Gleich einen Tag nach der Eröffnung war ich da, um mir diese groß angekündigte Thomas Ruff-Ausstellung anzuschauen und mir selbst ein Bild zu machen. Kein einziges der gezeigten Werke ist im klassischen Sinne ein von Thomas Ruff aufgenommenes Photo. Und trotzdem zeigt diese Ausstellung mehr über Photographie als je eine Photoausstellung zu zeigen vermag. Ruf nimmt sich systematisch verschiedener Aspekte der Photografie, genauer gesagt der Photographie-Geschichte an.
Gleich beim Eintritt das einfachste Beispiel. Eine ganze Wand mit Pressebildern (s.u.), die Ruff in den Achtzigerjahren gesammelt hat und nun leicht vergrößert, gerahmt und entkontextualisiert als Photowand präsentiert. Damit wirft er die Frage auf, wie viel uns wenn Zeitungsbild noch sagt, wenn es vom erläuternden Text getrennt wird. Mit einer im gleichen Raum präsentierten großformatigen Serie von amerikanischen Pressebildern geht er den umgekehrten Weg. Er präsentiert die Vorder- und die mit Informationen versehene Rückseite übereinander projiziert in einem Bild. Dabei wird deutlich dass es sich für die damit befassten Zeitungsleute um Gebrauchsgegenstände gehandelt hat
Im nächsten Raum geht es um die Struktur digitaler Bilder. Ikonische Bilder werden soweit runter gepixelt, dass man sie gerade noch erkennen kann aber auch sieht aus was sie sich diese jpeg-Bilder zusammensetzen, nämlich aus mehr oder weniger großen Quadraten gleicher Farbe.
Aus der Zeit als Speicherplatz noch knapp und teuer war nimmt Ruff Porno-thumnails, also ganz kleine Vorschaubilder und bearbeitet Sie soweit, dass man auch im Großformat ahnen kann um was es sich handelt. Er gibt den pornographischen Bildern im Übrigen damit wieder eine ästhetische und erotische Komponente, weil eben nicht Alles ganz klar zu erkennen ist.
Er arbeitet mit Kolorierung und Retusche z.B. um Schwarzweiß-Bilder aus medizinischen Fachbüchern aufzuhübschen, oder langweilige schwarz-weiß Bilder von Ausstellungen aus den sechziger Jahren in London zu einem bonbonbunten Kontext zu verhelfen.
Es gibt blauschimmernde Negative zu sehen, mitsamt den Verfallsspuren restaurierte Bilder aus Indien, 3D Bilder vom Mars und chinesische Propaganda-Plakate s.o.). Erwähnung verdienen auch die bearbeiteten Industrie-Photos, auf denen Maschinenbauteile und Werkzeuge nachkoloriert sind um sie von Hintergrund abzuheben.
Die Ausstellung ist der eine erlebnisreiche Zeitreise in die Geschichte des Mediums Photographie. Die Begleitausstellung ist im Gegensatz zu der Hauptausstellung, die super strukturiert und didaktisch aufgebaut geordnet ist, ein wenig zusammengewürfelt zeigt aber noch einige andere Werk von Ruff z.b. seine frühen Porträts und die Farbflächen. Sein Werk hat sich von den dokumentarischen Wurzeln in der Becherschule hin zu einer reflektierten Praxis entwickelt in der die Photographie nicht mehr Mittel der Darstellung ist sondern selbst zum Objekt wird.
Right one day after the opening I was there to see this big announced Thomas Ruff exhibition and to get a picture for myself. None of the works shown is a photo taken by Thomas Ruff in the classical sense. And yet this exhibition shows more about photography than any other photo exhibition has ever been able to show. Ruff systematically addresses various aspects of photography, or more precisely, the history of photography.
The simplest example right at the entrance. An entire wall of press photos see below), that Ruff collected in the eighties and now presents slightly enlarged, framed and de-contextualized as a photo wall. In this way, he raises the question of how much more a newspaper picture still tells us when it is separated from the explanatory text. With a large-format series of American press photos presented in the same room, he takes the opposite approach. He presents the front and the back, which is provided with information, projected on top of each other in one image. It becomes clear that for the newspaper people involved, these were everyday objects
The next room deals with the structure of digital images. Iconic images are pixelated down to a level where you can just see them, but also see what they are made up of, namely more or less large squares of the same color.
From the time when storage space was scarce and expensive Ruff takes porn thumnails, i.e. very small preview pictures and edits them so far that you can guess what they are even in large format. He gives the pornographic pictures an aesthetic and erotic component again, because not everything is clearly visible.
He works with coloration and retouching, e.g. to make black-and-white pictures from medical textbooks prettier, or to give boring black-and-white pictures from exhibitions in London in the sixties a candy-colored context.
There are blue shimmering negatives to be seen, pictures from India restored along with the traces of decay, 3D pictures from planet Mars and Chinese propaganda posters see above). Also worth mentioning are the edited industrial photos, in which machine parts and tools are colored to make them stand out from the background.
The exhibition is an eventful journey through time into the history of the medium of photography. The accompanying exhibition is in contrast to the main exhibition, which is super structured and didactically arranged, but a little thrown together shows some other works of Ruff, e.g. his early portraits and the colored areas. His work has developed from its documentary roots in the Becher school to a reflected practice in which photography is no longer a means of representation but becomes an object in itself.
Translated withthe help of DeepL.com