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Über das Schöne in der Fotografie / On Beauty in Photography

Das Bild zeigt eine Kehre einer Serpentinen starße im Schwarzwald mit Wolken im Hintergrund

bei Loffenau (Harald Spies)

Über das Thema Schönheit in der Fotografie empfinde ich einen inneren Zwiespalt. Er macht sich von Zeit zu Zeit als eine Art „ungutes Gefühl“ bemerkbar. Auslöser waren diesmal Kommentare zu einer Fotoserie von mir auf Flickr. Ich hatte eine kleine Winterreise durch den Nordschwarzwald dokumentiert. Eines der Bilder wurde für „Explore“ ausgewählt und erhielt etliche der üblichen „Wonderful capture!“-Kommentare. Damit kann ich ja noch leben. Aber es ging weiter: „Also wenn das nicht schön ist…“, „Das ist schön.“, „tatsächlich – 3 Flieger, schön!“ usw. Das sind Kommentare von Flickr-Nutzerinnen und Nutzern, die mir etwas bedeuten.

Ich frage mich, woher mein Unbehagen an der Schönheit herkommt. Eigentlich bin ich ein großer Freund der Schönheit. Schönes bereitet mir oft ein intensives, fast körperliches Wohlbehagen. Aber – und ich glaube das könnte ein Schlüssel sein – es versammelt sich unter dem Oberbegriff Schönheit sehr viele Unterschiedliches, teilweise Gegensätzliches. Und diese Bandbreite spiegelt sich stark in der zeitgenössischen Fotografie, wie sie auf Flickr und anderen Plattformen gezeigt wird.

Es gibt Arten der Schönheit, die mir zusagen: die Schönheit des Schlichten, aber auch die der Opulenz, die subtile, die verborgene Schönheit (man sieht sie frühestens auf den zweiten Blick), die Schönheit des Zufälligen, die der Melancholie, die Schönheit der gelungenen Proportionen, und viele mehr.

Und dann gibt es überzeichnete, künstlich verstärkte, ins Unnatürliche geglättete, aufdringliche, penetrante Schönheiten. Die sind mir zuwider. Fotos mit dieser Art von Ästhetik sind auf Flickr weit verbreitet und – gemessen an der Zahl der Aufrufe – oft erfolgreich. Es ist die leere Ästhetik der Werbeindustrie, des technischen Manierismus und der oberflächlichen Effekthascherei.

Instinktiv fürchte ich mich wohl davor, Applaus von der falschen Seite zu bekommen.

Es ist aber auch ein aktuelles kulturelles Unbehagen an der Schönheit, das mich infiziert hat: „Seit der Moderne ist der Schönheitsbegriff in der Kunst ziemlich verpönt. Harmonie, das Schöne und das Wahre sind zu Reizworten geworden.“, sagte die Malerin Karin Kneffel in einem Interview mit Annette Vogel. Aber sie ließ das so nicht stehen: „Dabei hat Schönheit mit Form, dem Bedürfnis nach Ausdruck und Gestaltung zu tun. Ich halte Schönheit immer noch für ein Merkmal der Kunst, ohne das sich kein Inhalt transportieren, kein Bild von der Welt formen lässt.“ Karin Kneffel, eine der international erfolgreichsten Malerinnen Deutschlands ist u. A. bekannt für ihre überdimensionalen Bilder von Früchten. Rolf hat im Februar 2020 eine Kneffel-Ausstellung hier im Blog besprochen.

Also, wohin hat mich diese kurze Exkursion führt? Zu einer vermehrten Gelassenheit gegenüber meinen eigenen Einwänden. Schönheit ist nicht verboten. Also – weshalb sollte ich sie mir verbieten?

I have an inner conflict about the subject of beauty in photography. From time to time it makes itself felt as a kind of “bad feeling”. This time it was triggered by comments on a photo series of mine on Flickr. I had documented a short winter trip through the northern Black Forest. One of the pictures was selected for “Explore” and received quite a few of the usual “Wonderful capture!” comments. I can still live with that. But it went on: “Well, if that’s not beautiful…”, “That’s beautiful.”, “actually – 3 planes, beautiful!” etc. These are comments from Flickr users who mean something to me.

I wonder where my discomfort with beauty comes from. Actually, I am a great friend of beauty. Beauty often gives me an intense, almost physical sense of well-being. But – and I think this could be a key – there are a lot of different, sometimes contradictory things gathered under the umbrella term beauty. And this range is strongly reflected in contemporary photography as shown on Flickr and other platforms.

There are types of beauty that appeal to me: the beauty of simplicity, but also that of opulence, the subtle, the hidden beauty (one sees it at second glance at the earliest), the beauty of the coincidental, that of melancholy, the beauty of successful proportions, and many more.

And then there are overdrawn, artificially amplified, smoothed into the unnatural, obtrusive, penetrating beauties. These are repugnant to me. Photos with this kind of aesthetic are widespread on Flickr and – judging by the number of views – often successful. It is the empty aesthetic of the advertising industry, of technical mannerism and superficial showmanship.

I guess instinctively I’m afraid of getting applause from the wrong side.

But it is also a current cultural unease about beauty that has infected me: “Since modernism, the concept of beauty in art has been pretty much frowned upon. Harmony, the beautiful and the true have become irritant words,” said the painter Karin Kneffel in an interview with Annette Vogel. But she didn’t let it stand like that: “Yet beauty has to do with form, the need for expression and design. I still consider beauty a characteristic of art, without which no content can be transported, no image of the world can be formed.” Karin Kneffel, one of Germany’s most internationally successful painters is known, among other things, for her oversized paintings of fruit. Rolf reviewed a Kneffel exhibition here on the blog in February 2020.

So where did this short excursion lead me? To an increased serenity in the face of my own objections. Beauty is not forbidden. So – why should I forbid it to myself?

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

2 Comments

  1. Andreas

    Ehrlich gesagt suche ich beim Fotografieren nach Schönheit. Um das Schöne nicht überzubetonen, setze ich eine schlichte Form dagegen. So nach dem Motto “Deadpan meets Romantik”, zum Beispiel. Es gibt ja aber auch die andere Möglichkeit, etwas Schönes in dem zu finden, was man eigentlich als hässlich betrachten würde. Das hat dann oft wieder mit einer schönen Form zu tun.

  2. Rolf Noe

    Ich empfinde meine Flirts mit der Schönheit weniger ein Zwiespalt; eher als ein Rückfall in eine schöne aber naive Zeit, in der Schönheit noch gereicht hat. Das Motiv sollte schön sein oder Möglichkeiten bieten es schön zu präsentieren. Und alle sollten applaudieren, weil das Bild schön ist. Wenn ich mich heute dabei ertappe wieder in diesen Modus zurückzufallen ärgere ich mich manchmal, und manchmal lächel ich auch bloß über mich selbst…

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