Bilder und Text von Harald und Rolf. Video von Harald
Es war nicht der schönste Tag dieses, mit dem miesen Sommer verglichen, schönen Herbstes. So fuhren wir, Harald und Rolf, nach Baden-Baden. Nicht ins Casino und auch nicht ins Festspielhaus, sondern ins Frieder-Burda-Museum. Dort gibt es gerade eine Ausstellung mit Werken von Katharina Sieverding. Das wollten wir uns mal anschauen. Der Name klingt irgendwie, als ob man ihn schon mal gehört haben müsste, und die namensgebende Installation “Die Sonne um Mitternacht schauen “ an der Außenwand des Museums ist sehr beeindruckend.
It was not the most beautiful day of this autumn, compared to the lousy summer. So we, Harald and Rolf, went to Baden-Baden. Not to the casino and not to the Festspielhaus, but to the Frieder Burda Museum. There is an exhibition of works by Katharina Sieverding. We wanted to take a look at that. The name somehow sounds as if you have heard it before, and the eponymous installation “Looking at the Sun at Midnight” on the outside wall of the museum is very impressive.
Wir gingen durch die Ausstellung, schauten uns die ausgestellten Bilder und Filme an, lasen im Begleitheft und tauschten ein paar Bemerkungen aus. Aber erst auf dem anschließend Spaziergang durch Baden-Baden konnten wir uns gegenseitig gestehen, dass wir mit wenigen Ausnahmen so ungefähr gar nichts mit den Exponaten anfangen konnten. Zum einen lag das vielleicht an der zeitlichen Distanz, die so eine Retrospektive mit sich bringt. Aber auch das neueste Werk über Corona und Co von 2020 hat nicht wirklich gezündet. Wir haben jeweils schon verstanden, was die Botschaft der einzelnen Bildtafeln sein soll, aber es gab irgendwie nichts Ergreifendes in den wandhohen, zum Teil aus mehreren Tafel bestehenden Werken. Auch die Texte im Begleitheft waren sehr erklärend, so ähnlich wie in einem Schulbuch. Sie wirkten irgendwie willkürlich und reizten Harald Spottlust, dass man doch auch ganz andere Texte zu den Exponaten schreiben könnte, die genauso wenig überzeugen, aber viel lustiger wären. Rolf hingegen wunderte sich über sich selbst, da er es nicht gewohnt ist, dass ihn Konzeptkunst nicht anspricht. Auch Thomas Ruff hat wie Katharina Sieverding ein umfangreiches Repertoire an Bilder geschaffen, ohne zur Kamera greifen zu müssen, aber das eben auf eine Weise, die es geschafft hat, Rolf zu begeistern.
We walked through the exhibition, looked at the pictures and films on display, read the accompanying booklet and exchanged a few comments. But it was only on the subsequent walk through Baden-Baden that we were able to confess to each other that, with a few exceptions, we could do next to nothing with the exhibits. On the one hand, this was perhaps due to the distance in time that such a retrospective entails. But even the latest work on Corona and Co from 2020 didn’t really hit home. We understood what the message of the individual panels was supposed to be, but somehow there was nothing gripping in the wall-high works, some of which consisted of several panels. The texts in the accompanying booklet were also very explanatory, something like in a school book. They seemed somehow arbitrary and provoked Harald’s mockery that one could write completely different texts about the exhibits, which would be just as unconvincing but much funnier. Rolf, on the other hand, wondered about himself, as he is not used to conceptual art not appealing to him. Thomas Ruff, like Katharina Sieverding, has also created an extensive repertoire of images without having to reach for the camera, but he has done so in a way that has managed to inspire Rolf.
Erstaunlich war, dass wir im Gespräch darüber, wie uns diese Kunst so gar nicht berührt hat, doch auf viele interessante Aspekte stießen, die mehr oder weniger direkt von den Werken angestoßen wurden. Aspekte wie verschiedene Formen der Selbstdarstellung, Verdeutlichung und Verrätselung durch Überblendungen und die Frage, welchen Anteil Sieverdings Lehrer Beuys daran hatte, die Kunst von der Wand zu holen und mitten ins Leben zu stellen, führten zu sehr angeregten Gesprächen.
Als Gegenpol diente uns eine kleine Meditation im Turrell-Farbraum im Keller des Museums frei nach Wittgensteins Worten aus dem Tractatus Logico-Philosophicus :
„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“.
It was astonishing that in the conversation about how this art did not touch us at all, we nevertheless came across many interesting aspects that were more or less directly triggered by the works. Aspects such as various forms of self-representation, clarification and enigma through superimpositions and the question of what part Sieverding’s teacher Beuys played in taking art off the wall and placing it in the middle of life led to very lively conversations.
A short meditation in the Turrell colour room in the basement of the museum served us as a counterpoint according to Wittgenstein’s words from the Tractatus Logico-Philosophicus :
“What one cannot speak about, one must pass over in silence”.
Durchaus spannend, wenn Kunst nicht anregt.
Entweder ist sie platt oder man hat sie nicht verstanden.