Rolf und mir fiel bei diversen Exkursionen mit der Kamera immer wieder auf, wie stark die Landschaft in unserer Region von Menschen geformt ist, und wie rasch sie sich verändert. Viele Veränderungen werden oft kaum wahrgenommen, sind in ihrer Fülle aber gravierend. Fließgewässer stellten sich als besonders intensive Hotspots der Interaktion von Mensch und Natur heraus.
Die Frage kam auf, wer dokumentiert so etwas? Die kleineren Kommunen haben schon lange aufgegeben, die Veränderungen, sei’s im urbanen Raum, sei’s in der Kulturlandschaft, systematisch in Bildern festzuhalten. Der Beruf des angestellten „Stadtphotographen“ ist in unserer Region ausgestorben. Das Pforzheimer Stadtarchiv vergibt zwar sporadisch Aufträge an Berufsfotografen, um beispielsweise die städtischen Schulen zu dokumentieren. Doch bei den notorisch knappen kommunalen Budgets bleibt vieles unberücksichtigt.
Wer könnte sich dieser verwaisten Aufgabe annehmen, fragten wir uns. Amateurfotografen haben das technische Know-how und die Ausrüstung, um solch eine Aufgabe zu erfüllen. Viele von ihnen hätten vermutlich auch genügend Zeit dafür. Daher reifte der Gedanke, sich an diese Gruppe zu wenden.
Ein Beispiel
Als vorzeigbares Beispiel für dokumentarische regionale Photographie habe ich mir ein kleines Fließgewässer ausgesucht. Der Kämpfelbach entspringt in Ispringen aus einer gefasst Quelle und fließt etwa 11 km lang durch eine Handvoll Dörfer, durch Wiesen und Felder, bis er bei Wilferdingen-Singen in die Pfinz mündet.
Für die Recherche nutzte ich Google Maps und Open Street Map. Ich stellte fest, dass beide Kartendienste auf lokaler Ebene teilweise ungenau und wenig aktuell sind. Sehr hilfreich waren online zugängliche Zeitungsarchive.
Insgesamt machte ich drei kleine Exkursionen mit der Kamera. Dabei kam ich dem Bach immer näher – im Wortsinn – denn manche Perspektive geht nur, wenn man quasi ins Wasser steigt.
Weil ich das Projekt von Anfang an dokumentarisch gedacht habe, verlangte es mir eine strenge Bildauswahl ab. Das Resultat dieser Arbeit ist eine Bildersammlung von 80 Aufnahmen. Daraus entstanden eine Multi-Media-Schau, ein Album auf Flickr und bis zu eine 12-teilige Bilderserie für eine mögliche Ausstellung.
Inzwischen haben wir den Gedanken bei ersten Fotoclubs und anderen, z.T. lockeren, Zusammenschlüssen vorgestellt, mit gutem Echo. Ob der Arbeitskreis zusammenkommt, wird die Reaktion auf die Einladung zu einem ersten gemeinsamen Treffen zeigen. Wir sind gespannt.
During various excursions with the camera, Rolf and I noticed again and again how strongly the landscape in our region is shaped by people and how quickly it changes. Many changes are often hardly noticed, but are serious in their abundance. Running waters turned out to be particularly intense hotspots of interaction between humans and nature.
The question arose, who documents such things? The smaller municipalities have long since given up on systematically recording the changes, be it in the urban space, be it in the cultural landscape, in pictures. The profession of the employed “city photographer” has died out in our region. The Pforzheim city archive does sporadically commission professional photographers to document the city schools, for example. But with the notoriously tight municipal budgets, much remains unconsidered.
Who could take on this orphaned task, we asked ourselves. Amateur photographers have the technical know-how and equipment to accomplish such a task. Many of them would probably also have enough time for it. Therefore, the idea of approaching this group matured.
An example
I have chosen a small watercourse as a presentable example of documentary regional photography. The Kämpfelbach rises in Ispringen from a caged spring and flows for about 11 km through a handful of villages, through meadows and fields, until it flows into the Pfinz river near Wilferdingen-Singen.
For the research, I used Google Maps and Open Street Map. I found that both map services are partly inaccurate and not very up-to-date on a local level. Newspaper archives accessible online were very helpful.
In total, I made three small excursions with the camera. In the process, I got closer and closer to the stream – in the literal sense of the word – because some perspectives are only possible if you virtually step into the water.
Because I intended the project to be documentary from the beginning, it demanded a strict selection of images from me. The result of this work is a collection of 80 images. From this, a multi-media show, an album on Flickr and up to a 12-part picture series for a possible exhibition were created.
In the meantime, we have presented the idea to the first photo clubs and other, partly loose, associations, with a good response. The echo to the invitation to a first joint meeting will show whether the working group will come together. We are curious.
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Dies ist eine wichtige Aufgabe mit der auch Fehlentwicklungen aufgezeigt werden können. Ein Beispiel aus meiner fotografischen Arbeit findet sich hier: https://guckloch.org/2021/04/26/unerwartete-asthetik/
Ja, das ist tatsächlich ein Projekt, in dem du die erstaunliche Ästhetik dieser Materialschlacht gut zum Ausdruck bringst. Es ist bei diesen
engagierten Projekten ja auch sonst oft die Frage, ob man durch das Ästhetisieren des Grauenvollen ihm den Schrecken nimmt. Oder andersrum formuliert,
ob man etwas Erschreckendes auch erschreckend photographieren muss, um eine aufrüttelnde Wirkung zu erzielen.
In dieser Ambivalenz wird es sich immer bewegen und die Wirkung auf den Einzelnen wird unterschiedlich ausfallen.
Einige der Projekte von Rolf und Harald finden sich auf Flickr: Hier https://www.flickr.com/photos/hwspies/albums/72157715085024373 und hier: https://www.flickr.com/photos/hwspies/albums/72157719429915036