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Immer schon eine starke Frau / Always a strong woman

Ganz oben auf dem Stapel / At the top of the pile

Komischerweise durch ein Interview in einem Podcast bin ich auf Herlinde Koelbl aufmerksam geworden. Was sie dort von ihrem Werdegang erzählt, hat mich so neugierig gemacht, dass ich mir ihre Homepage angeschaut und auch eines ihrer Bücher bestellt habe.

Das Gesamtwerk von Herlinde Kölbl ist fast unüberschaubar, aber beim Betrachten ihrer Projekte steigt mein Respekt vor dieser Frau mit jedem Schritt, den ich mich ihren Projekten annähere. Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail, dass mir aus dem Interview im Sinn geblieben ist, ist das Herlinde Kölbl sich ihre Themen immer selbst gestellt hat. Sie hat nicht Aufträge bearbeitet, sondern die Themen, die sie wirklich interessiert haben, konsequent verfolgt umgesetzt und dann verkauft. Eines ihrer bekanntesten und erstaunlichsten Projekte ist “Spuren der Macht”. Hier hat sie Politiker über einen Zeitraum von acht oder neun Jahren immer wieder porträtiert, um zu zeigen, was diese Zeit mit ihren Gesichtern angestellt hat. Unter den Porträtierten sind so prominente Gesichter wie Angela Merkel und Joschka Fischer. Interessant an dem Buch ist, dass es eben nicht nur ein Photobuch ist, sondern über den ganzen Zeitraum verteilt auch von Herlinde Koelbl mit den Politikern geführte Interviews enthält, die, da die Politiker wussten, dass das Buch erst nach ein paar Jahren erscheinen würde, relativ ehrliche und weniger auf den Erfolg bei der nächsten Wahl gerichtete Selbsteinschätzungen enthalten. Inzwischen nur noch ein Zeitdokument, aber nichtsdestotrotz spannend. In einem Interview in SWR1 Leute erwähnt sie am Rande, dass Sie nach dem Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel die bis heute weiter verfolgte Bilderserie mit ihr veröffentlichen wird. Da kann man gespannt sein.

Wie groß war meine Überraschung, als ich im Gespräch mit meinem Freund Malcolm erfahren musste, dass Herlinde Kölbl die Spuren der Macht anlässlich des Fotoherbstes 2002 in Schömberg  (siehe unten) gezeigt hat. Interessanterweise erscheint diese Ausstellung nicht auf ihrer Homepage (aber möglicherweise ist Schömberg im Vergleich mit Hamburg, Köln, Bonn und Paris nicht ganz so wichtig). Auch 2004 war sie mit „Jüdische Gesichter“ wieder in Schömberg und Pforzheim präsent. Ich frage mich, wie Bürgermeister und Kurator es geschafft haben, sie hierher zu holen und noch mehr frage ich mich, wie ich es geschafft habe diese Ausstellung in meinem damaligen Heimatort zu ignorieren.

Herlinde Kölbl hat es fast noch mehr als Walter Scheels  geschafft Themen in ihrer Fotografie anzusprechen, die gesellschaftliche relevant waren oder auf dem Weg waren, es zu werden. Neuestes Beispiel ist ihr Buch über Wissenschaftler/innen.  Ich habe es zwar noch nicht gelesen/angeschaut erkenne aber darin schon ein zeitgemäßes Statement gegen die gefühlten Wahrheiten mancher alten Männer und neoreligiöser Realitätsflüchtlinge.

 

Strangely enough, I became aware of Herlinde Koelbl through an interview in a podcast. What she tells about her career there made me so curious that I took a look at her homepage and also ordered one of her books.


Herlinde Koelbl’s oeuvre is almost unmanageable, but when I look at her projects, my respect for this woman increases with every step I take towards her projects. A small but not unimportant detail that has remained in my mind from the interview is that Herlinde Koelbl has always set herself her own themes. She did not work on commissions, but consistently pursued and then sold the themes that really interested her. One of her best-known and most astonishing projects is “Traces of Power”. Here she portrayed (german) politicians over a period of eight or nine years to show what this time has done to their faces. Among those portrayed are such prominent faces as Angela Merkel and Joschka Fischer. What is interesting about the book is that it is not just a book of photographs, but also contains interviews with the politicians conducted by Herlinde Koelbl over the entire period. Since the politicians knew that the book would not be published for a few years, these interviews contain relatively honest self-assessments that are less focused on success in the next election. In the meantime only a contemporary document, but nevertheless exciting. In an interview on SWR1 Leute she mentions in passing that after the end of Angela Merkel’s chancellorship she will publish the series of pictures with her that has been pursued to this day. One can be curious about that.


How great was my surprise when I found out in conversation with my friend Malcolm that Herlinde Koelbl had shown Traces of Power on the occasion of the Fotoherbst 2002 in Schömberg (see article below). Interestingly, this exhibition does not appear on her homepage (but maybe Schömberg is not that important compared to Hamburg, Cologne, Bonn and Paris). In 2004, she was again present in Schömberg and Pforzheim with “Jewish Faces”. I wonder how the mayor and the curator managed to bring her here, and even more I wonder how I managed to ignore this exhibition in my hometown at that time.


Herlinde Koelbl, almost more than Walter Scheels, has managed to address issues in her photography that were socially relevant or on their way to becoming so. The most recent example is her book about scientists. I haven’t read it yet, but I see it as a contemporary statement against the perceived truths of some old men and neo-religious reality refugees.

 

Translated with www.DeepL.com/Translator

 

9 Comments

  1. Klaus

    Von ihren Fotoprojekten war ich schon seit dem “Deutschen Wohnzimmer” begeistert, dazu dann noch die Arbeiten von Diane Arbus in einer Ausstellung hier, das hat mich in tiefe Zweifel gestürzt, ob es nicht besser ist, mit meinem banalen Fotografieren ganz aufzuhören.

  2. Harald S.

    Ja, herzlichen Dank Rolf. Diese starke Frau ist auch für mich eine inspirierende Neuentdeckung.

  3. Ule Rolff

    Eigenartig: den zweiten Band von oben in deinem Stapel hatte ich vor fünf Minuten noch in der Hand.
    Herlinde Koelbl finde ich großartig, vor etwa sieben Jahren habe ich sie bei einer Ausstellungseröffnung im Schloss Oberhausen erlebt und fand sie auch als Person unvergesslich.

    • Rolf Noe

      Ja, MEIN BLICK ist ein guter Überblick über einige ihrer Themen. Das hab ich mir zuerst gekauft. Aber es lohnt sich auch
      in die Bücher über ein einzelnes Thema reinzuschauen. Das über die Wissenschaftler*innen interessiert mich, ist mir aber noch zu teuer weil neu. Leider habe ich die Photographin selbst noch nicht kennengelernt.

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