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Was bleibt? / What’s left?

Spätestens seit dem Artikel über den Vorlass von Hans Hansen in der Sommerausgabe 21 der PHOTONEWS beschäftigt mich das Thema Nachlass bzw. Frage, was aus den ganzen Bildern wird, die ich so in meinem Leben gemacht habe. Bei meinem Vater ist es wenigstens noch ein komplett materieller Nachlass aus Pappkisten voll mit geladenen dir Magazinen und Filmrollen. Mein Nachlass könnte man in Form von ein paar Festplatten in einem Aktenkoffer packen. Keine Sorgen muss man sich um die Nachlässe der großen Namen machen, aber was ist mit den vielen ernsthaften aber unberühmten Photokünstlern, Photojournalisten und Berufsphotographen? Bei einem kleinen Abstecher nach Frankfurt/Main Ende Oktober habe ich mir Ausstellungen angesehen, die um dieses Thema kreisten.

Im Karmeliterkloster hängen eine bunte Mischung aus prominenten Photos die irgendeinen Bezug zu Frankfurt haben. Da stehen die Dargestellten im Fokus. Über die Photographen erfährt man so gut wie nichts. Und außer Frank Zappa, der in Frankfurt seinen `Yellow Shark´ aufgeführt hat, sind das alles Mainstream-Promis, die mich wenig interessieren. Der Besuch ist schnell beendet.

Ever since the article about Hans Hansen’s premature legacy in the summer issue 21 of PHOTONEWS, I have been preoccupied with the subject of the estate and the question of what will become of all the pictures I have taken in my life. In my father’s case, at least, there is a complete material estate of cardboard boxes full of loaded magazines and rolls of film. My estate could be packed into a briefcase in the form of a few hard drives. No need to worry about the estates of the big names, but what about the many serious but unfamous photo artists, photojournalists, and professional photographers? On a short trip to Frankfurt/Main at the end of October, I went to see exhibitions that revolved around this theme.

In the Carmelite monastery there is a colourful mixture of prominent photos that have some connection to Frankfurt. The focus is on the people portrayed. You learn next to nothing about the photographers. And apart from Frank Zappa, who performed his ‘Yellow Shark’ in Frankfurt, they are all mainstream celebrities who interest me little. The visit is quickly over.

Enttäuschend auch die “Ausstellung” zu `Schöne ordentliche Bilderwelt – Erziehung zum Wegsehen´, die im Historischen Museum im Rahmen des Themas `Frankfurt und der NS´ zu sehen ist. Eigentlich nur ein großes Panel, das anhand von Bildern eines Otto Emmel sehr schön zeigt, wie Bilder sich in der NS-Zeit in den Dienst der herrschenden Ideologie gestellt haben. Es sind kleine Akzentsetzungen, die den Unterschied machen z.b. und werden Bilder von Karneval gezeigt. Allerdings alles Bilder von Garden in denen in Reih und Glied irgendeinem stabschwingenden “Führer” zu hinterhermarschiert wird. Als ob es nicht auch andere Szenen im Karneval geben würde. Vom Fotografen erfahren wir immerhin einiges aus dieser Zeit. Was nach dem Krieg aus dem geworden ist, ist unbekannt. Auch seine restlichen Bilder sind wohl verschwunden.

Also disappointing is the “exhibition” on ‘Schöne ordentliche Bilderwelt – Erziehung zum Wegsehen‘,  which can be seen in the Historisches Museum as part of the theme ‘Frankfurt and the NS’. It is actually just a large panel that uses pictures by an Otto Emmel to show very nicely how pictures placed themselves in the service of the ruling ideology during the Nazi era. It is the small accentuations that make the difference, e.g. pictures of carnivals are shown. However, these are all pictures of guards marching in rank and file behind some baton-waving “leader”. As if there weren’t other scenes in carnival. At least the photographer tells us a few things about that time. What became of him after the war is unknown. The rest of his pictures have also disappeared.

Aus einem kompletten Nachlass konnten die Kurator*innen des Fotografie Forum Frankfurt (FFF) ihre Ausstellung “My Mind´s Eye”  zusammenstellen. Peter Fink (1907 bis 1984) war seinerzeit einer der erfolgreichsten Photographen Amerikas. Modephotograph, Reisephotograph aber auch ein Photograph, der viel ausgestellt wurde. Hier ist auch die Biografie vollständig bekannt (siehe auch Bericht in den PHOTONEWS vom Oktober). Was mir nochmals sehr eindrücklich wurde, ist die Vielfalt der Themen, die so ein Photograph im Laufe seines Lebens verfolgt. Es mag schon so etwas geben, wie einen persönlichen Stil, aber die Vielfalt der Themen führt auch dazu, dass es auch vielfältige Stilmittel gibt, die zum Einsatz kommen.

The curators of the Fotografie Forum Frankfurt (FFF) were able to put together their exhibition “My Mind’s Eye”  from a complete estate. Peter Fink (1907 to 1984) was one of the most successful photographers in America at the time. Fashion photographer, travel photographer but also a photographer who was exhibited a lot. Here, the biography is also completely known (see also report in the PHOTONEWS of October). What became very impressive to me once again is the variety of themes that such a photographer pursues in the course of his life. There may be something like a personal style, but the variety of themes also leads to a variety of stylistic devices being used.

Wenn wir vom besonderen Stil eines Photographen reden oder davon ausgehen, dass er bestimmte Sujets bevorzugt (hat) ist das möglicherweise ein Effekt, der dadurch entsteht, dass Photographen zu Lebzeiten bestimmte Aspekte ihres Werkes betonen. Indem Sie sie mehr zeigen, ausstellen, verkaufen als andere Aspekte, die vielleicht privaterer Natur sind, oder als nicht für Ausstellungen, Publikationen, Bücher usw. geeignet erscheinen.

Der Blick ändert sich dann, wenn Jemand anderes z.B. eine Retrospektive zusammenstellt. Dann geht es möglicherweise gerade darum die Bandbreite des Werks zu zeigen und nicht darum einen Aspekt zu betonnen. Das war an der Peter Fink-Ausstellung sehr deutlich zu sehen. Auftragswerke für Mode-Magazine, Photos von Reisen, Portraits, Schnappschüsse, Straßenszenen, sogar Blumen und abstrakte Motive und noch einiges mehr wurde gezeigt. Nicht mehr der projektbedingt eingeengte Blick, sondern der große Überblick über ein ganzes Photographenleben werden hier bis zum 9.1.2022 gezeigt.

When we talk about a photographer’s particular style or assume that he/she favours certain subjects, this is possibly an effect that comes from photographers emphasizing certain aspects of their work during their lifetime. By showing, exhibiting, selling them more than other aspects that may be more private in nature, or may not be seen as suitable for exhibitions, publications, books, etc.

The view then changes when someone else puts together a retrospective, for example. Then it may be a matter of showing the breadth of the work rather than emphasizing one aspect. This was very clear in the Peter Fink exhibition. Commissioned works for fashion magazines, photos of journeys, portraits, snapshots, street scenes, even flowers and abstract motifs and much more were shown. No longer the project-related narrowed view, but the big overview of a whole photographer’s life is shown here until 9.1.2022.

8 Comments

  1. Stefan Brendle

    Mir ging´s vor allem um die “etwas abseitigere Ecken-Produktion”; und die ist bei Leuten wie Wenders wohl kaum gegeben.

  2. Stefan Brendle

    Ahh – dann hab ich das falsch verstanden! Dachte, irgendwelche Promis wären unter die Fotografen gegangen; und man könnte sich nun mit ihren einschlägigen Produkten auseinandersetzen.

    • Rolf Noe

      Das gibts auch. Muss ich aber noch ein wenig recherchieren. Ein Beispiel wäre Wim Wenders, der hat nicht nur tolle
      Filme gemacht, sondern auch sehenswerte Photos, und seine Tochter auch. Oder geht es Dir um bekannte Zeitgenossen?

  3. Stefan Brendle

    Was die in etwas abseitigere Ecken der Fotografie gehörenden Promi-Fotos betrifft, würde mich jetzt – bezogen auf ein paar Beispiele – interessieren: Was wird da dargestellt? Wie wird es dargestellt? Welche Zwecke werden mit Herstellung und Präsentation verfolgt, welche Zwecke könnten verfolgt werden?

    • Rolf Noe

      Die Ausstellung heißt “Abgelichtet” und ist von dem Institut für Stadtgeschichte zusammengestellt. Die abgelichteten Stars waren vorwiegend vom Niveau einer Marika Röck mit ihrem Wieheißternochmal Bäumler, Prof Grzimek oder berühmte Bämbelschwinger an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Die Mutmaßung ist, dass sich die Stadt Frankfurt sozusagen mit dem Glanz dieser Stars und Sternchen schmückt. Hat Sie es nötig? Meist entstehen solche Ausstellungen ja auch aus der Sammelleidenschaft einzelner Bürger, die ihren Schatz dann dem, so würde es hier bei uns auf dem Dorf heißen “Heimat- und Geschichtsverein” überantworten.Die Quelle der Exponate war eindeutig die lokale Presse, wobei es eben nicht nur um Zeitungsausschnitte sondern und vor allem auch Photos handelt. Evtl. aus den Archiven der Zeitungen.

    • Rolf Noe

      Ich interessiere mich ja auch für die etwas abseitigeren Ecken der Photographie, und da gehört diese
      Art von Photographie hin, die ihre Heimat vor allem in der Regenbogenpresse hatte und jetzt wahrscheinlich
      in bisher von mir unerforschte Untiefen des Netzes abgewandert ist.

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