her daughter is all she wants. Pictures are not her world. Were it not for the fantastic pictures, the book would not be worthwhile. Travel stories have been told so much already.

But what I discover, while reading, is a connection to my own biography to dream and wish landscapes and to topics, that have occupied me at some point or still do. It already starts with the blue-eyedness, with which one is apparently  gondolaing around at the end of the 70s of the last century.  After my high school graduation in 1978 I went overland to India. Back then we only got a transit visa (7 days) for Afghanistan. That’s why we went from Peshavar to the mountains right after the border. A peaceful border area, where only drugs were smuggled. One year later when McCurry was on the way in this very area (Chitral) he had the opportunity to change his life. He entered Afghanistan illegally without a visa with a group of Mujahidin, to document the resistance against the Russian ‘invasion’. The cornerstone of his success as a photographer for the big magazines was thus laid. And the peaceful mountain landscape began to develop into a bridgehead for the Americans, from were to supply the Muslim resistance groups with lavish weapons in the years to come. 

On this trip to India I also experienced two other topics, that McCurry covers in the book because he made great reports about them. The Indian railway and the floods. Both of them came together, when I went on a boat trip on the highly swollen Ganges at dawn after traveling the railway at night. The boats could only be pulled upstream along the bank and so there were one or two unappetizing sights. I’m sure that I took pictures of washed up body parts but in the pictures I still have there is nothing like that. So the reading became a journey into my own past. I have never been to Bombay and McCurry did at least one report about its inner life but what is so obvious in the pictures is the deep gap between the “Air-conditioning India” and life on the roadside.

Where I have never been, although I always wanted to see it and read a lot about it, is Kashmir and Ladakh, the dream valleys of the hippies. Actually Kashmir was on the itinerary but, if I remember correctly, there were already tensions between the different religious groups and travel restrictions. McCurry with his press card and travel companions often visited the area and documented it wonderfully.

All in all, this book makes it clear to me, what a deeply sad feeling this documentary photography leaves behind, especially when it is no longer quite dewy. How brutally the forces of globalization and the conflicts it has triggered have swept over grown traditional, cultural communities. Afghanistan is no longer what it used to be, Kashmir and Tibet are devastated by conflicts, Yemen is currently being flattened. And to supplement this with my own experience, neither Palmyra nor the old town of Aleppo in Syria, which I saw in the eighties, still exist as I saw them.

I was also deeply impressed by his exhibition on ‘Faith and Prayer’, which I was able to see in Tuttlingen/Germany  in 2018. How sensitively he can show this topic in all its diversity from his almost worldwide fundus is quite impressive. The picture of the head-hanging monks, whom I helped to get back on their feet in my picture above, is only one of many sensitive portraits of true devotion. There I also found a picture, that McCurry took in Amritsar in the Golden Temple and that reminds me, that we visited this temple in 1978 and were amazed about the life and faith of the Sikhs. A wonderful place with peaceful, devout people who did not know at that time, what violence they would face.

Translated with the help of www.DeepL.com/Translator

Diese Erinnerungsbilder zeigen trotz meiner Entfärbungsbemühungen, dass Sie vor über 40 Jahren mit minderwertigem Material aufgenommen wurden. Sie zeigen auch sehr schön die Differenz zum Auge des Photo-Reporters, der McCurry damals war.

Despite my efforts to decolorize, these souvenir pictures show that they were taken over 40 years ago with inferior material. They also show very nicely the difference to the eye of the photo reporter who was McCurry back then.

4 Comments

  1. Rolf Noe

    Nachträglich hat sich herausgestellt dass ich diesen post genau an McCurrys 75ten Geburtstag gepostet hab ohne vorher etwas davon zu wissen. Das glaubt mir eh kein Mensch.

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