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Leerstand und Kreativität / Vacancy and creativity

Ein besonderes Augenmerk richte ich in diesem Blog auf lokale Initiativen. Nicht nur weil sie mir zwangsläufig nahe liegen, sondern auch weil sich dabei im Kleinen vieles zeigt, was auch im Großen problematisch oder aber auch problemlösend ist. So bin ich, gleich nachdem ich die Freitags-Zeitung am Samstag zum Frühstück gelesen hatte, losgezogen (ja, ich habe am Wochenende die lokale Zeitung abonniert – nicht, weil ich da besonders viel Vernünftiges drin finde, sondern wegen den Veranstaltungen und weil ich beim Frühstück gerne in diesem großen, weichen Papier blättere)

Es ging nach Pforzheim, Westliche Karl Friedrich Nr. 7  bis 11. Ein Blick in den Stadtplan im Netz sagt mir, dass es das östliche Ende der Fußgängerzone ist. Das gibt es eine Ausstellung von Fotos in den Schaufenstern leerstehender Läden. Organisiert von der Initiative „Leerstand als Freiraum“, die versucht in Zwischen-Nutzung oder als Übernahme leerstehende Objekte für die Kultur bespielbar zu machen.

Wenn man zurzeit darüber nachdenkt, was stadtplanerisch gegen die zunehmende ökologische Krise getan werden könnte sind vor allem die Begriffe “Nachverdichtung” und “Leerstand” diejenigen, die am heißesten diskutiert werden. Das ist nicht nur auf die Stadt bezogen. Auch in kleineren Gemeinden werden bisher ungenutzte Grundstücke bebaut, was zum einen für Unmut sorgt, weil die kleine Wiese mit den Obstbäumen auch schön war und die Kinder da spielen konnten. Auf der anderen Seite hätte man auch nicht wollen, dass ein Stück Wald gerodet wird, um das Haus an den Ortsrand zu bauen. Ähnlich emotional geht es auch zu, wenn es um Leerstand geht. Egal ob Wohnraum oder wie hier als Ausstellungsraum dringend gebraucht gibt es natürlich immer auch anders gelagerte Interessen.

In den Schaufenstern dieser ehemaligen Ladenlokale am Rande der Fußgängerzone sind großformatige Bilder zu sehen, auf denen Tänzer miteinander in Kontakt treten. Hände, Füße und andere Körperteile berühren sich. Die Bilder berühren auch mich. Wehmütig fast ein wenig abwehrend reagiere ich auf die innigen Berührung in den Werken. Man soll ja nicht alles Corona in die Schuhe schieben. Aber die kleinen Berührungen im Alltag, die wenn auch flüchtigen Umarmungen, Hände, die sich berühren. Das fehlt doch. Und es wird, wenn überhaupt, nur zögerlich zurückkommen. Die Bilder stammen vom Photographen Rüdiger Breitbach, der das Projekt „Tanz, unplugged“ von Lina Höhne  für eine Postkartenedition und eben auch für diese Ausstellung photographiert hat.

Neben der Schaufenster-Galerie gibt es noch einen Projekt-Raum des LAF, in dem Studenten der Fachhochschule für Gestaltung über Projekte informieren, die mit Stadtgestaltung zusammenhängen. Da erfahre ich auch den neuesten Stand in Sachen Schlachthof (über eine Ausstellung dort hatte ich schon berichtet ). Der Pforzheimer Gemeinderat wird demnächst entscheiden, ob die Initiative, die den alten Schlachthof für eine Mischnutzung aus, Wohnungen, Ateliers und Gewerbe umbauen möchte, diesen zum Zwecke der Umgestaltung in Erbpacht zur Verfügung gestellt bekommt.

Im Internet und in der Tagespresse lese ich über das große Städtebau-Projekt City-Ost, das zwar umstritten ist, aber wohl kommen wird. Auf meiner Festplatte finde ich noch einige Bilder aus diesem Teil der Stadt, die diese verlassene Ecke Pforzheims dokumentieren, deren Niedergang schon mit der Einrichtung der Fußgängerzone, die Kunden von hier abzog, begonnen hat und dem Großprojekt City-Ost endgültig zum Opfer fallen wird.

In this blog, I pay special attention to local initiatives. Not only because they are inevitably close to me, but also because they reveal many things on a small scale that are also problematic or problem-solving on a large scale. So, right after I had read the Friday newspaper for breakfast on Saturday, I set off (yes, I subscribe to the local newspaper at the weekend – not because I find a lot of sensible things in it, but because of the events and because I like to leaf through this large, soft paper at breakfast).

It went to Pforzheim, West Karl Friedrich nr. 7 to 11. A look at the city map on the net tells me that it is the eastern end of the pedestrian zone. That there is an exhibition of photos in the windows of vacant stores. Organized by the initiative “Leerstand als Freiraum”, which tries to make vacant objects playable for culture in interim use or as a takeover.

When one currently thinks about what can be done in terms of urban planning to counter the increasing ecological crisis, the terms “redensification” and “vacancy” are the ones that are most hotly discussed. This is not unique to the city. Even in smaller communities, previously unused plots of land are being built on, which on the one hand causes resentment because the small meadow with the fruit trees was also nice, and the children could play there. On the other hand, one would not have wanted, that a piece of forest is cleared, in order to build the house at the local edge. Similary emotional are the discussions, if it concerns vacancy. No matter whether urgently needed as living space or as here as exhibition space  there are on the other hand  also different interests.

In the windows of these former stores on the edge of the pedestrian zone, large-format pictures can be seen on which dancers come into contact with each other. Hands, feet and other body parts touch each other. The pictures touch me, too. Wistfully, almost a little defensively, I react to this intimate touch in the works. One should not blame Corona for everything. But the small touches in everyday life, the even fleeting embraces, hands that touch. That’s what’s missing. And it will come back only hesitantly, if at all. The pictures come from the photographer Rüdiger Breitbach, who photographed the project “Dance, unplugged” by Lina Höhne for a postcard edition and also for this exhibition.

In addition to the showcase gallery, there is also a project room of the LAF, where students of the University of Applied Sciences in Design  inform about projects related to urban design. There I also get the latest news about the old slaughterhouse (I already reported about an exhibition there). The Pforzheim city council will soon decide, whether the initiative, which would like to convert the old slaughterhouse for a mixed use of apartments, studios and business, will be given the leasehold for the purpose of the conversion.

On the Internet and in the daily press I read about the large urban development project City East, which is controversial but will probably come. On my hard disk I still find some pictures from this part of the city, which document this abandoned corner of Pforzheim, whose decline has already begun with the establishment of the pedestrian zone, which drew customers away from here, and will finally fall victim to the large-scale project City East.

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1 Comment

  1. fotokunsths

    Vielen Dank für den interessanten Bericht, Rolf. Das Projekt LaF ist schon länger mit innovativen Ideen aktiv. Persönlich betrachte ich die Umgestaltung der östlichen Innenstadt Pforzheims mit freundlicher Skepsis. Die Alternative wäre, nichts zu tun und den allmählichen Zerfall zu beklagen. Jede Stadt verändert sich ständig und die Gestaltung des öffentlichen Raums ist immer ein Risiko: Wird der neugestaltete Raum angenommen oder nicht? Nachdem der öffentliche Raum inzwischen zu einem großen Teil ins Digitale verlagert ist, sind die Herausfoderungen der Stadtplaner gewaltig. Ein erfolgversprechendes, aber aus meiner Sicht dubioses, Konzept ist die Re-Inszenierung der Vergangenheit, wie es bei der “Neuen Altstadt” in Frankfurt am Main zur Anwendung kam.

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